Er wollte auch Hans Magnus Enzensberger umbringen"Todespfleger" (27) zu lebenslanger Haft verurteilt

ARCHIV - 11.11.2020, Bayern, München: Der Schriftzug «Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München» ist an einem Gebäude des Klinikums zu sehen. (Zu dpa "Mordversuch in Klinik? - Pfleger in weiteren Fällen unter Verdacht") Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Im Klinikum rechts der Isar in München tötete der 27-Jährige zwei Menschen.
mbk wst, dpa, Matthias Balk

Ein Krankenpfleger (27) ist wegen zweifachen Mordes und sechsfachen Mordversuchs zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Münchner Landgericht stellte am Montag auch die besondere Schwere der Schuld fest.

Keine Sicherungsverwahrung für "Todespfleger" aus Klinikum rechts der Isar

Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen. Eine anschließende Sicherungsverwahrung, die die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, verhängte das Gericht nicht, allerdings ein lebenslanges Berufsverbot als Alten- und Krankenpfleger.

Der junge Mann hatte vor Gericht eingeräumt, Patienten auf einer Wachstation im Klinikum rechts der Isar in München Medikamente gespritzt zu haben, um sie ruhigzustellen. Zwei seiner Patienten starben, drei überlebten die insgesamt sechs Mordversuche.

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München: Geständnis des Pflegers lässt Richter "schaudern"

Das klare Geständnis des Pflegers "lässt einen fast ein bisschen schaudern", erklärte der Richter laut einem Bericht des "Bayerischen Rundfunks" (BR). Dem 27-Jährigen sei klar gewesen, dass die Medikamente die Menschen töten können, allerdings sei ihm das egal gewesen. Er habe eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Bei der Verhaftung wurde der Pfleger dem Richter zufolge gefragt, wie es weitergegangen wäre, wenn er nicht verhaftet worden wäre. "Ich hätte weitergemacht!", habe der 27-Jährige daraufhin erklärt. Eine Aussage, die den Richter "auch schaudern lässt".

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Der Pfleger tötete zwei 80 und 89 Jahre alte Patienten und versuchte, drei weitere zu töten – darunter der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (damals 90). Im Prozess erklärte der Angeklagte, er habe die Patienten nur "ruhigstellen" wollen. Er sei im Dienst meist betrunken gewesen, habe oft geschlafen oder mit dem Handy gespielt. Seine Taten bereue er. "Es tut mir sehr leid", sagte er laut BR in seinem letzten Wort vor einer Woche. (bst)