Social Media soll "echter" werden

Konkurrenz für Instagram & Co.? Was sich hinter der App BeReal verbirgt

Close up of women puckering while clicking selfie in forest || Modellfreigabe vorhanden
Selfies - aber bitte spontan! Wenn die BeReal-Benachrichtigung kommt, haben Nutzer zwei Minuten Zeit, um ein Foto zu schießen.
picture alliance / Zoonar | Channel Partners

Filter und Effekte für möglichst viele Likes - so werden Apps wie Instagram oder TikTok häufig genutzt. Die teils stark bearbeiten Bilder und Videos, die dort gepostet werden, haben oft nicht mehr viel mit der Realität zu tun und sorgen dennoch dafür, dass sich Nutzer in ihrem eigenen, "normalen" Leben unzulänglich fühlen. Jetzt scheint sich allerdings ein Gegentrend in den sozialen Medien zu entwickeln: „Deine Freunde in echt“ – das verspricht die App BeReal, die eine authentischere Alternative zu Instagram und Co. darstellen soll.

Was ist BeReal und wie funktioniert die App?

Die französische Social-Media-App BeReal wurde bereits 2020 veröffentlicht, doch erst seit diesem Jahr erlangt BeReal dank einer smarten Werbe-Aktion an US-amerikanischen Universitäten mehr Bekanntheit bei der jungen Zielgruppe.

Das Prinzip der App ist dabei einfach: Jeden Tag erhalten Nutzer eine Benachrichtigung, wann genau, wird willkürlich festgesetzt. Danach läuft der Countdown: Man hat zwei Minuten Zeit, um ein sogenanntes "BeReal" zu posten, eine Art Selfie. Das Besondere an dem Schnappschuss: Front- und Rückkamera werden gleichzeitig ausgelöst. Neben dem klassischen Selfie entsteht also noch eine zweite Momentaufnahme der Umgebung, in der das Selfie aufgenommen wurde.

Durch den kurzen Zeitrahmen, der für den Schnappschuss vorgegeben wird, will die App bewirken, dass Nutzer sich so natürlich wie möglich und in normalen Alltagssituationen präsentieren. Schluss mit stundenlangem Posing oder starke Bild-Nachbearbeitung mit Filtern!

Das Ganze kann dann in etwa so aussehen:

So kann ein BeReal aus dem Urlaub aussehen

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Auch Emojis werden "echter"

Freunde können die- Spontan-Schnappschüsse dann in der App kommentieren oder mit ihren eigenen „Realmojis“ darauf reagieren. Das sind Emojis, die zum Beispiel das eigene Gesicht mit verschiedenen Ausdrücken zeigen, etwa lachend, wütend, nachdenklich oder mit erhobenem Daumen. Auch die Emoticons sollen auf BeReal also echter wirken.

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BeReal als Social-Media-Revolution? Experten zeigen sich skeptisch

Einige der deutschen App-Nutzer bemängeln die offenbar noch nicht ganz ausgereifte Funktionalität von BeReal. "Ich finde die App und die Idee an sich super! Oft gibt es aber Probleme oder sie hängt komplett, das ist leider sehr ärgerlich", beschwert sich eine Userin im Google-Play-Store. Andere beklagen sich darüber, dass Push-Benachrichtigungen nicht rechtzeitig ankommen, Freundesanfragen sich nicht versenden oder annehmen lassen oder die App beim Fotoupload abstürze.

Auch Experten wie der Social-Media-Analyst Matt Navarra sind skeptisch, ob sich BeReal sich auf lange Sicht durchsetzen wird. „Ich wäre überrascht, wenn die App in einem Jahr noch im Gespräch wäre“, so der Experte im Interview mit "NBC News". Als Hauptproblem zeigt Navarra auf, dass die Funktionen der App nicht ausreichen könnten, um Nutzer auf Dauer zu halten. „Nach einer Weile sieht man dieselben Leute bei der Arbeit an ihrem Schreibtisch oder im Park liegen und an der Promenade spazieren – der Reiz hält nicht lange, das macht einen nicht süchtig“, glaubt Navarra. (dhe)