Was Sie bei einem Biss des Neunauge tun solltenGruseliger Parasit! Urzeit-Vampirwesen sind auch in Deutschland verbreitet

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Ein Meerneunauge sieht gruselig aus, ist aber ein äußerst faszinierendes Geschöpf.
blickwinkel/A. Hartl, picture alliance, dpa

Der Parasit namens Neunauge saugt sich an seinen Opfern fest, zersetzt die Haut und ernährt sich davon. Hört sich ekelhaft an? Ist es auch!
Tatsächlich treibt der Urzeitbewohner längst auch in deutschen Gewässern sein Unwesen. Der Parasit sieht dabei aus wie die Sandwürmer aus dem Science-Fiction-Klassiker „Dune“ – nur kleiner. In den USA sorgt das Tierchen als invasive Art schon lange für Probleme, in seltenen Fällen saugt er sich auch am Menschen fest. Was zu tun, wenn sich ein Neunauge festgebissen hat, erfahren Sie hier.

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Urzeitwesen sorgt in den USA für große Probleme

Im Nordosten der USA sind die Paraisten längst zu einer biblischen Plage geworden. Schon vor zwei Jahrhunderten drangen sie über den Welland-Kanal in die fünf großen Seen Michigans ein – binnen eines Jahrhunderts brach damals die Forellenfischerei zusammen, wie der National Ocean Service berichtet.

Heute werden die Neunaugen mit Pheromonen als Lockstoff bekämpft. Die Corona-Pandemie brachte die Maßnahmen allerdings zum Erliegen. Jetzt sind die Urzeitwesen laut Wall Street Journal in den USA wieder auf dem Vormarsch.

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Maul besteht aus einer bezahnten Saugscheibe

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Sieht Horror aus, ist aber eigentlich harmlos.
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Auch in Deutschland, vor allem in Schleswig-Holstein, taucht das unheimliche Wesen mit dem runden, wie mit Widerhaken besetzten Maul immer wieder auf. Hier ist die Art vor allem in der Nordsee verbreitet. Zum Laichen steigt der Parasit in die Flüsse Rhein, Weser, Ems und Elbe sowie deren Nebenflüsse auf.

Dabei handelt es sich nicht um einen Fisch, sondern um die ursprünglichste Gruppe der Wirbeltiere, informiert der Nabu auf seiner Internetseite. Früher galten die Tierchen sogar als Delikatesse, heute stehen sie unter Naturschutz. Charakteristisch ist das grundsätzliche Fehlen eines Unterkiefers.

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Spät in der Evolution entstanden, werden Neunaugen auch gerne als „lebende Fossilien“ bezeichnet. „Das Maul der schlangenförmigen, schuppenlosen und mit einem unpaaren Flossensaum versehenen Neunaugen besteht aus einer runden, artspezifisch bezahnten Saugscheibe“, beschreibt der Nabu furchteinflößend weiter.

Sie vergraben sich in Wohnröhren

Das Urzeitlebewesen lebt in Flüssen und im Meer. In bestimmten Lebensabschnitten ernährt es sich hauptsächlich von Fischen. „Ihr bevorzugter Aufenthaltsort sind die feinkörnigen Sedimentauflagen am Gewässerboden. Dort leben sie vergraben in Wohnröhren, die sie mit einem Sekret verfestigen“, informiert der Nabu.

In seltenen Fällen können sie sich dort auch an Menschen festsaugen. Dann nutzen sie blutgerinnungshemmende und gewebelösende Sekrete, um die Haut aufzulösen und an das Blut des Opfers zu gelangen – eine Horrorvorstellung.

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Biss unproblematisch - doch auf Infektionen achten!

Doch kein Grund zur Panik! Der Biss, oder besser gesagt die Adhäsion, birgt nur sekundäre Gefahren. „Als solcher ist er unproblematisch“, erklärt Medizin-Experte Dr. Christoph Specht auf RTL-Anfrage. „Er hinterlässt eine Wunde, die in der Regel nicht so groß ist wie bei einem befallenen Fisch, weil wir Menschen das schneller merken.“ Mit Blick auf die auch in der Ostsee vorkommenden Vibrionen-Bakterien, die Cholera auslösen können, sei aber eine schnelle und gründliche Desinfektion und Wundversorgung wichtig.