Misshandlungsfälle in Thüringen

Katzen mit grüner Farbe besprüht! Wieso quälen Menschen Tiere?

Unbekannter sprüht Katzen grün
In Westgreußen in Thüringen tauchen immer wieder Katzen auf, die von einem Unbekannten mit grüner Farbe besprüht wurden
Polizeiinspektion Kyffhäuser

Wer tut so etwas?
Fotos, die von der Polizeiinspektion Kyffhäuser in Thüringen veröffentlicht wurden, zeigen Katzen, deren Fell mit grüner Farbe besprüht wurde. Leidend blicken die verstörten Tiere in die Kamera. Es sind Bilder, die nicht nur Haustierbesitzer schockieren: Was veranlasst einen Menschen zu einer solchen Tat? Tatsächlich passiert es immer wieder, dass Tiere auf grausame Weise gequält werden. Was dem zu Grunde liegen könnte – wir haben die systemische Beraterin Ruth Marquardt gefragt.
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Was geht in Menschen vor, die Tiere quälen?

Zunächst wird zwischen so genannter „normaler“ und „pathologischer“ (krankhafter) Tierquälerei unterschieden. „Normale“ Tierquälerei findet sich beispielsweise bei Vorschulkindern mit unreifer emotionaler Intelligenz oder mangelhafter Beaufsichtigung wieder. Häufig haben Kinder in diesem Stadium noch nicht gelernt, achtsam mit Lebewesen umzugehen: „Hier können Eltern und Erzieher eingreifen und das Kind auf sein Verhalten aufmerksam machen“, erklärt Marquardt.

Wenn ältere Kinder Tiere quälen, kann dieses empathielose Verhalten unterschiedliche Ursachen haben. Es kann sein, dass sie – wie bei einer Mutprobe – Gruppendruck ausgesetzt sind. Hier sprechen Experten noch nicht von einem krankhaften Verhalten, da bereits ausreichend sein kann, diese Kinder in ein anderes, achtsameres Umfeld zu bringen. Sobald der Gruppendruck aufhört, könne sich dann auch das Verhalten positiv verändern.

Die krankhafte Tierquälerei findet nach Experten-Meinung vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen statt: Hier ist Tierquälerei oft ein Ausdruck des seelischen Ungleichgewichts, verursacht beispielsweise durch körperlichen oder sexuellen Missbrauch oder häusliche Gewalt.

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Was bringt Menschen dazu, Tiere zu quälen?

Im Rahmen von krankhafter Tierquälerei suchen Menschen ein Ventil, ihre Aggressionen abzubauen: „Viele Menschen, die Tiere quälen, fühlen sich unter Druck oder frustriert. In dem Augenblick, in dem sie dann ein Tier treten oder misshandeln, lässt dieser Druck nach. Das Tier funktioniert in diesem Augenblick wie ein Blitzableiter. Weitere Gründe können jedoch auch Langeweile sein oder das erhöhte Selbstwert-Gefühl. Menschen fühlen sich dann mächtig, was häufig eine innere erlebte Ohnmacht ausgleicht“, erklärt Marquardt.

Nicht selten nehmen Täter auch Alkohol oder andere Drogen zu sich oder leben an Tieren ihre sadistischen Fantasien aus. Das Tragische: Wer Tiere quält, hat häufig selbst massive Erfahrungen von Gewalt in früher Kindheit oder Jugend erlebt.

Lese-Tipp: Härtere Strafen für Tierquäler: Die Gefühle von Wirbeltieren werden in Großbritannien jetzt zum Gesetz!

Poor underfed dog
Warum quälen Menschen Tiere? Die systemische Beraterin Ruth Marquardt liefert mögliche Erklärungsansätze.
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Ist die Hemmschwelle geringer, einen Menschen zu verletzen, wenn man zuvor Tiere verletzt oder getötet hat?

Laut einer Studie der Universität Saarland haben 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter zuvor bereits Tiere gequält. Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Tierquälerei und späteren Delikten an Menschen.

Dennoch rät Marquardt von Verallgemeinerungen ab: „Menschen sind nicht gleich und nicht berechenbar.“

Wie können Freunde oder Familie Täter erkennen und helfen?

Vorsichtige Hinweise an Kinder oder Erwachsene, die Tiere quälen, sind hilfreich:

  • Nehmt behutsam Kontakt auf, sprecht das Kind vorsichtig auf sein Verhalten an und macht es darauf aufmerksam, dass ein Tier Schmerz empfindet.

  • Vermeidet aggressives Mahnen oder Bestrafen, sondern redet mit dem Betroffenen.

Nicht selten seiTierquälerei ein indirekter Hilferuf: „Indem wir uns um die Täter kümmern, schützen wir auch die Tiere, beispielsweise über Therapien in schweren Fällen oder über mehr positive Zuwendung und Aufklärung bei kleineren Kindern“, rät Marquardt.