Künftig soll es wohl aufs Rad gehen

Nach Reit-Eklat bei Olympia: Fünfkampf zieht offenbar gravierende Konsequenzen

ARCHIV - 06.08.2021, Japan, Tokio: Die deutsche Reiterin Annika Schleu nach ihrer Disqualifikation im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Ihr Pferd verweigerte mehrmals den Sprung und verlor die Möglichkeit, um eine Medaille zu kämpfen. (zu dpa «Ermittlungen erhöhen Druck auf Modernen Fünfkampf») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Olympische Bilder, die schockierten: Annika Schleu im Modernen Fünfkampf.
pg jai, dpa, Marijan Murat

Es waren olympische Bilder, die schockierten, die hängen blieben. Es waren olympische Bilder, die international eine heftige und hitzige Debatte angestoßen hatten: Die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu hatte während des Wettkampfs in Tokio die Kontrolle über ihr Pferd verloren. Es war die pure Verzweiflung. Ihre Trainerin empfahl ihr darauf hin: „Hau drauf!“ und schlug das Pferd. Nun gibt es vom Weltverband wohl gravierende Konsequenzen.

RTL-Expertin: Sie hatte keine Chance

Entscheidung noch nicht offiziell

Wie die englische Zeitung „Guardian“ berichtet, soll die Teildisziplin Reiten als Folge aus diesem Eklat gestrichen und künftig durch Radfahren ersetzt werden. Offiziell ist das aber noch nicht. Die Entscheidung soll in den vergangenen Tagen einer geheimen Runde getroffen worden sein. Die Zeitung beruft sich aber auf mehrere Quellen, die das bestätigt hätten.

Der Weltverband hat sich zu den Plänen noch nicht geäußert, aber für den 4. November eine umfassende Presseerklärung angekündigt. Dort sollen Ergebnisse von mehreren Beratungen präsentiert werden. Wie der „Guardian“ berichtet, steckt hinter der Entscheidung auch die Angst, dass der Fünfkampf von der olympischen Liste gestrichen werden könnte.

Die anstehenden Konsequenzen stoßen nicht überall auf Verständnis: Die ehemalige britische Athletin Kate Allenby klagte gegenüber dem „Guardian“, dass jeder Schritt, das Reiten als Teil des Fünfkampfs zu ersetzen, eine „Katastrophe“ für den Sport wäre.

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Dressurstar hatte heftige Kritik geäußert

Die mehrheitliche Meinung aber war: Es braucht dringend Konsequenzen. Nicht nur Tierschützer hatten das gefordert. Auch Stars aus der Reitsportszene fanden äußerst kritische Worte. Unter anderem die Dressur-Stars Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl. Die Goldreiterin von Tokio hielt das Regelwerk für ungeeignet. In ihren Augen funktioniere es nicht, dass sich ein Sportler in 20 Minuten auf ein fremdes Pferd einstellt, sagte sie im Sportstudio des ZDF.

„Es ist einfach Glückssache. Man wird einem Pferd zugelost, das Pferd wird einem Reiter zugelost“, sagte die 35-Jährige aus Tuntenhausen, die bei den Olympischen Spielen in Tokio Gold mit dem Team und im Einzel gewonnen hatte. „Es hat nichts mit dem Sport zu tun, wie wir ihn ausführen. Wir arbeiten jahrelang mit unserem Partner zusammen.“ Das sei einfach nicht zu vergleichen. „In 20 Minuten kann man keine Partnerschaft aufbauen.“

Strafe für "Hau-drauf"-Trainerin

Für ihr umstrittenes Verhalten beim Reit-Drama um die Moderne Fünfkämpferin Annika Schleu bei den Olympischen Spielen war Bundestrainerin Kim Raisner vom Weltverband UIPM bestraft worden. Ihre Athletin dagegen wurde vom Vorwurf des übermäßigen Gebrauchs der Gerte und Sporen freigesprochen. Sie hatte sich zuvor schon gegen den Vorwurf der Tierquälerei gewehrt und öffentlich gemacht, wie heftig sie vor allem im Internet angefeindet worden war.

Der Disziplinarausschuss des Weltverbandes wies Raisner an, ein Trainingsseminar zum richtigen Umgang mit Pferden zu absolvieren. Erst danach werde die Berlinerin wieder für einen UIPM-Wettkampf akkreditiert. Zudem erhielt sie einen offiziellen Verweis. Bei einer Wiederholung eines solchen Vorfalls wie in Tokio müsse sie mit dem Entzug ihrer Trainerinnen-Lizenz rechnen.

Bislang besteht der Moderne Fünfkampf aus den Disziplinen Schwimmen, Fechten, Reiten sowie einem Lauf- und Schieß-Wettkampf. (tno)