Aus der Metropolitan Opera nach Oldenburg

New Yorker singt een Oper op platt

Ein Krimi als Oper? Un denn ook noch op Platt! Das klingt vor allem eins: Ziemlich skurril! Der Mord am Pfarrer im Elsfleth der 30er Jahre muss aufgeklärt werden – Dialekt hin oder her. Wer hat ein Motiv und was hat der Telefonist denn da nun wirklich mitgehört? Mit Spaß, Spannung und Humor geht der Telefonist Jesco Holm in der Oper „Der Telefonist“ oder auch „De Mörder to Middernacht“ auf die Suche nach dem Schuldigen.
In unserem Video geben wir Ihnen einen musikalischen Vorgeschmack.

Mal Platt - Mal Hochdeutsch

Regisseur Nils Braun kommt gar nicht aus dem Norden, sondern aus Baden-Württemberg. Das hat den jungen Mann aber nicht davon abgehalten, sich an das ungewöhnliche Konzept heran zutrauen. "Die Oper spielt im Elsfleth der 30er Jahre und da bietet es sich sehr an, dass offizielle Gespräche immer auf Hochdeutsch geführt werden und die Leute auf einer persönlichen Ebene auf Plattdeutsch reden“, erklärt er. Und auch generell passen Oper und Plattdüütsch für den 24-Jährigen super zusammen. „Wir haben in der Oper wahnsinnig viele Sprachen, die gesprochen werden und oft auch in italienischen Opern Dialekte." Warum also kein Plattdeutsch? „Das Besondere an Plattdeutsch ist auch: Man versteht es besser beim Singen als Hochdeutsch“, erklärt uns Nils. Sprechen könne er es selbst zwar noch nicht, verstehen aber schon zu etwa 90 Prozent. Er hofft, dass die Oper und weitere Projekte ihm die Sprache noch beibringen.

Ös und Üs sind eine neue Herausforderung

Opernsänger Nicholas Tamagna kommt aus New York, ist jetzt aber schon ein richtiger Oldenburger. Eigentlich war bei uns im Norden nur ein kurzes Gastspiel am Staatstheater geplant. Da aber coronabgedingt in New York die Auftritte wegfallen zieht der 39-Jährige nach Niedersachsen und singt nun eben op platt. „Ich kann nicht richtig Plattdeutsch, aber ich kann es schon gut verstehen, meistens, und ich habe viel für diese Oper gelernt natürlich“, sagt der Opernsänger lachend, „aber ob ich richtig auf Platt schnacken oder quatschen kann, das ist eine andere Frage." Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und das Singen im Dialekt macht ihm auf jeden Fall Spaß. „Es gibt viele Vokale, die ganz schön beim Gesang funktionieren. Also, es gibt viel „Ö“ zum Beispiel“, lacht er. „Das hat was!“

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Vom Laien zum Platt-Schnacker

Auch für die anderen fünf Sänger ist Plattdeutsch eher fremd. Um das norddeutsche Juwel nicht mit den Füßen zu treten, gab es bei der Vorbereitung des Stücks einen Plattdeutsch-Coach. Für die richtige Aussprache wurde sogar ein Manuskript in Lautschrift erstellt – und jede Menge Audiodateien zum Anhören und nach singen. Und inzwischen sind Sänger wie Nicholas Tamagna oder Logan Rocker aus Texas (USA) auf dem besten Weg plattdeutsche Profis zu werden. „Ich kann Plattdeutsch nicht, aber ich habe das ein bisschen studiert für dieses Stück“, erklärt Logan uns im Interview „und es ist ein bisschen ähnlich wie Englisch und Englisch ist meine Muttersprache, also das hilft." Er spielt den Pfarrer, dessen Mord im beschaulichen Elsfleth noch vor den Ermittlungen steht. (ekl)