Kurioser Nachbarschaftsstreit in Leipzig

Zoff um Windspiel: Schwerkranke Lia (9) mag das Klimpern - Nachbarn schalten Anwalt ein

Die schwerkranke Lia (9) mag das kleine Windspiel sehr, das ihre Eltern am Haus aufgehängt haben. Eine kleine Freude im beschwerlichen Alltag des Kindes. Doch wegen genau dieser Freude gibt es Krawall in der Siedlung: Die Nachbarn fühlen sich gestört, schalteten einen Anwalt ein, ließen sogar ein Lärmgutachten erstellen. RTL-Reporter Christoph Schlüter hat Lia und ihre Familie in Leipzig besucht und gleich auch einen Dezibelmesser eingepackt. Was die Eltern sagen und weshalb sie das Mobile nicht einfach abhängen, um sich den Ärger zu ersparen – im Video.

Nachbarschaftszoff in Leipzig schwelte schon länger

Das Windspiel soll Vögel davon abhalten, die Wärmedämmung des Hauses anzupicken. Lia mag es sehr – die Nachbarn, eine Familie mit zwei Kindern, können das nicht teilen. Sie fühlen sich von dem Dauergeklimper belästigt, Immissionswerte würden nicht eingehalten, der vermeintliche Lärm mindere den Wert ihres Eigentums. Nun haben sie sogar einen Anwalt eingeschaltet und ein Lärmgutachten anfertigen lassen. Kostenpunkt: Mehr als 1.000 Euro. Geld, das die Nachbarn nun von Franziska Mühlenberg (36) und Ronny Drescher (36) zurück haben wollen. Der Nachbarschaftsstreit, der schon länger schwelt, droht vor Gericht zu enden.

Denn die Altenpflegerin und der Kraftfahrer erzählen im RTL-Gespräch, dass es schon vorher Probleme gegeben habe. Die Familie von nebenan habe sich öfter wegen angeblichen Lärms beschwert, sie beobachtet, nicht nur einmal sei das Ordnungsamt gerufen, ein anderes Mal sogar Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet worden, weil Ronny die Hecke der Nachbarn zurückschnitt, die auf sein Grundstück gewuchert sei. 450 Euro Schadenersatz habe er deshalb angeblich zahlen sollen, wie er uns erzählt. Besucher seien zudem fotografiert worden. Die Familie fühle sich zunehmend unwohl, dabei sollte der Umzug ins Eigenheim mit Garten 2019 das Leben etwas einfacher machen.

RTL-Reporter macht den Test: Wie laut ist das Windspiel wirklich?

Tochter Lia leidet unter der seltenen Krankheit Larynxpapillomatose, die höchstwahrscheinlich durch eine Infektion mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV) ausgelöst wird. Die Krankheit ist tückisch, denn sie greift Lias Kehlkopfschleimhäute an, Wucherungen schnüren ihr die Kehle zu, reichen bis in die Lunge – und sind inzwischen bösartig, weshalb das Mädchen intravenös ein Mittel gegen Speiseröhrenkrebs bekommt. Vier Stunden dauert die Prozedur. Dazu kommen regelmäßige Operationen unter Vollnarkose. Alle paar Wochen muss das Gewebe abgetragen werden, sonst droht das Kind zu ersticken. Seit die Krankheit 2014 entdeckt wurde, musste es sich schon über 90 OPs unterziehen. Lia kann kaum sprechen, weil die Wucherungen auch die Stimmbänder befallen. Ein schweres Los, das der ganzen Familie einiges abverlangt. Und nun auch noch der Dauerkampf mit den Nachbarn dazu.

RTL-Reporter Schlüter hat sich auf eine Leiter hoch in den Hausgiebel gewagt, wo das Windspiel baumelt. Die Messung mit einer App ergibt: Bei Windstille 30 Dezibel, wenn es windiger ist, werden es bis zu 50 dB – wohlbemerkt gemessen aus zehn Zentimetern Entfernung! Zu einem ähnlichen Wert war auch das Lärmgutachten der Nachbarn gekommen: 40 dB sind nachts erlaubt, die Messung lag 7 dB drüber. Aber nur bei starkem Wind. Zum Vergleich: 30 – 40 dB entsprechen dem „Lärm“ von leichtem Regen oder Kühlschrankbrummen. 50 dB sind bei einem normalen Gespräch erreicht, oder dem Quaken von Fröschen.

Die Nachbarn wollten sich auf Nachfrage weder vor der Kamera äußern, noch die Vorwürfe kommentieren. Auch der Anwalt der Familie ließ über seine Sekretärin ausrichten, er stehe für eine Stellungnahme in dem Fall nicht zur Verfügung.