Erstversorgung an der Nabelschnur
Revolution in der Geburtshilfe: Neue Bettchen für Frühchen

Meist werden Frühgeborene direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt und in ein Beatmungsgerät gesteckt, um alle Vitalfunktionen zu überwachen. Mit den „Concord Birth Trolleys“ findet die Erstversorgung noch im OP statt – Mutter und Kind können die ersten Minuten des gemeinsamen Lebens zusammen verbringen.
Stärkung der Mutter-Kind-Bindung

Die Nabelschnur ist das wichtige Band von Mutter zu Kind, sie versorgt das Frühchen mit lebensnotwendigen Dingen wie zum Beispiel Sauerstoff. Der „Concord Birth Trolley“ im Kreißsaal hält das Frühchen warm und unterstützt die Atem- und Vitalfunktionen. „Bevor wir den Raum verlassen, kann die Mutter direkt ihr Kind sehen, hören, anfassen und fühlen, dann ist das Kind vielleicht zwei, drei Minuten alt. Normalerweise würde es in den Nebenraum kommen und sie würde es erst nach 20 Minuten sehen“, erklärt Prof. Dr. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie der München Klinik gegenüber RTL.
Der Geburtstisch: „Concord Birth Trolley“
Der Name „Concord“ setzt sich zusammen aus „con“, also „mit“ und „cord“, was „Nabelschnur“ bedeutet, weil das Kind MIT der Nabelschnur versorgt wird. Die Geburtstische sind wie kleine Schalen, auf die die Frühchen direkt nach der Geburt gelegt werden. „Das Tischchen sorgt dafür, dass das Kind warm gehalten und mit allen Überwachungsmöglichkeiten vom Geburtshelfer da draufgelegt wird und dann auf der anderen Seite vom Tisch der Neugeborenenexperte die Versorgung anfängt“, so Prof. Krüger.
Hoffnung auf bessere Prognosen

Der Fokus beim Einsatz der „Concord Birth Trolleys“ liegt auf der Forschung, wie Prof. Krüger erklärt: „Hauptaugenmerk ist die Verbesserung der Prognose der Frühgeborenen, weil es auch viele Kinder gibt, die sich nicht normal entwickeln.“ Ob die Geräte tatsächlich Folgeschäden minimieren können, wird die Forschung in den nächsten zwei bis drei Jahren zeigen, wenn mehr Erfahrungen gesammelt worden sind. Vier Kliniken testen die Geburtstische aktuell in Deutschland, weitere sollen folgen.
„Revolution“ in der Geburtshilfe
„Es ist eine Revolution, dass das Kind die ersten Atemzüge macht und die Kreislaufumstellung noch an der Nabelschnur versorgt. Die Lunge muss, sobald die Nabelschnur abgetrennt ist, funktionieren. Aber man gibt dem Kind einfach noch zehn Minuten Zeit, sich an die neue Welt mit Atemhilfe anzupassen und ausreichend versorgt zu sein über die Mutter“, erklärt Prof. Krüger. Die Neonatologie der München Klinik Harlaching möchte das Testgerät mithilfe von Spenden bald anschaffen, um ihre Frühchen bestmöglich versorgen zu können. (lho)