Prozessauftakt in Schweinfurt Orthopäde filmte Frauen heimlich in seiner Praxis: „Ich schäme mich zutiefst dafür“

17.04.2023, Bayern, Schweinfurt: Der wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch angeklagte Arzt kommt am Landgericht Schweinfurt an. Der Angeklagte soll im Rahmen seiner Tätigkeit als orthopädischer Facharzt sexuelle Handlungen an Patientinnen vorgenommen und von Patientinnen und Mitarbeiterinnen unbefugt intime Bildaufnahmen angefertigt haben. Foto: Daniel Löb/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Prozess gegen Arzt wegen Vergewaltigung und Missbrauch.
htf, dpa, Daniel Löb

Arztbesuche sollten mit einem Vertrauensverhältnis verbunden sein. Ein Arzt aus Unterfranken missbrauchte seine Macht, indem er Frauen heimlich gefilmt hat. Auch sexueller Missbrauch und Vergewaltigung wurden in den Raum geworfen, dazu hält sich die Verteidigung aber noch bedeckt.

Heimlich gefilmt: „Ich schäme mich zutiefst dafür“

Der Orthopäde aus Unterfranken hat bereits gestanden, dass er von Patientinnen heimliche Videoaufnahmen gemacht hat. Außerdem hat er eine Kamera auf der Personaltoilette versteckt und Aufnahmen von seinen Angestellten gemacht. „Ich schäme mich zutiefst dafür“, ließ der Orthopäde am Montag von seinem Verteidiger vor dem Landgericht Schweinfurt erklären. Außerdem entschuldigte er sich bei den Frauen, sagte einer seiner beiden Rechtsanwälte.

Opfer über die Videoaufnahmen: „Ich war natürlich schockiert“

Er wollte immer viel Privates von uns wissen, sagte eine seiner früheren Angestellten vor der 1. Großen Strafkammer. Die Arbeit für den Angeklagten habe ihr meist Spaß gemacht. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Chef sie heimlich mit einer versteckten Kamera auf der Toilette gefilmt haben soll. „Ich war natürlich schockiert“, sagte die 30-Jährige dem Gericht.

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Trotz Missbrauchsvorwürfen darf der Orthopäde weiter praktizieren

In der Anklage ist die Rede von acht Opfern, die der Arzt zwischen 2016 und 2020 belästigt haben soll. Dabei wurde dem 59-Jährigen auch sexueller Missbrauch und Vergewaltigung vorgeworfen. Seine Verteidigung äußerte sich dazu bisher nicht.

Der Arzt soll neben den heimlichen Videos auch die Brust von Patientinnen massiert haben, dafür gab es aber nie eine medizinische Notwendigkeit. Seine Arzthelferin hat er zudem öfter aus dem Behandlungszimmer geschickt und Untersuchungen gab es auch außerhalb der Sprechzeiten. Das habe die Arzthelferin als komisch empfunden. Trotz Missbrauchsvorwürfen darf der Arzt weiter praktizieren, allerdings keine Frauen mehr.

Für den Prozess sind weitere vier Verhandlungstage bis Anfang Mai angesetzt.