Prozess in LübeckDreister Betrug im Corona-Testzentrum: Mehr als 14.000 Euro mit falschen Tests ergaunert?

Am 19. März 2021 wurde ein Corona-Testzentrum in Lübeck auf Anweisung der Staatsanwaltschaft geschlossen – nach nur elf Tagen in Betrieb. Der Grund: Die Proben sollen zwar entnommen, aber nie untersucht worden sein. Ein negatives Testergebnis wurde trotzdem ausgestellt. Am Montag (26.9.) hat der Prozess vor dem Lübecker Amtsgericht gegen den Betreiber und eine Mitarbeiterin begonnen.
Lübecker Testzentrum wurde von Berliner Student und seiner Freundin betrieben
Wer sich in einem Corona-Testzentrum auf das Virus untersuchen lässt, erwartet Gewissheit: Bin ich infiziert und sollte mich isolieren oder bin ich gesund? Doch immer wieder werden Testzentren für Betrügereien ausgenutzt – von ihren Betreibern. So vermeintlich auch im vergangenen Jahr in Lübeck.
Der Student Samuel D. und seine damalige Freundin Anna L., die als seine Mitarbeiterin gearbeitet hat, stehen am Montagmorgen vor Gericht. Die beiden Berliner sollen laut Staatsanwaltschaft in Lübeck zwar ein Testzentrum betrieben, aber nie die Möglichkeit gehabt haben, entnommene Coronatest-Proben auch auf das Virus zu untersuchen.
Geld haben sie für ihre Tests und die stets negativen Ergebnisse jedoch trotzdem kassiert, insgesamt sollen es mehr als 14.000 Euro gewesen sein. Das Geld sei laut Verteidigung nie bei den Angeklagten angekommen, da die Staatsanwaltschaft sofort reagiert und das Geld vom Finanzdienstleister eingezogen habe.
Labor sagte ihnen kurzfristig ab
Dass die Proben nie eingeschickt wurden, habe einen speziellen Grund. Das Labor, mit dem die beiden Angeklagten zuvor zusammen arbeiten wollten, habe ihnen kurz nach der Eröffnung des Testzentrums abgesagt. Deshalb sollen die Proben stattdessen in eine Antigen-Kassette gegeben und daraufhin ein negatives Zertifikat ausgestellt worden sein. So hätten die beiden eine sofortige Schließung des Testzentrums verhindern wollen.
Von der Liebe geblendet
Die Angeklagten betonen beide, dass sie niemals jemanden mit dem Testzentrum betrügen wollten. Die Studenten hätten zuvor einen Lehrgang gemacht und für ein Testzentrum in Berlin gearbeitet.
Anna L. und Samuel D. seien zur Tatzeit ein Paar gewesen. Besonders die Studentin zeigt sich vor Gericht reumütig: „Ich verstehe, dass ich an etwas wirklich Schrecklichem mitgewirkt habe. Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen.“ Als Erklärung für die Tat verweist sie auch auf ihren Ex-Freund: „Vielleicht war ich durch meine Liebe geblendet.“ Die Beziehung habe dem Verfahren allerdings nicht standgehalten, die Angeklagten leben mittlerweile wohl getrennt.
Getestete zweifelte Ergebnis an
Aufgeflogen war der Betrug, da eine in dem Zentrum getestete Frau Zweifel an der Richtigkeit ihrer ärztlichen Bescheinigung des PCR-Tests hatte und daraufhin Anzeige erstattete. Dabei kam raus: Das auf der Bescheinigung genannte Labor in Berlin soll die Probe nie untersucht haben.
Die Staatsanwalt rechnet mit einer Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren für die beiden Angeklagten. Für den Prozess vor dem Amtsgericht Lübeck sind zunächst zwei Verhandlungstage geplant und neun Zeugen geladen. Er wird im Oktober fortgesetzt, dann könnte auch bereits ein Urteil fallen. (dpa/xas/jjä)