Dieser Fall erschütterte ganz Deutschland"Aktenzeichen XY" hat neue Erkenntnisse zum Mord an Maria Baumer

Maria Baumer wurde mit 26 Jahren ermordet.
Maria Baumer wurde mit 26 Jahren ermordet.
Mittelbayerische/Andrea Rieder, Mittelbayerische/Andrea Rieder

Dieser Fall bewegte ganz Deutschland: Nach außen waren Christian F. und Maria Baumer ein glückliches Paar, beide planten sogar ihre Hochzeit. Doch dann verschwindet die 26-jährige Frau spurlos. Ihr Verlobter lässt sich als Studiogast in die TV-Sendung "Aktenzeichen XY" einladen, wo er ein Schauspiel aufführt: Christian F. mimt den Trauernden und gibt vor, auf die Unterstützung der Öffentlichkeit bei der Suche nach seiner großen Liebe zu hoffen. Dann wird Maria Baumers Leiche gefunden und für die Polizei ist Christian F. – in der Sendung Peter Kranz genannt – dringend tatverdächtig. "Aktenzeichen XY" hat am Mittwochabend den Fall noch einmal aufgegriffen. Mit neuen Erkenntnissen.

Maria Baumer verschwindet 2012 spurlos

Es ist Pfingsten 2012. Maria Baumer und ihr Verlobter Christian F. sind mit Freunden auf dem Reiterhof seines Bruders im oberpfälzischen Muschenried. Die Stimmung ist ausgelassen. Das Paar erzählt, dass es heiraten will. Schließlich gehen die beiden nach Hause. Am nächsten Tag wollen sie bei ihren Eltern Mittagessen. Doch sie kommen nicht.

Stattdessen ruft F. an, sagt, Maria sei verschwunden. Er behauptete später immer wieder, dass er joggen gegangen sei und als er zurückgekehrte, sei Maria weg gewesen. Einfach so, von einem Moment auf den anderen. Ermittlungen werden eingeleitet. Und schon damals verstrickt sich F. in Lügen. Mal was die Uhrzeiten angeht, aber auch in Bezug auf Nachrichten, die er von Maria erhalten habe. Schließlich gibt er den Ermittlern sogar Marias Telefon, weil sie es zurückgelassen habe, obwohl er vorher behauptete, sie habe ihm von dem Handy aus noch geschrieben.

Maria Baumers Mörder saß bei Rudi Cerne im TV-Studio und trauerte: "Es muss irgendwie weitergehen"

Besonders perfide: F. war 2012 in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ aufgetreten und hatte um Hilfe bei der Suche nach seiner Verlobten gebeten. Diese galt damals noch als vermisst. Tatsächlich war die Frau zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Monaten tot. Der Sender zeigte den Ausschnitt von damals, in dem Baumers Mörder mit besorgter Miene um Hilfe bat.

"Man kann's nicht in Worte fassen. Es war die ersten Wochen schon schlimm" sagte der Verurteilte, als Cerne ihn in seiner Sendung vom 28. November 2012 nach dem "Grad seiner Verzweiflung" fragte. Schließlich wollten Marie Baumer und er im selben Jahr heiraten.

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Maria Baumers Leiche wird gefunden

06.10.2020, Bayern, Regensburg: Der Angeklagte steht vor der Urteilsverkündung im Verhandlungssaal des Landgerichts. Wegen Mordes ist der 36-Jährige im Fall Maria Baumer am Dienstag zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Richter vor dem Landgericht Regensburg stellten zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Foto: Armin Weigel/dpa - ACHTUNG: Person wurde aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Der Verlobte von Maria Baumer wurde wegen Mordes verurteilt
awe, dpa, Armin Weigel

Ein Jahr nach ihrem Verschwinden finden Pilzsammler Maria Baumers Leiche in einem Waldstück – und ihr Verlobter Christian F. wird für die Polizei zum Verdächtigen. Der Leichnam von Maria Baumer ist stark verwest. Als Krankenpfleger hat Christian F. Zugang zu Medikamenten. Er wird festgenommen. Doch dann musste man ihn wieder laufen lassen. Es gab nicht genug Beweise.

Neue Motive kommen ans Licht

Die Polizei ermittelt weiter. Es kommt raus: F. ist in seinem Studium gescheitert. Außerdem soll er sich in eine andere Frau verliebt haben. Wollte er für sie frei sein? Und schämte er sich vor Maria für sein Scheitern? Sie hatte kostspielige Zukunftspläne, wollte ein eigenes Haus und Kinder.

Am 23.04.2014 gelingt ein Durchbruch: Sein Handy wird bei seiner ehemaligen Patientin, in die er verliebt ist, geortet. Ermittler fahren hin, finden sie kraftlos und desorientiert. Sie kommt ins Krankenhaus. Bei ihr wird Lorazepam festgestellt. Er hat sie betäubt.

Polizei findet Videos von sexuellem Missbrauch auf seinem Computer

Dann macht die Polizei eine grausige Entdeckung: Auf dem Computer des Verdächtigen finden die Ermittler Videos von sexuellem Missbrauch an einem Jugendlichen. Und dann auch die Google-Recherchen des Verdächtigen. Darunter: „Der perfekte Mord“ und „die Wirkung von Lorazepam“.

Die Ermittler sind sich sicher: Es war ein geplanter Mord. Er klaut das Lorazepam, mischt es den Opfern unter. So hat er seine Verlobte Maria Baumer ermordet. Trotzdem stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren 2018 ein. Marias Familie legt Beschwerde ein. Das Verfahren wird im Juli 2019 wieder aufgenommen. Dann ein neues toxikologisches Gutachten! Und tatsächlich: Auch bei Baumer kann das Lorazepam nachgewiesen werden. Am 10. Dezember 2019 wird F. festgenommen. Er wird wegen Mordes angeklagt. Die Beweise sind eindeutig: Er wird wegen Mordes verurteilt.

Gemeinsam mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke blickte Cerne jetzt auf den Fall und auf den Auftritt des Täters im Studio zurück. „Unglaublich und für mich bis heute unfassbar: Der Mörder saß vor zehn Jahren, also 2012, hier live bei uns im Studio und hat sehr überzeugend darüber geredet, wie sehr er Maria vermisse“, sagte Cerne.

Christian F. vergrub Maria Baumer im Wald

Die Richter in Regensburg, die F. verurteilten, hatten es als erwiesen angesehen, dass der Verlobte Maria 2012 mit Medikamenten vergiftete, um für eine neue Beziehung frei zu sein und sein Scheitern im Medizinstudium nicht erklären zu müssen. Die Tote vergrub er im Wald - wo er den von ihm gekauften Spaten vergaß - und erzählte den Angehörigen, die Frau sei verschwunden. Er täuschte unter anderem Anrufe von Maria vor.

Erst 2019 konnten mittels neuer technischer Möglichkeiten Medikamente an einem Haarbüschel und dem Slip von Maria festgestellt werden. Im Laufe des Prozesses gab der Mann zu, die Leiche verscharrt zu haben. Die Schuld am Tod der Frau wies er von sich. Sie habe die Tabletten wohl selber genommen, behauptete er. (dpa/lth)

ARCHIV - 08.09.2013, Bayern, Regensburg: Mit Flatterband hat die Polizei den Fundort einer Frauenleiche absgesperrt. Ein Pilzsucher hatte dort die sterblichen Überreste der vermissten Maria Bauer gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat am 03.03.2020 Anklage wegen Mordes gegen den ehemaligen Verlobten der Frau erhoben. Foto: Alexander Auer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In diesem Waldstück wurde die Leiche von Maria Baumer gefunden
sja, dpa, Alexander Auer