Neues Unwetter holt alte Ängste wieder hochSchon wieder das Ahrtal! „Die Kinder sind alle am Weinen“

Wiederholt sich jetzt die Jahrhundertflut 2021?
Sabine Gashi ist völlig aufgelöst. Sie steht vor dem Haus ihrer Eltern in Bad Neuenahr, einer der Städte, die von der Jahrhundertflut 2021 besonders betroffen waren. Die heftigen Regenfälle am vergangenen Donnerstag (2. Mai) haben die Wohnung ihrer Mutter volllaufen lassen. Bilder, die vor allem bei ihren Kindern Wunden aufreißen – zu sehen oben im Video.

Erinnerungen an Jahrhundertflut werden wach

Sabines Kinder sind gerade bei ihrer Oma, als am Donnerstag der Regen kommt. Sie selbst kann da schon nicht mehr durch die Straße. „Da habe ich meine Mutter gesehen, wie sie Panik in ihren Augen hatte“, erzählt sie. Das Wasser steigt in dem Haus immer höher – und wieder ist keine Rettung in Sicht.

Lese-Tipp: Baby Lou kam inmitten der Ahrtal-Flut zur Welt – so geht es ihr heute

„In der Zwischenzeit hatte sie schon fünfmal bei der Feuerwehr angerufen“, sagt sie. Doch die Feuerwehr kommt nicht. Der Strom fällt aus. „Da kommen genau wieder die Erinnerungen wie vor drei Jahren“, erzählt Sabine Gashi aufgelöst. Damals traf es die Familie heftig. „Wir haben alles verloren“, erzählt sie mit tränenerstickter Stimme. Bilder, die besser nicht wieder an die Oberfläche kommen sollten.

dpatopbilder - 02.05.2024, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr: Nach unwetterartigen Regenfällen reinigt ein Helfer eine Kellerwohnung. Starke Regenfälle führten in vielerorts zur Überlastung der Kanalisation. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Alle Hände werden gebraut, um die Wohnungen wieder vom Wasser zu befreien.
tfr, dpa, Thomas Frey

„Die Kinder sind alle am Weinen“

Bei einem der heftigsten Hochwasser der vergangenen Jahrzehnte starben im Juli 2021 allein in Deutschland 180 Menschen in den Fluten. Besonders betroffen waren die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Es wurden Schäden in Milliardenhöhe verursacht.

Lese-Tipp: Happy End im Ahrtal: Familie bekommt neues Haus – GRATIS!

Für die Kinder von Sabine Gashi müssen diese Regenfälle fast wie eine Retraumatisierung sein: „Die Kinder sind alle am Weinen, weil die einfach wieder diese Panik hatten wie vor drei Jahren“, schildert sie. Dabei hätte die Familie dieses Mal alles getan, um das Wasser aufzuhalten. „Wir haben Sand vor die Fenster getan. Wir haben alles gemacht, aber es ist trotzdem hochgekommen.“ Das Wasser kam von der Straße. Beim Anruf hätte die Feuerwehr der Familie geraten, das Haus zu verlassen, einen höher gelegenen Ort aufzusuchen. „Genau das Gleiche wie vor drei Jahren“, sagt Sabine Gashi.

Im Video: Trauung trotz Taifun! Frau heiratet in überschwemmter Kirche

„Wenn es einen Tag regnet, dann können wir direkt hier umziehen“

Eineinhalb Stunden dauert es, bis die Feuerwehr endlich da ist. „Das geht so nicht“, zieht sie ihr bitteres Fazit – und macht der Stadt Vorwürfe. „Wir zahlen jeden Monat für diese Kanalreinigung“, trotzdem passiere so etwas immer wieder. Denn das Wasser brodelte regelrecht aus dem Kanal, sagt sie.

Lese-Tipp: Fabienne (25) verliert alles – dann findet sie die Liebe ihres Lebens und bekommt ein Baby!

Auch andere Anwohner klagen. Ali Aslani zeigt auf seine völlig überflutete Einfahrt: „Es hat eigentlich nicht so viel geregnet“, sagt er, trotzdem fließe das Wasser nicht ab. Für den Juli, den regenreichsten Monat des Jahres, hat er eine üble Befürchtung. „Wenn es einen Tag regnet, dann können wir direkt hier umziehen. Wir können nicht mehr hier wohnen.“ Er prognostiziert: Wenn es länger als zwei Tage regnet, dann wäre das wieder eine Katastrophe. Jetzt geht es erst einmal ans Aufräumen. Knöchelhoch steht das Wasser in Keller und Wohnküche. Mit gemeinsamer Kraft versuchen alle, den Boden wieder trocken zu bekommen.

In der großen Hoffnung, dass sich 2021 nicht wiederholt. (eon/dpa)