Gemeindemitglieder setzen Belohnung aus
Nick Frischke (22) in Südafrika vermisst: „Seine Familie verdient Antworten“

Sie geben die Suche nach Nick nicht auf!
Engagierte Gemeindemitglieder im Kapstädter Vorort Hout Bay haben eine privat finanzierte Belohnung ausgesetzt. Ihr Ziel: Nick Frischke finden oder zumindest neue Hinweise bekommen. Sie wollen die Suche nach dem vermissten deutschen Touristen neu beleben.
Nick Frischke vermisst: Einheimische Zulfa October organisiert Belohnung für Hinweise

„Solange es keine Leiche gibt, geben wir die Hoffnung nicht auf, Nick lebend zu finden“, sagt Sozialarbeiterin Zulfa October. Die 48-Jährige hat eine neue Posteraktion und das Sammeln für die Belohnung initiiert. Zulfa October ist im Hout Bayer Viertel Hangberg aufgewachsen. Dort wurde der junge Brandenburger aus Döbern vor zwei Monaten zuletzt gesehen. „Als Mutter von zwei Söhnen fühle ich aufrichtig mit Nicks Familie“, sagt Zulfa October. Die Belohnung von 20.000 Rand, umgerechnet 1.000 Euro, ist eine Privatspende eines Anwohners aus Hangberg. „Er will anonym bleiben. Er ist selbst Vater und hofft mit der Belohnung, endlich verlässliche Informationen über Nicks Verbleib zu bekommen,“ sagt Zulfa und fügt hinzu: Seine Familie in Deutschland verdient Antworten.
Lese-Tipp: Sagt endlich, was ihr mit Nick gemacht habt!
Nick Frischke verschwand am 15. Februar in Südfrika

Am 15. Februar dieses Jahres verschwand Nick Frischke auf einer Wanderung im Karbonkelberg Nationalpark. Die Polizei hat inzwischen die Suche nach dem deutschen Touristen offiziell eingestellt. Fünf Männer aus Hangberg wurden verhaftet und sind des schweren bewaffneten Raubes angeklagt. Sie haben gestanden, Nick Frischke überfallen zu haben. Der Rucksack, sein Handy und die Kreditkarte des Deutschen wurden sichergestellt. Doch von Nick Frischke selbst fehlt weiterhin jede Spur.
Lese-Tipp: Wo steckt Nick Frischke? Jetzt will der Bürgermeister der Polizei bei der Suche helfen
Im Gespräch mit RTL äußern Polizeiermittler, die nicht namentlich erwähnt werden wollen, man habe wenig Hoffnung, dass der Deutsche den Überfall überlebt habe. Nur könne man seinen Tod nicht beweisen. Die Ermittlungen steckten in einer Sackgasse, heißt es. Wochenlange Polizei-Suchaktionen in dem weiträumigen und schwierigen Terrain des Karbonkelberg Nationalparks waren erfolglos. Viele Anwohner Hangbergs suchten freiwillig mit. Einer der Angeklagten, Igshaan Fisher, hat laut Staatsanwaltschaft ausgesagt, sein Komplize habe mit einem Messer auf Nick Frischke eingestochen. Die anderen vier mutmaßlichen Täter Jason Abrahams, Vanroy Petersen, Carlo Guenantin und Melvin Guenantin bestreiten dies. Sie sagen einvernehmlich aus, Nick Frischke sei nach dem Überfall unverletzt in den Nationalpark geflüchtet.
Nicks Mutter hatte am vergangenen Osterwochenende in einem emotionalen Appell in einer lokalen Facebookgruppe die Kapstädter Gemeinde aufgerufen, weiter nach ihrem Sohn zu suchen. „Meine Frage ist, hängen in Kapstadt, in Hout Bay und beim Karonkelberg noch Fotos von Nick aus?,“ schreibt sie. Wenn er noch leben sollte und irgendwo rumirrt, dann kann er vielleicht dadurch erkannt werden.“
Fünf Männer im Fall Nick Frischke angeklagt - doch es gibt keine Leiche
Zulfa October ließ jetzt Poster mit einem Foto des 22-Jährigen drucken. Am Sonntagmorgen wurden sie an zentralen Punkten in Hangberg aufgehängt. Zulfa Octobers Handynummer steht auch darauf. Wer sachdienliche Hinweise hat, die helfen Nick Frischke zu finden, kann sie anrufen und bekommt die Belohnung. „Ja, ich weiß, worauf ich mich da einlasse“, sagt sie. „Viele werden nur wegen des Geldes anrufen und keine echten Informationen haben.“ Aber man müsse alles probieren, um Nick zu finden. Auch die Polizei glaubt, dass es in Hangberg Mitwisser gebe, die Details über Nicks Frischkes Verbleib kennen. Viele hier sind nicht mit der Polizeiarbeit zufrieden. Zwei der Angeklagten, Vanroy Petersen und Carlo Guenantin, waren schon vor den Ermittlungen im Fall Frischke wegen zahlreicher bewaffneter Überfälle festgenommen und ihr Diebesgut sichergestellt worden. Darunter befand sich auch Nick Frischkes Kreditkarte. Tagelang lag sie bei der Polizei von Hout Bay, die die Brisanz des Fundes nicht erkannte. Dabei hatte die Landespolizei eine aufsehenerregende Vermisstenanzeige für Nick veröffentlicht.
Lese-Tipp: Nick Frischke in Südafrika vermisst - Vater: "Es ist schwer, in Unwissenheit zu leben"
Im Video: Die verzweifelte Suche nach Nick Frischke
Ermittler: Landespolizei fehlen die Mittel, Klippen nach Nick Frischke abzusuchen
Laut eines Ermittlers mit dem RTL gesprochen hat, fehlen der Landespolizei am Westkap die Mittel, den Karbonkelberg mit seinen steilen Klippen mit Drohnen abzusuchen. Südafrikas Bergwacht hat das nun übernommen. Mindestens drei Mal sind in den vergangenen Wochen hochauflösende Drohnenaufnahmen von der Region gefilmt worden. Ermittler vermuten, Nick Frischke könnte nach dem Überfall von einer der vielen steilen Klippen gefallen oder gestoßen worden sein. Die Region ist unzugänglich. Die Videoaufnahmen werden derzeit von privaten Sicherheitsdiensten mit Wissen der Polizei in aufwendiger Kleinarbeit Bild für Bild ausgewertet. Doch nur die Angeklagten wüssten, was wirklich mit Nick Frischke geschehen sei, sagt die Polizei. Man habe sie nun mehrfach erneut verhört und an sie appelliert, die Wahrheit zu sagen, um Nicks Familie in Deutschland Klarheit zu geben. Doch die mutmaßlichen Täter blieben bei ihrer Version. Sie befinden sich derzeit in Untersuchungshaft im Kapstädter Gefängnis Pollsmoore. RTL-Informationen zufolge wurden sie in getrennten Zellen untergebracht, um eventuelle Absprachen untereinander zu verhindern. Private Ermittler sind sporadisch mit Zellennachbarn der Angeklagten in Kontakt. Man hofft, dass die mutmaßlichen Täter im Gefängnis über den Überfall auf Nick Frischke reden.
Lese-Tipp: "Nick, wir wünschen dir, dass du endlich gefunden wirst"
Am 4. Mai 2023 werden sie erneut vor Gericht in Wynberg erscheinen. Zulfa October hofft bis dahin neue Beweise liefern zu können. „Es ist seltsam, aber viele hier haben das Gefühl, Nick persönlich zu kennen. Man erwähnt den Namen Nick und jeder weiß wer gemeint ist. Dabei haben wir ihn nie persönlich getroffen.“