Schnappt er Schumacher das Williams-Cockpit weg?
Ohne Training in die Punkte: Rookie de Vries beeindruckt die Formel 1

Überrollt Oranje-Power bald im Doppelpack die Formel 1? Nyck de Vries, niederländischer Landsmann von Dominator Max Verstappen, hat bei seinem Königsklasse-Debüt in Monza kräftig Eigenwerbung betrieben. Für Mick Schumacher dürfte die Luft im Kampf um ein Cockpit für die kommende Saison damit noch dünner werden.
Mercedes-Teamchef Wolff: "Unglaublich!"
Platz 9 und damit auf Anhieb WM-Punkte im Premiere-GP - ein Traumeinstand von de Vries, der bislang nur wenigen F1-Rookies gelungen ist. Vor allem die Umstände, unter denen der 27-Jährige das Kunststück vollbrachte, machte im Fahrerlager mächtig Eindruck. Rekordchampion Lewis Hamilton gratulierte de Vries zu seiner tollen Leistung, klopfte ihm anerkennend mehrmals auf die Schulter.
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„Unglaublich“, stellte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky beeindruckt fest. „Steigt da in die Kiste ein im 3. Freien Training, qualifiziert sich vorm Teamkollegen und fährt mal locker, lässig in die Punkte. Und das ohne Training – also schon richtig gut.“
Mit einem "Kaltstart" in die Punkte
Was Wolff in einem Satz zusammenfasste: De Vries hatte nur die letzte einstündige freie Trainingseinheit am Samstag, um sich mit dem Williams von Alex Albon vertraut zu machen. Der Thailänder fiel kurzfristig wegen einer Blinddarmentzündung aus.
Williams-Teamchef Jost Capito beorderte den für die Fanbetreuung abgestellten de Vries erst knapp zwei Stunden vor dem 3. Freien Training aus dem Padock-Club in die Box. Im Qualifying war der Ersatzfahrer dann auf Anhieb schneller als der zweite Stammpilot Nicholas Latifi, qualifizierte sich für Q2 und landete auf Platz 13.
Zahlreiche Startplatzstrafen für andere Piloten spülten ihn im Grid dann bis auf Position 8 – in Startreihe 4 neben seinen ebenfalls strafversetzten Landsmann Verstappen. Der Zufall verschaffte de Vries also einen Vorteil - den er jedoch erst einmal nutzen musste. Und das tat er – trotz Lampenfieber in der Nacht davor. „Ich habe schlecht geschlafen, mir ist so viel durch den Kopf gegangen“, verriet er am ORF-Mikrofon. „Aber gleich nach dem Start ist es mir gut gegangen. Ich bin so glücklich, dass ich diese Chance ergriffen habe.“
Williams-Teamchef begeistert von Capito

Am Ende könnte ihm das mehr bringen als zwei WM-Punkte – nämlich einen Stammplatz für die kommende Saison. „Also ich glaube, wenn ihn jetzt nicht einer von denen aufschnappt, die noch einen freien Sitz haben, dann verstehe ich die Welt nicht mehr“, sagte Mercedes-Boss Wolff.
Ein Cockpit zu vergeben hat beispielsweise noch Williams-Teamchef Capito – und den hat de Vries nachhaltig beeindruckt. „Man sieht nicht nur, dass er schnell ist, sondern auch die Rennintelligenz“, sagte de Capito bei Sky. „Er musste verteidigen, er musste angreifen und dann einen Boxenstopp machen, was absolut neu war für ihn.“
Ein starker Konkurrent für Schumacher
Neu war für de Vries aber eigentlich alles: „Der Ingenieur hat zu ihm gesagt: ‘Mach die und die Einstellung.’ Da hat er gefragt : ‚Wie geht das?‘“, erzählte Capito lachend und schwärmte dann in den höchsten Tönen: „Es war toll, er hat wirklich alles richtig gemacht. Er hat das fantastisch gemacht.“ De Vries dürfte damit nach dem Monza-Rennen bei Williams ganz oben auf der Liste stehen.
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Was die Chancen für Mick Schumacher auf eine Zukunft in der Königsklasse weiter schrumpfen lässt. Bei seinem aktuellen Team Haas, stehen die Zeichen für den Sohn von Rekordchampion Michael Schumacher auf Trennung. Williams galt bislang als mögliche Option, zumal Teamchef Capito sich zuletzt mehrmals positiv über Schumi junior äußerte – doch nie so überschwänglich wie über de Vries nach dessen Monza-Coup. (wwi)