73-Jähriger muss sieben Jahre in den Knast

Enkelin schreibt Opa nach Missbrauch einen Brief: "Du hast mir die Kindheit geraubt"

 Sexueller Missbrauch Kind
"Wahrscheinlich wird mich das ein Leben lang verfolgen", schreibt die missbrauchte Enkelin ihrem Peiniger (Symbolbild).
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Insgesamt 14-mal verging er sich an seiner kleinen Enkelin, nahm sogar in Kauf, dass sie schwanger wird: Wegen schweren sexuellen Missbrauchs muss ein 73-Jähriger aus Neubrandenburg sieben Jahre in den Knast. Was er ihr angetan hat, beschreibt die Enkelin eindrucksvoll in einem Brief an ihren Peiniger, über den der "Nordkurier" berichtet.

Brief an Opa: Missbrauchsopfer rechnet mit Peiniger ab

Rechtsanwältin Martina Meinke, die das Opfer im Prozess am Neubrandenburger Landgericht als Nebenklägerin vertrat, las aus dem Brief vor. "Du hast mir die Kindheit geraubt und wahrscheinlich wird mich das ein Leben lang verfolgen", schreibt das Mädchen unter anderem. "Mir ist egal, was mit dir passiert, du existierst nicht mehr in meinem Leben. Komm mir jetzt bloß nicht mit Entschuldigungen. Du hast jetzt zum letzten Mal in deinem Leben etwas von mir gehört."

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Mann missbrauchte Enkelin jahrelang

Die Taten ereigneten sich zwischen Dezember 2020 und Oktober 2022; das Mädchen war zu dieser Zeit zwischen elf und 13 Jahren alt. Erst kurz zuvor war der Großvater von Schleswig-Holstein nach Neubrandenburg gezogen. Er missbrauchte seine Enkelin sowohl in der Wohnung ihrer Familie als auch in seiner eigenen. Einmal redete er laut "Nordkurier" eindringlich auf das Mädchen ein: Niemandem dürfe sie von dem Missbrauch erzählen, sonst müsse ihr Opa ins Gefängnis.

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Als Zeugin aussagen musste das Mädchen nicht, weil der Angeklagte die Vorwürfe gestand. Sonst wäre die Haftstrafe laut Richterin Daniele Liescke auch noch um ein Jahr höher ausgefallen. Der 73-Jährige habe allerdings in Kauf genommen, dass das Mädchen krank oder schwanger wird. "Sie können von Glück sagen, dass das beides nicht passiert ist", sagte sie im Prozess. Schon die Staatsanwältin hatte dem Angeklagten vorgeworfen, sich unter den Kindern seiner Tochter das schwächste ausgesucht zu haben.

Letztlich war es ein Zufall, der den Missbrauch aufdeckte: Die Mutter des Mädchens erwischte den Großvater in flagranti, als sie krankheitsbedingt von der Arbeit früher nach Hause kam als üblich. Sie rief sofort die Polizei.

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Bis zu seinem Tode müsse der Senior mit seiner Schuld leben, sagte ihm die Richterin nach der Urteilsverkündung am Dienstag. Er solle sich bloß nicht bemitleiden und habe für seine Taten die gerechte Strafe erhalten. Ob der Rentner das Ende der Haft überhaupt erlebt, ist dem Bericht zufolge allerdings fraglich: Das Gehen fällt ihm schwer, eine Gutachterin hat ihm eine beginnende Demenz attestiert. Doch die Rechtspsychologin hält den 73-Jährigen für schuldfähig: Was er seiner Enkelin antat, habe er genau gewusst. (bst)