Er erschoss seine Freundin Reeva Steenkamp (†29)
Nach neun Jahren Haft: Oscar Pistorius kommt auf Bewährung frei
Jetzt ist es offiziell!
Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius ist bald wieder ein freier Mann. Er soll auf Bewährung freigelassen werden. Das teilte die südafrikanische Justizvollzugsbehörde am Freitag mit. Der wegen Totschlags verurteilte Pistorius, der 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp (†29) erschossen hatte, soll demnach am 5. Januar aus der Haft entlassen werden.
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Pistorius tötete seine Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür
Er sei als „Ersttäter mit einem positiven Unterstützungssystem“ eingestuft worden, hieß es. Am Freitagmorgen fand eine Bewährungsanhörung statt.
Pistorius hatte seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Das Verfahren gegen den ehemaligen Sprintstar zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Pistorius sagte damals aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.
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Reeva Steenkamps Familie kämpfte gegen die Freilassung
Für Reeva Steenkamps Familie ist die vorzeitige Entlassung von Oscar Pistorius ein echtes Horror-Szenario. Jahrelang hatten sie gegen eine Freilassung auf Bewährung gekämpft.
In einem Exklusivinterview mit der Sun zum 10. Todestag seiner Halbschwester im Februar stellte ihr Halbbruder Adam Steenkamp fest, dass er und seine Familie wohl nie die volle Wahrheit darüber erfahren werden, was mit Reeva geschah und wieso sie ermordet wurde. Obwohl er Pistorius' Erklärung für den Mord an Reeva „ziemlich unglaubwürdig" finde, wünschte Adam dem Mörder seiner Halbschwester nichts Böses. Steenkamp wolle lediglich, dass der Sportler seine volle Strafe absitzt und nicht vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird. Die Folgen des Mordes seien verheerend gewesen und manch ein Familienmitglied wird sich wohl nie davon erholen, wie Steenkamp verdeutlichte. „Es hat Oscars Leben ruiniert, es hat offensichtlich Reevas Leben ruiniert - es war das Ende davon - und es hatte eine ruinöse Wirkung auf unsere Familie. Mein Vater und meine Stiefmutter June werden sich nie damit abfinden können“, so der 46-Jährige damals.
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Auch June Steenkamp, die Mutter des Mordopfers, ließ vor dem Bewährungsprozess von ihrem Anwalt erklären: „Ich glaube nicht Oscars Version, dass er die Person auf der Toilette für einen Einbrecher hielt.“ Sie sei auch nicht überzeugt, dass Pistorius rehabilitiert sei, weil er nie die Wahrheit eingestanden habe. Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter „ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit“, das niemals gefüllt werden könnte. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.
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Pistorius hat die Hälfte seiner Haftstrafe abgesessen
Der heute 37-Jährige hat etwa die Hälfte seiner Haftstrafe von 13 Jahren und fünf Monaten abgesessen. Nach südafrikanischem Gesetz hatte er damit automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung.
Es ist der zweite Anlauf des ehemaligen Spitzensportlers, vorzeitig aus dem Gefängnis zu kommen. Ein erster Antrag im Frühjahr war abgelehnt worden. Die Justizvollzugsbehörde hatte argumentiert, Pistorius könne erst im August 2024 Bewährung beantragen. Wie sich herausstellte, hatte sich die Behörde verrechnet, weil sie sich an einem falschen Datum orientierte. Das Verfassungsgericht Südafrikas urteilte im Oktober, dass Pistorius seit März Anspruch auf eine Bewährungsanhörung habe.
Zum Zeitpunkt der Tat stand Pistorius auf dem Zenit seiner Karriere. Bei Paralympischen Spielen 2012 hatte er auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. Ihm waren einst als Kind wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden. (jve mit dpa)