Nach Skandal um Nackt- und BerührungsraumLeiter von AWO-Kita soll Erzieherinnen belästigt haben

ARCHIV - 01.02.2023, Bayern, Münchsmünster: Eine Garderobe in einer Kita.     (zu dpa «Kitas erhöhen wegen steigender Kosten die Beiträge») Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
AWO-Kita in Hannover steht in der Kritik nach Elternbrief. (Symbolbild)
awe cul igl, dpa, Armin Weigel

Sie bekommen täglich Hasskommentare!
Die AWO-Kita Freytagstraße in Hannover steht aktuell im Mittelpunkt der Berichterstattung. Erst sollte ein Raum für Doktorspiele für Kleinkinder geschaffen werden und dann kommt raus, ein ehemaliger Erzieher soll Kinder sexuell missbraucht haben. Wie können Eltern da wieder Vertrauen aufbauen.

Diese Regeln für den "Körpererkundungsraum" gingen an alle Eltern raus.
Diese Regeln für den "Körpererkundungsraum" gingen an alle Eltern raus.
RTL

Beide Ereignisse überschneiden sich laut AWO-Sprecher jedoch zeitlich nicht. „Das ist eine Verkettung unglücklicher Umstände. Das eine hat mit dem anderen absolut nichts zu tun. Der Leiter war viele Jahre in einer anderen Kita und ist erst gekommen als der Erzieher, der wegen Missbrauchs angeklagt ist, schon weg war“, so der Sprecher.

Dennoch wirft es ein fragliches Licht auf diese Kita in Hannover.

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Hasskommentare mehrmals täglich

Am 30. Juni platzt die Bombe. Der Grund: Die AWO-Kita in der Freytagstraße plant einen „Körpererkundungsraum“. Hier sollen Kleinkinder einen geschützten Raum für „Doktorspiele“ bekommen, wo sie sich streicheln und untersuchen können.

Ein entsprechender Brief mit den Regeln für die Kinder geht an die Eltern raus. Darin heißt es:

„Jedes Kind entscheidet selber, ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielt“ oder auch „alle Kinder kennen die Orte, wo Nacktheit und Körpererkundungen stattfinden können.“ Eine Regel besagt, kein Kind steckt einem anderen etwas in die Körperöffnungen (Po, Vulva, Nase, Ohr) oder leckt am Körper des anderen.

Verunsicherungen bei den Eltern und Hasskommentare sind die Folge:

„Ihr Pädophilen. Jetzt habt ihr euren Sexraum“, solche und andere Kommentare kommen mehrmals täglich, erzählt der AWO-Sprecher.

Im Video: Missbrauchsverdacht in Kita Burscheid

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Die AWO Hannover distanziert sich von den Plänen

Und das, obwohl, so der Sprecher, der Kitaleiter Carsten L. mit dem „Körpererkundungsraum“ einen absoluten Alleingang gestartet habe. Die AWO-Leitung habe erst zehn Tage, nachdem das Schreiben an die Eltern rausgegangen ist, von dem Vorfall erfahren: „So ein Raum war nie von uns geplant und wird auch nie in unserem Kinderschutzkonzept auftauchen. Er hat das falsch verstanden“, so der Sprecher. Falsch verstanden habe er anscheinend eine interne Arbeitshilfe der Kita-Fachberatung, in der es laut anderer Medien einen Textbaustein zu Regeln für „Körpererkundungsspiele“ gibt. Auch das soll jetzt überarbeitet werden.

Für die Eltern wurde mittlerweile eine Hotline eingerichtet, außerdem wurde eine zusätzliche pädagogische Fachkraft in der Kita abgestellt.

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Sexueller Missbrauch: Nächster Skandal folgt sofort

Der AWO-Leiter soll bereits seit Ende Mai nicht mehr für die Kita tätig sein. Gegangen ist er aber nicht vorrangig wegen des Plans rund um die Doktorspiele, sondern weil er einer Kollegin auf einem Betriebsausflug unter Alkoholeinfluss zu nahe gekommen sein soll. „Direkt nach diesem Vorfall hat der Leiter um einen Aufhebungsvertrag gebeten.“ Dem sei die AWO Leitung gerne nachgekommen, so der Sprecher weiter. Ein Nachfolger wird aktuell gesucht.

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Nur wenige Tage nach dem ersten Skandal folgt einer, der nur scheinbar mit dem Ersten zu tun hat. Zeitlich haben sich beide Vorfälle jedoch nicht überschnitten, so der Sprecher.

Ein ehemaliger Erzieher, der von 2018 – 2020 in der Kita tätig war, soll laut Hannoversche Allgemeine Zeitung Schutzbefohlene missbraucht haben. Zudem soll der 28-Jährige Kinder- und Jugendpornografisches Material in geringer Menge besessen haben. Kollegen aus der Kita sollen die Leitung damals auf das Fehlverhalten aufmerksam gemacht haben.

Der Missbrauchs-Prozess ist jedoch vorläufig eingestellt worden, da sich laut Hannoversche Allgemeine Zeitung eine wichtige Zeugin noch im Ausland aufhalte. (jsa)