Richterin: Es war ein regelrechter Gewaltexzess!

Mitbewohner stirbt nach Eisenstangen-Attacke - Blut spritzte an Wand und Decken

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Das Hamburger Landgericht verurteilte Etibar R. (rechts) am Montag zu 12 Jahren Haft. Die Richterin sieht es als erwiesen an, dass der 51-Jährige zusammen mit seinem Komplizen zwei Männer krankenhausreif geprügelt hat. Eines ihrer Opfer starb an den Verletzungen.
von Nicole Ide, Florent Gallet und Daniel Kandora

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Zwei Ukrainer und zwei Aserbaidschaner wohnen in einer Flüchtlingsunterkunft in einer WG zusammen. An einem Donnerstagabend im Februar 2023 eskaliert offenbar ein Streit: Ein Ukrainer stirbt, nachdem die Aserbaidschaner ihn mit Eisenstangen und Fußtritten attackiert haben sollen. Der andere Ukrainer will helfen und wird schwer verletzt. Jetzt ist das Urteil gefallen.
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Hintergründe bleiben ungeklärt

Noch einmal betreten die beiden angeklagten Aserbaidschaner den Gerichtssaal in Hamburg. Wenig später ist klar: Wegen Totschlags, versuchten Totschlags und zugleich gefährlicher Körperverletzung müssen sie 11 und 12 Jahre ins Gefängnis. Das Urteil nehmen Etibar R. (51) und Rufat H. (44) eher emotionslos entgegen. Auch verzichten sie an diesem Montag (5. Februar) auf erklärende oder entschuldigende Worte.

So bleibt auch offen, was genau zum laut Richterin „regelrechten Gewaltexzess“ Mitte Februar 2023 geführt hat. „Wir wissen nicht den Grund für den Streit“, heißt es bei der Urteilsverkündung.

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Ein Gewaltexzess unter Mitbewohnern

Anfang letzten Jahres lebten die beiden Angeklagten in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Ohlsdorf. Am 16. Februar attackierten sie einen ukrainischen Mitbewohner: Etibar R. prügelte wohl sogar mit einer Metallstange auf den 61-Jährigen ein. An seinen schweren Verletzungen starb der ehemalige Kunstmaler aus der Ukraine anschließend. Ein geheingeschränkter Landsmann soll ihm noch zu Hilfe geeilt sein, wurde dann aber selbst zum Opfer der Angreifer – Rufat H. schlug mit der Krücke des Helfers auf ihn ein. Alle Beteiligten waren während der Tat stark betrunken.

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Angeklagte: Wollten nur helfen!

Bei den Ermittlungen glaubt das Gericht den Ausführungen des schwer verletzten, 66 Jahre alten, Ukrainers – denn die passen auch zur Spurenlage vor Ort. Die Angeklagten hatten während des Prozesses behauptet, dass es zum Streit zwischen den Opfern gekommen wäre und sie nur hätten helfen wollen.

„Mein Mandant hat von vornherein seine Unschuld beteuert“, erklärt Matthias Domsch, der Anwalt von Rufat H. im RTL-Interview: „Dass er hier wegen vollendeten und versuchten Totschlags verurteilt wurde zu 11 Jahren Freiheitsstrafe, das ist für ihn persönlich natürlich eine Katastrophe.“ Man werde Revision einlegen. Ob das Gericht dem Angeklagten in einem zweiten Anlauf Glauben schenkt, ist zweifelhaft: Denn die Angeklagten haben sich auch in ihren Aussagen teilweise widersprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.