„Dem Woken Trend nicht standgehalten“

Aus „Mohrenköpfle“ wird „Möhrenköpfle!“ Zoff um Mannheimer Traditionscafé

Hausfassade Café Mohrenköpfle
Mit dieser umgestalteten Hausfassade wollte ein Café-Inhaber eigentlich einen Rassismus-Konflikt beenden, doch in Mannheim geht der Ärger um den Namen des Traditionscafés Mohrenköpfle weiter
Wolf H. Goldschmitt

Rassismus-Ärger um den Namen eines Cafés in Mannheim! Bereits seit einiger Zeit gibt es Kritik am Namen des Cafés „Mohrenköpfle“, das Traditionshaus wurde im Jahr 1937 gegründet. Der heutige Inhaber und Konditor wollte den Kritikern jetzt mit einer neu gestalteten Hausfassade die Luft aus den Segeln nehmen, doch der Plan ging nicht ganz auf. Im Gegenteil!
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Mannheimer Konditor gestaltet Hausfassade um – doch Traditionscafé erntet erneut Kritik

Um wegen der anhaltenden Rassismus-Kritik eine Lösung zu finden, hatte sich der Mannheimer Konditor Markus Wenzlaff für eine Umgestaltung seiner Hausfassade mit neuem Namen und leicht veränderter Optik entschieden: „Möhrenköpfle“, wobei über dem O zwei fröhlich lachende Karotten prangen.

Mit der „Möhrenköpfle“-Aktion besänftigte der Konditor zwar einige seiner Kritiker, dafür brachte er aber Stammkunden gegen sich auf. Der Grund: Er habe "dem woken Trend nicht standgehalten", sagt Wenzlaff über die Vorwürfe gegen ihn und seine Aktion in einem aktuellen Online-Bericht der „Rhein-Neckar-Zeitung.“

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Café „Möhrenköpfle“: Graffiti auf Hausfassade bringt Konditor auf Idee

Dabei hatten ihn Kritiker erst auf die Idee für die Namensänderung gebracht, wie der Chef des Traditionscafés weiter schildert. Bereits seit 1954 wurden im Mannheimer Café neben dem klassischen Gebäck "Mannemer Dreck" auch große "Mohrenköpfe" hergestellt, die auch so genannt wurden.

In einer Nacht- und Nebelaktion hatten daher laut des Konditormeisters "ein paar Leute über das O in unserem Logo an der Fassade zwei Karotten gesprayt", so Wenzlaff gegenüber der Zeitung. Ihm habe diese Lösung des Konflikts auf Anhieb gefallen.

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Café „Möhrenköpfle“: Lustige Idee oder Kapitulation vor dem Zeitgeist?

Also ersetzte der Konditor das Graffiti an seiner Hausfassade mit dem „neuen Namen.“ Kostenpunkt für die Umgestaltung der Fassade: rund 6.000 Euro. Zunächst habe niemand vorgehabt, tatsächlich dauerhaft den Namen zu ändern, der Konditor habe mit den LED-Möhren lediglich die Schärfe aus dem Rassismus-Streit nehmen wollen.

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Geschäftsleute und Nachbarn aus seinem Umfeld hätten diesen Schritt begrüßt, einige seiner Kunden leider weniger. Sie hätten die LED-Rüben schlichtweg als eine „Kapitulation vor dem Zeitgeist“ empfunden. Doch den Vorwurf einiger seiner Stammkunden, dass er sich damit einer modernen Überempfindlichkeiten gebeugt habe, weist der Konditor entschieden zurück. Er habe lediglich ruhiger schlafen wollen und hoffe nun darauf, dass er mit seinem humorvollen, wenn auch teuren Umgang mit dem Streit einige Menschen ebenfalls zum Lachen bringen werde. (mjä)