Mediziner erklärt, was dahintersteckt

Lisha Savage mit Panikattacke ins Krankenhaus - kann mir das auch passieren?

Mediziner Dr. Christoph Specht und YouTuberin Lisha Savage
Mediziner Dr. Christoph Specht erklärt, was bei einer Panikattacke genau passiert.
RTL/Instagram/lishaandlou_the_originals

von Anna Kriller

Es war wohl die schlimmste Nacht ihres Lebens: YouTuberin Lisha Savage bekam am Wochenende plötzlich Atemnot und starke Schmerzen in der Brust. Kurz darauf lag sie mit Todesangst im Krankenhaus. „Ich dachte, ich werde heute sterben“, sagt die 36-Jährige bei YouTube. Die Diagnose: Lisha hatte eine sehr starke Panikattacke – und bisher keine Ahnung, wie schlimm so etwas sein kann. Doch wie genau kommt es zu einer Panikattacke? Kann das jedem passieren? Und wie sollte man im Notfall am besten reagieren? Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt die wichtigsten Fragen.

Lisha dachte, sie hätte einen Herzinfarkt

Ausgelöst haben soll die Panikattacke bei Lisha der Stress der vergangenen Wochen und Monate. Hochzeitsplanung, der Tod ihrer Katze und ein Streit sollen sie stark belastet haben, erklärt die Influencerin bei YouTube. Wie sie gemeinsam mit Ehemann Lou bei YouTube beschreibt, fühlte es sich an, „als hätte mir jemand ein Korsett umgeschnürt“. Die 36-Jährige bekam keine Luft mehr, hatte teils brennende Schmerzen in Brust und Armen, dachte sofort an einen Herzinfarkt.

„Was sie hier beschreibt, entspricht ziemlich dem, wie eine Panikattacke aussehen kann“, erklärt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL. „Organe wie das Herz sind da sehr gerne betroffen, sodass man glaubt, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu haben.“ Das sei bei jungen Menschen aber sehr sehr unwahrscheinlich, so der Experte.

Im Video: Lisha erklärt, warum sie im Krankenhaus war

Lisha erklärt, warum sie im Krankenhaus war "Ich werde gleich sterben!"
02:02 min
"Ich werde gleich sterben!"
Lisha erklärt, warum sie im Krankenhaus war

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Wie kommt es zu einer Panikattacke? Was passiert dabei im Körper?

Bei Panikattacken handele es sich um ein Wechselspiel zwischen psychischen und körperlichen Symptomen. Die Ursache sei psychisch, beziehe sich dann aber auf die Organe. „Manchmal kann es sogar sein, dass dann körperlich tatsächlich Befunde zu erheben sind“, erklärt Specht.

Dahinter stecke das Prinzip der Autosuggestion bzw. des Biofeedbacks. Das bedeute konkret, dass wir mit unserer Gedankenkraft körperliche Reaktionen beeinflussen – und so in der Schmerztherapie beispielsweise Rückenschmerzen lindern können. „Der Mensch ist in der Lage, seine Körperreaktionen sehr stark mit seiner Psyche zu beeinflussen“, so der Mediziner.

Das gehe aber eben auch in negativer Hinsicht – wie bei einer Panikattacke. Rede man sich selbst oder jemand anderes einem bei leichten Schmerzen ein, dass diese immer schlimmer werden und man gleich sterben werde, werden diese Schmerzen auch schlimmer.

So ähnlich sei es Specht zufolge auch bei einer Panikattacke: Komme ein Gefühl wie beispielsweise eine Brustenge hoch, welches man dann sofort mit Herzinfarkt verbinde, und man steigere sich da hinein, werde auch das Gefühl der Beschwerden immer stärker und größer, obwohl körperlich gar nichts vorliege.

Kann jeder plötzlich eine Panikattacke erleiden? Wie kann ich mich schützen?

„Ja! Das kann passieren“, erklärt Specht. Panikattacken seien gar nicht so selten. Man gehe davon aus, dass 10 bis15 Prozent der Bevölkerung schon mal eine Panikattacke erlebt haben. Treffen könne es aber jeden.

„Zum Beispiel bei Angst vor Enge“, erklärt Specht. „Es kann sein, dass Sie jahrzehntelang nichts damit zu tun hatten und dann plötzlich in irgendeiner Situation überfällt es Sie. Das ist nicht sehr angenehm, das zu wissen. Es gibt aber keine Versicherung dafür, dass das nie auftritt.“

Es sei ratsam, möglichst geerdet zu sein und eine Aufgabe im Leben zu haben. Je mehr Probleme auf einen zukommen und je mehr Dinge nicht in Ordnung seien, umso eher sei es wahrscheinlich, dass etwas aus dem scheinbaren Nichts heraus zum Problem werde, so der Mediziner. Ein gutes Wechselspiel zwischen Belastung und Entspannung sei wahrscheinlich das Beste, was man tun könne.

Labilere Menschen seien vermutlich empfänglicher für Autosuggestion und damit auch für Panikattacken, vermutet Specht. Prinzipiell könne eine Panikattacke aber jeden treffen.

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Wie sollte man bei einer Panikattacke reagieren?

Bekomme man bei einem anderen Menschen eine Panikattacke mit, müsse man erst mal darauf kommen, dass es sich hierbei um eine solche handele, gibt Specht zu bedenken. Hätte man diese Erfahrung noch nicht gemacht, sei das gar nicht so einfach.

Generell gelte aber: Ruhe bewahren und nicht noch mehr Aufregung beim Gegenüber provozieren. Es könne sein, dass die Beruhigung und Anwesenheit einer Person Betroffene schon ausreichend beruhige. Andernfalls sollte – so wie im Fall von Lisha Savage – ärztliche Hilfe gesucht und beispielsweise ein Krankenwagen gerufen werden.

Kann sich eine Panikattacke wiederholen, wenn man sie einmal hatte?

„Ja, das kann sein“, weiß Specht. „Das muss nicht sein, es könne auch einmal passieren und dann nie wieder. Aber es ist keine kleine Wahrscheinlichkeit, dass das wiederkommt.“

Kommen Panikattacken immer wieder, handele es sich um eine Panikstörung. Das Problem hierbei: Menschen haben dauerhaft Angst vor der nächsten Panikattacke. Hierbei sei dann gar nicht die Panikattacke an sich das Schlimme, sondern die Angst, die Betroffene vorher schon mit sich herumtragen. „Das macht es ihnen unmöglich, normal zu leben.“

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Wie kann man Panikattacken behandeln?

Lisha Savage will nach ihrer Panikattacke nun einen Gang zurückschalten und Stress reduzieren, wie sie bei YouTube ankündigt. Specht würde vor allem eine Therapie empfehlen. Im Akutfall müsste man entsprechende Medikamente verabreichen. Ansonsten sollte man aber eher in Richtung Psychotherapie und Konfrontationstherapie gehen, so der Mediziner.

Ähnlich wie bei einer Phobie sei es wichtig, den Teufelskreis zu durchbrechen, um das Problem nachhaltig zu lösen. Eine Konfrontationstherapie könne hier Specht zufolge helfen.

Können Appetitzügler oder Medikamente eine Panikattacke auslösen?

Mehr als 20 Kilo hat Lisha in den letzten acht Monat durch eine strenge Diät und Appetitzügler abgenommen. Wie sie bei YouTube erzählt, vermutete sie zunächst, dass dies die Panikattacke ausgelöst haben könnte. Die behandelnden Ärzte konnten sie aber beruhigen.

Auch Specht hält eine Auswirkung von Appetitzüglern oder anderen Medikamenten für unwahrscheinlich. „Es hat sicher mit ihrem Leben zu tun und mit der Situation, in der sie momentan ist, aber dass ein Medikament da etwas auslöst, glaube ich nicht“, so der Mediziner. „Das scheint mir eher eine ganz klare Suggestionsgeschichte gewesen zu sein.“