"Ich habe als Vater versagt"
Mann sitzt 29 Jahre unschuldig im Knast, dann hilft ihm die Frau, die er vergewaltigt haben soll

Das halbe leben im Knast – und das auch noch unschuldig!
Kaum vorstellbar, wie groß die Wut im Bauch sein muss, wenn man für ein Verbrechen im Gefängnis sitzt, das man gar nicht begangen hat. Diese Ungerechtigkeit ist einem Mann in Louisiana passiert. Er saß 29 Jahre unschuldig hinter Gittern, bis die Frau ihm half, die er angeblich vergewaltigt haben soll.
Louisiana: Mann wegen angeblicher Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt
Er soll seine sechsjährige Stieftochter missbraucht haben. Patrick Brown (49) wurde 1994 wegen schwerer Vergewaltigung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Problem dabei: Seine Stieftochter hat nie ausgesagt, da sie kurz vor ihrer Aussage Nasenbluten bekam und aus dem Zeugenstand gezerrt wurde. Brown ist dann aufgrund von Behauptungen Erwachsener ins Gefängnis gewandert. „Sie glaubten, sie würden das aussagen, was die Sechsjährige gesagt hätte“, berichtet der Bezirksstaatsanwalt von Orleans, Jason William, gegenüber The Mirror.
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Im Video: Saß er unschuldig 13 Jahre im Gefängnis?
Nach 29 Jahren Knast: Mann hält „Freiheitspapier“ in den Händen

Kein Gefängnisoverall, seine Liebsten im Arm und das „Freiheitspapier“ in den Händen: Am Montag war es endlich so weit und Patrick Brown wurde nach 29 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Das hat er seiner Stieftochter zu verdanken, die schon immer wusste, dass er unschuldig gewesen ist.
Die Frau kämpfte seit vielen Jahren für die Freilassung des 49-Jährigen. In einer Erklärung des Bezirksstaatsanwalts von Orleans heißt es, sie habe seit 2002 Wahlkampf betrieben und habe die Verwaltungen aufgefordert, den Fall neu zu überprüfen. Sie sollten „das Unrecht korrigieren und den tatsächlichen Täter rechtmäßig strafrechtlich verfolgen“, berichtet The Mirror. Die Frau wüsste auch, wer der wirkliche Täter gewesen sei. Es soll sich um ein anderes Familienmitglied handeln.
„Ich hätte meine Familie beschützen müssen“: Patrick Brown entschuldigt sich nach Freilassung
Nachdem der Richter die Freilassung von Patrick Brown veranlasste, fiel der seiner Stieftochter in die Arme. Er flüsterte ihr zu: „Es tut mir leid was dir passiert ist, ich habe als Vater versagt. Ich hätte meine Familie beschützen müssen, aber das habe ich nicht getan“.
Seine Stieftochter teilte am Montag mit, dass sie über 100 Briefe an die Verwaltungen geschickt hatte, doch niemand wollte ihr zuhören. Emily Maw, Leiterin der Abteilung für Bürgerrechte, stellte klar, dass dieser Fall mehrere Ungerechtigkeiten beinhalten würde. Zum einen saß ein Mann unschuldig für 29 Jahre in Haft. Zum anderen musste das Opfer mitansehen, dass der wahre Täter frei war und stattdessen sein Stiefvater inhaftiert wurde. Maw schrieb in den Gerichtsakten: „Es geht hier darum, endlich einer Frau zu zuhören, die dem Staat seit 20 Jahren erzählt, dass der falsche Mann im Gefängnis sitzt“, berichtet The Mirror.
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Es ist das 16. Mal seit 1991, dass in Louisiana eine Verurteilung wegen Vergewaltigung aufgehoben wurde. Laut dem National Registry of Exonerations (Nationales Register für Entlassungen), ein Projekt der juristischen Fakultät der Universität Michigan, hat der Staat die höchste Pro-Kopf-Rate an rechtswidrigen Verurteilungen. (amp)