Strom müsste neu verlegt werden

Dorf-Zoff um E-Ladesäulen: Bewohner wollen sie nicht, sollen aber dafür blechen

Merschbach: Vermieter will Elektro-Ladesäulen für Feriengäste

In Merschbach (Rheinland-Pfalz) hängt der Dorfsegen schief. Dass Witold Bogacki E-Ladesäulen für seine Ferienwohnungsgäste plant, ist nicht das Problem. Wohl aber, dass dafür nicht nur er, sondern auch seine Nachbarn im 75-Seelen-Dorf aufkommen sollen. Die wehren sich strikt dagegen, für etwas zu zahlen, von dem sie nichts haben.

Nachbarn sollen 500 bis 2.000 Euro für neuen Stromanschluss zahlen

Witold Bogacki, Merschbach
Seinen Feriengästen will Witold Bogacki etwas Gutes tun, hat deshalb aber richtig Stress mit den Nachbarn.
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E-Mobilität ist die Zukunft, daran hat Bogacki keinen Zweifel. Drei Ladesäulen sollen her, damit die Gäste seiner Ferienwohnungen demnächst auch Strom tanken können. Dafür muss allerdings die alte Überlandleitung weg und auch in den Nachbarhäusern der Strom neu verlegt werden – per Erdkabel.

Eine teure Angelegenheit für die Merschbacher."Die Installationen, die in den Häusern erforderlich sind, müssen von den Anwohnern getragen werden", erklärt Thomas Breuer vom Energieversorger Westnetz: 500 bis 1.000 Euro würden für jeden anfallen, in Ausnahmefällen auch mal 2.000 Euro.

Energieversorger muss E-Ladesäulen aufstellen

Hintergrund ist das Energiewirtschaftsgesetz, in dem der Ausbau der E-Mobilität geregelt ist. Demnach sind die Energieversorger in der Pflicht, "wenn ein Kunde in der Region zum Beispiel eine Elektro-Ladesäule aufstellen will", erklärt Breuer. "All den Wünschen müssen wir nachkommen, wenn sie gerechtfertigt sind, und das ist in aller Regel so. Da gibt es einen Anschlusszwang für uns." Westnetz übernehme nur die Kosten bis zum Hausanschluss.

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Anwohnerin aus Merschbach: Bin die einzige Verliererin

Klaudia Bauer
Klaudia Bauer sieht gar nicht ein, für die Ladesäulen zu zahlen.
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Klaudia Bauer ist eine von zehn Anwohnern, die zum Bezahlen gezwungen werden sollen. "Das seh ich nicht ein", sagt sie. "Ich brauche keine E-Mobilität." Ihr Nachbar könne das Dorf ja gerne mit den Ladesäulen aufwerten. Aber wer das nicht wolle, solle "auch nicht in Mitleidenschaft gezogen werden", findet sie. "Mein Nachbar verdient, der Netzbetreiber verdient – und ich verliere." Bauer hat sich inzwischen einen Anwalt genommen und wird wohl klagen

Ferienwohnungsvermieter gibt sich ahnungslos

Witold Bogacki
Dass auch die Nachbarn für seine Ladesäulen aufkommen müssen, wusste Witold Bogacki angeblich nicht.
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War Witold Bogacki das Problem gar nicht bewusst? Er habe gedacht, der Stromversorger übernehme die übrigen Kosten, rechtfertigt sich der Ferienwohnungsvermieter. Seine Erklärung klingt eher nach Wünsch-dir-was. "Ich würde mich freuen, wenn es sowohl mir erlaubt werden würde, die Ladestationen aufzustellen und gleichzeitig den anderen keine Kosten verursacht würden", sagt er. Das hält er für die "optimale Lösung", räumt aber auch ein: "Wie sie zustande kommt, das weiß ich wirklich nicht."

Schon ab Juni soll gebaut werden – auf wessen Kosten, steht noch in den Sternen.