Dass etwas nicht stimmte, ahnte sie

Sie durfte wegen Corona nicht ins Krankenhaus: Jessica (27) stirbt an Leberkrebs

Die 27-jährige Jessica Brady aus Großbritannien
Die 27-jährige Jessica Brady aus Großbritannien starb im Dezember 2020 an Leberkrebs.
instagram/jessicabned

Weil sie nicht zum Arzt durfte, blieb Jessica Bradys Tumor zu lange unentdeckt

Letztes Jahr, als die Coronavirus-Pandemie bereits in vollem Gange war, verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Jessica Brady aus dem britischen Stevenage stetig. Die 27-Jährige sollte letztendlich ein trauriges Schicksal ereilen: Im Dezember erlag sie den Folgen ihrer – viel zu lange unentdeckt gebliebenen – Krebserkrankung. Aber wie konnte es soweit kommen?

Jessica klagte zunächst über Bauchschmerzen

Mitten in der Pandemie waren die Ärzte in Großbritannien angehalten virtuelle Sprechstunden abzuhalten, um die Krankenhäuser virenfrei und das allgemeine Infektionsrisiko so niedrig wie möglich zu halten. So gelang es Jessicas Ärzten nicht, per Ferndiagnose zu erkennen, dass die junge Frau einen Tumor hatte. Ganze fünf Monate wütete der Krebs unerkannt in Jessicas Körper. Ihr Todesurteil, wie sich später herausstellte.

Ihre Mutter, Andrea Brady, will sich mit dem Tod ihrer geliebten Tochter nicht abfinden und ist vor den Ausschuss für Gesundheit und Soziales („Health and Social Care Committee“) gezogen, wie die DailyMail berichtet. Dass ihre Tochter Jessica nicht mehr am Leben ist und ihre Krebserkrankung viel schneller hätte bemerkt werden müssen, kann und will sie nicht akzeptieren.

Im vergangenen Sommer klagte Jessica vermehrt über Bauchschmerzen. Per Ferndiagnose wurde eine Niereninfektion diagnostiziert, „ohne dass eine körperliche Untersuchung durchgeführt wurde“, erklärt Mutter Andrea. Jessica bekam zunächst Antibiotika verschrieben, die jedoch nicht anschlugen. Als sie immer müder wurde und sich die Symptome verschlimmerten, bekam sie mehr Medikamente und sogar ein Inhalationsgerät verschrieben. Eine Reihe von Bluttests sollen sogar ergeben haben, dass Jessicas D-Dimer-Werte erhöht waren, so erzählt die Mutter den Abgeordneten weiter. Diese Werte werden oft mit einem potenziellen Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Trotzdem schlug zu diesem Zeitpunkt noch niemand Alarm.

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Die 27-Jährige starb nur dreieinhalb Wochen nach ihrer Diagnose

Ihre Freunde starteten eine Petition für ihre Freundin Jessica und wollen so Spenden für die Wohltätigkeitsorganisation "Young Lives vs Cancer" sammeln.
Ihre Freunde starteten eine Petition für ihre Freundin Jessica und wollen so Spenden für die Wohltätigkeitsorganisation "Young Lives vs Cancer" sammeln.
justgiving.com/jess-brady5krun

Bei weiteren Tests wurden Bedenken hinsichtlich Jessicas Leberfunktion geäußert – im Nachhinein kein Wunder. Doch die Ärzte wollten die Situation erst weiter beobachten. Fünf Monate später setzten sie dann „die Puzzleteile zusammen" und stellten fest, dass Jessica an Krebs erkrankt war. Das Problem: Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Krankheit schon weit im Körper der 27-Jährigen ausgebreitet, so dass sie unbehandelbar geworden war. Letztendlich starb Jessica Brady am 20. Dezember 2020 an den Folgen der tückischen Krankheit – nur dreieinhalb Wochen, nachdem sie ihre Diagnose erhalten hatte.

Jessicas Mutter, Andrea Brady, offenbart gegenüber dem Ausschuss, dass sich ihre Tochter nicht ernst genommen fühlte. Die Eltern haben eine Petition gestartet, in der sie einen Krebsspezialisten in jeder Arztpraxis, einen eigenen Hausarzt für jeden Patienten und eine öffentliche Gesundheitskampagne zu den Warnzeichen von Krebs bei jungen Menschen in Großbritannien fordern. Auch ihre Freunde haben eine Online-Petition für ihre Freundin Jessica ins Leben gerufen. Sie wollen Geld für die britische Hilfsorganisation „Young Lives vs. Cancer“ sammeln. (vdü/lgö)

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