Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung
Mit der Kettensäge am Starnberger See? Hier steht Jens Lehmann vor Gericht
Jens Lehmann vor Gericht!
Das Elfmeterschießen gegen Argentinien im Viertelfinale der Heim-WM machte den früheren Nationaltorwart 2006 zum Fußball-Helden. Jetzt macht er Schlagzeilen ganz anderer Art. Am heutigen 8. Dezember begann vor dem Amtsgericht in Starnberg der Prozess gegen den 54-Jährigen: Er soll die Garage eines Nachbarn mit einer Kettensäge beschädigt haben. Doch die Anklage geht noch weiter. Lehmann bestreitet die Vorwürfe. Mehr dazu gibt’s im Video.
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Jens Lehmann vor Gericht - RTL ist live dabei:
Jens Lehmann betritt um kurz vor 10 Uhr das Gericht. Während der Verhandlung spricht er selbst mit der Richterin. Er sehe sich seit vielen Jahren als Justizopfer – auch aufgrund seines Promi-Status. Er habe für alles eine ganz normale Erklärung.
Am Flughafen habe er nicht bezahlen wollen, weil ein Ladevorgang am E-Auto nicht wie vorher vereinbart abgeschlossen war, und er weitere 45 Minuten warten musste. Die Beleidigung gegenüber der Polizistin sei keine gewesen. Er habe die Beamtin nie als „Lügnerin“ bezeichnet, sondern lediglich gesagt, sie würde lügen. Das sei ein Unterschied.
Als er der Beamtin diesen Unterschied immer wieder erklären wollte, habe er irgendwann gesagt, sie habe eine Fehlschaltung im Gehirn. Wenn das eine Beleidigung sei, dann möchte er sich dafür entschuldigen.
Die Gaube an der Garage habe er nicht zersägt. Er wäre mit der vor Jahren erteilten Erlaubnis des Nachbarn auf dem Grundstück gewesen, um wie schon so oft den Teil der Hecke zu schneiden, die von der Lehmann-Seite auf das Nachbargrundstück rüber ragt. Der Nachbar nutze das Anwesen als Wochenendhaus und sei selten selber da. Deswegen habe er die Motorsäge dabei gehabt. Die Birke habe er auf Wunsch des Nachbarn gefällt. Er habe nichts kaputt gemacht an der Gaube, sondern habe nur mal in die Baustelle reingeschaut, um zu gucken, was der da so baut. Es sollte ein Bootshaus werden.
Lehmann erklärt weiter, der Streit mit dem Nachbarn sei vor Kurzem mit einem zivilrechtlichen Einigungsvertrag einvernehmlich beigelegt. Die Garagengebühren am Flughafen habe er längst bezahlt.

Jens Lehmann weist Vorwürfe zurück
Der Verteidiger fordert vom Staatsanwalt, die Anklage wegen Nichtigkeit fallen zu lassen. Die Richterin und der Staatsanwalt sind allerdings anderer Meinung. Es gehe nicht um den angerichteten monetären Schaden, sondern um die Tatsache, dass Lehmann jemand sei, der sich bei Taten, die sich im unteren Rahmen des Strafmaßes abspielen, sich so verhalte, dass er sich nicht an allgemeingültige Regeln halte.
Der Staatsanwalt möchte wissen, wer eine Hecke mit einer Motorsäge schneidet. Zumal Lehmann nicht beschreiben kann, was das genau für eine Hecke sei. Nadel oder Blätter? Naja, es seien vielmehr echte große Bäume, die in ihrer Wuchsform quasi eine Hecke bilden würden. Da würde eine kleine elektrische Heckenschere nix bringen.
Auf Nachfrage sagt der 54-Jährige, er könne sich nicht an jedes einzelne Detail erinnern, dass ihm durch den Kopf gegangen ist.
Ohne Helm unterwegs? Lehmann bietet Polizisten einen Zehner an
Nach der Pause ging es amüsant weiter: Ein Polizist kam in den Zeugenstand, der wegen der Dachbalken am Grundstück war. Lehmann sei auf seiner Vespa ohne Helm an ihm vorbeigefahren. „Es ist nicht optimal, wenn man mit dem Motorrad ohne Helm an der Polizei vorbei fährt“, so der Polizist. Lehmans Antwort: „Wollen‘s den Zehner gleich haben?“
Worum geht's eigentlich?
Es geht um einen Vorfall, der im Sommer 2022 bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Die Staatsanwaltschaft wirft Jens Lehmann vor, im Juli vergangenen Jahres mit einer Kettensäge in der Hand in die Garage seines Nachbarn eingedrungen zu sein, um dort einen Dachbalken zu zersägen. Außerdem soll er eine junge Birke auf dem Grundstück seines Nachbarn gefällt haben. Bevor er mit der Säge auf die Garage und den Baum losging, soll er laut Staatsanwaltschaft noch das Kabel einer Überwachungskamera abgetrennt haben – um bei den mutmaßlichen Taten nicht gefilmt zu werden. Doch die Kamera lief mit Batterien weiter.
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Als möglichen Grund für die Tat gab die Polizei damals an, dass die Garage Jens Lehmann den Blick auf den See versperrte. Der Prozess gegen den Ex-Kicker unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung startet am Freitag am Amtsgericht Starnberg. Der Sachschaden belief sich auf 2.500 Euro. Geladen sind zahlreiche Zeugen. Ein weiterer Verhandlungstag ist für den 22. Dezember angesetzt.
Ohne zu bezahlen aus dem Parkhaus?
Vor Beginn des Prozesses wollte sich Lehmanns Anwalt Christoph Rückel auf Anfrage nicht äußern, kündigte aber eine Stellungnahme im Gerichtssaal zu Beginn der Verhandlung an. „Die gegen mich erhobenen Vorwürfe treffen so nicht zu“, schrieb Lehmann im Sommer auf Instagram, nachdem Anklage gegen ihn erhoben worden war. „Der Schaden ist wie immer die enorme Rufschädigung und die Missachtung der Privatsphäre.“
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In dem Verfahren geht es aber auch um weitere Vorfälle: So soll Lehmann Polizisten beleidigt haben, die ihm den Führerschein abnehmen wollten, und er soll am Flughafen München mit seinem Porsche zwei Mal aus dem Parkhaus gefahren sein, ohne vorher zu zahlen. Um das zu schaffen, ist er der Staatsanwaltschaft zufolge einem anderen Wagen in dichtestem Abstand gefolgt, als dieser durch die Schranke fuhr.
Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt in beiden Fällen die Unschuldsvermutung.
Im Video: Jens Lehmann mit Kettensäge auf Nachbargarage losgegangen?
Gefeierter Fußball-Held
Jens Lehmann war 2006 zum gefeierten Torwart der Heim-WM, des „Sommermärchens“, geworden – vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschießen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London. (dpa/tma)