Jahrhundert-Klau in "Grünem Gewölbe" in DresdenDiese Diebe schrieben Geschichte: Die spektakulärsten Kunst-Coups aller Zeiten
Sie steckten einen Stromkasten in Brand, stiegen ins Grüne Gewölbe ein und zertrümmerten die Vitrinen mit Äxten. Am Tag nach dem Einbruch in die historische Kurfürsten-Schatzkammer liegen die Nerven in Dresden noch immer blank. Der Schaden: unschätzbar. Womöglich bis zu einer Milliarde Euro. Stimmt das, dann wäre es der verheerendste Kunstraub der Nachkriegs-Geschichte. Und der Diebstahl von Dresden längst nicht der einzige Coup seiner Art. Drei weitere spektakuläre Fälle und warum die Täter auch dort so leichtes Spiel hatten – im Video.
16-Minuten-Coup in Berlin: Clan-Mitglieder klauten die zweitgrößte Goldmünze der Welt

Coup Nummer eins ereignet sich im März 2017 mitten in Berlin. Die Protagonisten: eine weltberühmte Münze, ein weltberühmtes Museum – und vier Diebe, die genau wissen, wo die Sicherheitslücke ist. In diesem Fall: das ungesicherte Fenster einer Umkleide im Berliner Bode-Museum.
In der Nacht zum 27. März 2017 steigen drei Gauner durch das Fenster unbemerkt ins Gebäude ein. Es soll sich um die Brüder Ahmed R. und Wayci R. sowie ihren Cousin Wissam R. handeln – Mitglieder einer arabischstämmigen Großfamilie aus Berlin. Der Vierte im Bunde, Denis W., arbeitete damals als Wachmann im Museum – er soll dem Einbrecher-Trio im Vorfeld Hinweise zu den fehlenden Sicherheitsvorkehrungen gegeben haben.
Das Zielobjekt: die "Big Maple Leaf" – die zweitgrößte Goldmünze der Welt. Eine kanadische Sonderprägung mit einem Wert von 3,75 Millionen Euro. Gemeinsam zertrümmern die drei Brüder die Panzerglas-Vitrine und transportieren die 100-Kilo-Münze mit Rollbrett und Schubkarre zum Auto. Sie brauchen insgesamt nur 16 Minuten – exakt so lange, wie der Wachmann auf seiner Nacht-Route in einem anderen Teil des Gebäudes unterwegs ist.
Die vier Männer werden geschnappt, stehen seit Januar 2019 vor Gericht. Von der "Big Maple Leaf" fehlt aber noch immer jede Spur. Experten gehen davon aus, dass sie zerstückelt, eingeschmolzen und verkauft worden ist. Die Angeklagten haben sich bislang nicht geäußert.
Weil die Wärter nichts mitbekamen, nahm er noch mehr mit: Acht Jahre Haft für Pariser "Spider-Man"

Nicht weniger spektakulär der zweite Fall, geschehen im Mai 2010 in Paris. Kunstdieb Vjéran Tomic steigt nachts ins Pariser Museum für Moderne Kunst ein – auch hier durch ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes. Allerdings ohne Leiter. Wegen seiner Kletterkünste tauft ihn die Presse auf den Spitznamen "Spider-Man".
Eigentlich, wird er später vor Gericht aussagen, will er an diesem Abend nur ein Stillleben von Fernand Léger klauen. Aber dann fällt sein Blick auf die anderen, noch viel wertvolleren Ausstellungsstücke. Und weil die Alarmanlage defekt ist und auch die Wärter nichts mitkriegen, reißt er direkt vier weitere Meisterwerke aus ihren Rahmen, darunter solche von Picasso und Matisse. Der geschätzte Wert: Mehr als 100 Millionen Euro. Bis heute sind die fünf Bilder nicht aufgetaucht.
Die Professionalität, mit der Vjéran den Diebstahl begangen habe, "grenze an Exzellenz", sagt die Staatsanwaltschaft vor Gericht – aber er sei trotzdem nur ein ehrloser Gauner. Anfang 2019 wird Vjéran zu acht Jahren Haft verurteilt. Auch zwei Komplizen – ein Antiquitätenhändler und ein Uhrmacher – kommen hinter Gitter, für jeweils sechs und sieben Jahre.
13 Gemälde in Boston gestohlen: Der größte Coup aller Zeiten – bis jetzt

Fall Nummer drei galt lange als der mit Abstand größte Kunstraub aller Zeiten – bis jetzt. In einer März-Nacht des Jahres 1990 brechen zwei Kunstdiebe auf besonders dreiste Weise ins Isabella Stewart Gardner Museum in Boston ein: Als Polizisten verkleidet, lassen sie sich die Tür von Wachmännern aufschließen, spazieren unbehelligt hinein.
Ganze 13 Gemälde nehmen sie mit – darunter Werke von Rembrandt und Vermeer. Auch hier fehlt von den Bildern weiterhin jede Spur. Ein Debakel ohnegleichen: Der Wert soll jenseits von 500 Millionen Dollar liegen.
Diesen Rekord-Schaden könnte der Coup im Grünen Gewölbe jetzt aber übertrumpft haben: Angeblich soll die Dresdner Diebes-Beute bis zu einer Milliarde Euro wert sein. Zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Ermittler: Einfach so auf dem Markt verkaufen lassen sich die Kurfürsten-Schätze nicht. Dazu sind die Objekte in der Kunstszene viel zu bekannt.
Nach Milliarden-Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe: Was passiert jetzt mit den Kunstschätzen?

Theoretisch ließen sich die unzähligen Juwelen zwar herauslösen und einzeln verkaufen – aber auch hier würde dem geschulten Händler-Auge sofort die charakteristische Schleiftechnik auffallen. Deshalb könnten die Diebe vielleicht eher auf ein Lösegeld aus sein. "Art-Napping" heißt das im Fachjargon, also "Kunst-Entführung". Das Prinzip: Die Diebe versuchen nach geraumer Zeit, die Kunst über Mittelmänner wieder herauszugeben – natürlich erst, sobald sie bezahlt worden sind.
Immerhin hätte das Museum in diesem Fall eine Chance, das Diebesgut wieder zurückzubekommen. Nicht auszumalen, wenn Schätze wie die Diamanten-Brustschleife von Königin Amalie Auguste von Bayern – seinerzeit ein Baby-Geschenk vom royalen Gemahl – lieblos zerstückelt und verramscht würden...