Gericht spricht ihn frei
Mann zieht an E-Zigarette - plötzlich steht er unter Drogen und vergewaltigt eine Frau

Ein 26-jähriger Mann vergewaltigt eine junge Frau und wird trotzdem vom Gericht freigesprochen, und das, obwohl die Richter die Tat als erwiesen ansehen! Der Grund: Der Mann zieht zuvor an einer E-Zigarette, die eine gefährliche Substanz enthält.
Schuldunfähig durch E-Zigarette
Das Amtsgericht Northeim im Niedersachsen hält einen 26-Jährigen für unschuldig. Der Vergewaltigungsprozess endet mit einem Freispruch. Wie der Gerichtssprecher mitteilt, war die Steuerungs- und Einsichtsfähigkeit des Mannes durch das Rauchen der E-Zigarette aufgehoben. Denn diese enthielt die seltene Substanz Cannabinoid – und das habe der Mann nicht gewusst. Die Wirkung sei so stark gewesen, dass der 26-Jährige nun als schuldunfähig gilt.
Frauen wollen ihm helfen und werden dann zum Opfer
Es ist der 24. Juni 2022: Der junge Mann trifft sich am Abend mit Freunden auf einem Schulhof in Northeim. Einer von ihnen hat die besagte E-Zigarette dabei – der 26-Jährige nimmt ein paar Züge, ohne zu wissen, was da eigentlich drin ist.
Etwas später sehen zwei junge Frauen, wie er auf einer Bank sitzt und zur Seite kippt. Die beiden eilen ihm zur Hilfe, rufen einen Krankenwagen, der junge Mann hingegen fasst der einen Frau in den Schritt und kneift in ihren Oberschenkel. Die Frauen ergreifen die Flucht, die eine fällt allerdings hin. Der 26-Jährige sei daraufhin mit einem Finger vaginal in sie eingedrungen, wie der Gerichtssprecher Christian Bode in einem Gespräch mit RTL erzählt.
Drogen- und Alkoholtest fällt zuerst negativ aus
Als der Rettungswagen eintrifft, gehen die beiden Frauen sofort hin – kurze Zeit später kommt auch die Polizei. Die Beamten testen den Mann auf der Wache auf Alkohol und Drogen – beide Tests fallen jedoch negativ aus. Der Verteidiger des 26-Jährigen möchte ein großes Gutachten seines Mandanten durchführen lassen. Bei dem kommt dann raus, dass die E-Zigarette ein seltenes Cannabinoid enthält – ein Stoff, der 100 Mal schneller als Cannabis wirken soll.
Synthetische Cannabinoide können sehr gefährlich sein
Wie der Gerichtssprecher erzählt, habe der 26-Jährige glaubhaft versichert, dass er vorher noch nie solche Drogen genommen habe. „Er war nicht vorbelastet“, erklärt Sprecher Christian Bode. Die Symptome, wie Kreislaufprobleme oder Gedächtnislücken passten laut Gutachter genau zu dem Cannabinoid, das in der Zigarette nachgewiesen wurde. Genauer gesagt handelt es sich um ADB-Butinaca und ADB-Hexinaca – synthetische Cannabinoide, die relativ neu seien, wie Bode erklärt. Dabei wirken diese künstlichen Substanzen teils extremer als der pflanzliche Cannabis-Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). Der Gebrauch als Rauschmittel kann lebensgefährliche Folgen haben, wie Experten warnen.