Ex-Sportstar erschoss seine Freundin durch die Toilettentür
Zehn Jahre nach dem Mord an Reeva Steenkamp: Oscar Pistorius will raus aus dem Knast

Oscar Pistorius könnte schon bald wieder ein freier Mann sein.
Am Freitag prüft ein Bewährungsausschuss, ob der bekannte südafrikanische Paralympics-Sprinter vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Pistorius wurde 2014 wegen Totschlags zunächst zu fünf Jahren Haft verurteilt. Später wurde die Strafe auf sechs, dann auf 13,5 Jahre erhöht und als Mord behandelt. Inzwischen hat der 37-Jährige die Hälfte abgesessen, weswegen eine Bewährung möglich ist.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp - HIER direkt ausprobieren!
Aus Totschlag wurde Mord

Es ist der zweite Anlauf des ehemaligen Spitzensportlers, vorzeitig aus dem Gefängnis zu kommen. Ein erster Antrag im Frühjahr war abgelehnt worden. Die Justizvollzugsbehörde hatte argumentiert, Pistorius könne erst im August 2024 Bewährung beantragen. Der 36-Jährige habe noch nicht die Hälfte seiner Haftstrafe abgesessen, nach der er laut südafrikanischem Gesetz automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung hat.
Lese-Tipp: Horror-Vorstellung für ihre Eltern: Kommt Reeva Steenkamps Mörder Oscar Pistorius bald frei?
Wie sich herausstellte, hatte sich die Behörde verrechnet, weil sie sich an einem falschen Datum orientierte. Das Verfassungsgericht Südafrikas urteilte im Oktober, dass Pistorius seit März Anspruch auf eine Bewährungsanhörung habe.
Im Video: Kommt Reeva Steenkamps Mörder Oscar Pistorius bald frei?
Angeblich glaubte Pistorius, dass er auf einen Einbrecher schießt
Pistorius hat in der Nacht des Valentinstags 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp (29) mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa in der Hauptstadt Pretoria getötet. Das Verfahren gegen ihn zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Er sagte damals aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.
June Steenkamp, die Mutter des Mordopfers, ließ vor dem Bewährungsprozess von ihrem Anwalt erklären: „Ich glaube nicht Oscars Version, dass er die Person auf der Toilette für einen Einbrecher hielt.“ Sie sei auch nicht überzeugt, dass Pistorius rehabilitiert sei, weil er nie die Wahrheit eingestanden habe. Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter „ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit“, das niemals gefüllt werden könnte. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.
Lese-Tipp: Oscar Pistorius bettelt bei Vater seines Opfers um Gnade
Der heute 36-Jährige war weltweit bekannt geworden, als er bei Paralympischen Spielen auf speziell für ihn angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewann. 2011 schaffte er gemeinsam mit dem Iren Jason Smyth als erster behinderter Sportler die Qualifikation für eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Als Kind waren Pistorius wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden. (uvo/dpa)