Warum Chefs das Homeoffice nicht unterschätzen sollten

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Es passiert oft, dass Menschen im Homeoffice mehr arbeiten als im Büro.
Es passiert oft, dass Menschen im Homeoffice mehr arbeiten als im Büro.
www.imago-images.de, imago images/Westend61, Simona Pilolla via www.imago-images.de

Manche Menschen rutschen in ein Burnout

Zu Beginn schien die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, so perfekt: Endlich Familie und Job unter einen Hut bringen, zu Hause sein, wenn der Postbote kommt, zwischendurch etwas Leckeres kochen und, und, und. Dabei sagt Psychologin Birgit Langebartels gegenüber dem Tagesspiegel, dass wir ehrlicherweise einer „Homeoffice-Lüge aufgesessen sind“. Denn tatsächlich belegt eine Studie, dass Homeoffice für die meisten eher belastend sei. Sogar Burnouts können die Folge sein. Was genau das Belastende ist und welcher Homeoffice-Typ Sie sind, erklären wir jetzt.

Einfache Dinge werden zur Belastungsprobe

Das erste große Problem ist, dass wir zu Hause viel zu viel machen wollen. Eben nicht nur Arbeiten, sondern auch Privates erledigen. Einfache Dinge, wie die Spülmaschine aufräumen, können da schon zur Belastungsprobe werden. Psychologin Birgit Langebartels hat eine Studie zum Befinden von Menschen im Homeoffice durchgeführt. Dabei ist herausgekommen, dass viele Menschen mit der Situation zu Hause überfordert sind. Birgit Langebartels erklärt, warum: “Wir wollen morgens mit dem Partner gemütlich frühstücken, tagsüber in der Pause Yoga machen, den Haushalt schmeißen und nebenbei die Arbeit schaffen. Alles schreit nach Berücksichtigung. Das ist wie eine Decke, die zu kurz ist. Die Zeit reicht einfach nicht. Wenn man ins Büro geht, ist ganz klar, dass man nicht gleichzeitig die Spülmaschine ausräumen kann. Da ist die Trennung eine Entlastung. Im Homeoffice gibt es die nicht.“

"Wir sind reduziert auf uns und unseren Rechner"

Was natürlich zu Hause auch fehlt, ist der soziale Kontakt mit Kollegen und Kolleginnen im Büro. Die Psychologin beschreibt etwas, was sicherlich viele nachempfinden können: „Wir sind reduziert auf uns und unseren Rechner. Alles was sonst die Arbeit auch ausmacht – der Plausch an der Kaffeemaschine, die Reise zum Kunden – fällt weg.“ Weiter sagt sie: „Auch die Sinneseindrücke fehlen: Wie riecht es im Unternehmen? Wie ist das Wetter auf dem Weg zur Arbeit? Wir haben in unserer Studie festgestellt, wie schwer es den Menschen fällt, morgens auf „Betriebstemperatur“ zu kommen, sich zu strukturieren und abends zu entscheiden, wann sie Schluss machen.“ Dieser letzte Punkt bedeutet, dass die Trennung zwischen Arbeit und Privatem immer weiter verschwimmt, was gleichzeitig heißt: Mehr Stress und nie richtig Feierabend.

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Wann ist denn Feierabend?

Homeoffice hat eine gute und gleichzeitig schlechte Seite: Man selbst und seine Kollegen und Kolleginnen sind immer zu erreichen, zumindest per Mail. Die Frage ist nur, wie reagiert man darauf? Es gibt einige Menschen, die die Mails „einfach mal schnell“ beantworten, egal wann. Das ist aber genau falsch, sagt Psychologin Birgit Langebartels. Sie weiß aber auch, wieso viele das machen: „Viele haben auch Sorge, vor ihren Kollegen als faul zu gelten. Sie stresst es, wenn sie auf Toilette waren und einen Anruf verpasst haben. Es kommt oft vor, dass Menschen im Homeoffice deutlich mehr arbeiten als zuvor im Büro. Ich hatte ein Gespräch mit einem Mann, der seiner Frau abends den Arbeitszimmerschlüssel gegeben hat, damit er die Trennung zwischen Job und Freizeit hinbekommt.“

Die vier verschiedenen Homeoffice-Typen

Doch nicht jeden Menschen belastet die Arbeitssituation zu Hause. Das sei nämlich abhängig davon, welcher Homeoffice-Typ man sei, sagt die Expertin Birgit Langebartels.

Der „Privatier“

„Der kriegt wegen der vielen häuslichen Anforderungen – Essen kochen, Rasenmähen, Küche aufräumen – kaum seine Arbeit geregelt. Für Vorgesetzte ist er mitunter kaum zu erreichen.“

Der „Außendienstler“

„Er ist in ständiger Selbstausbeutung im Dienst der Firma. Er hat kein Gespür dafür, wann er genug gearbeitet hat und checkt noch um drei Uhr nachts seine Mails.“

Der „Durch-Lässige“

„Er hat einen flexiblen Umgang gefunden. Die Arbeitszimmertür bleibt meist offen, kann aber auch schon mal geschlossen werden, wenn er wirklich ungestört bleiben muss. Wenn vormittags der Hund Gassi geführt wird, hängt er eben abends eine Stunde ran. Gerade Männer in dieser Gruppe schätzen es, dass sie jetzt mehr von ihren Kindern mitbekommen.“

Der „Home-Offizier“

„Der kommt auch gut klar, hat aber alles streng durchgetaktet und organisiert. Da ist ganz genau klar, wann gearbeitet wird und wann Freizeit ist. Wenn der Laptop zu ist, ist auch wirklich Feierabend. Er bekommt Home und Office verbunden, indem er klar trennt.“ (mmü)