Ein Kommentar
Klimakrise, Corona, Ukraine-Krieg: Wovor soll ich mich eigentlich nicht fürchten?

Wovor fürchtet sich die junge Generation am meisten? Klimakrise, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg – das sind die Ergebnisse der TUI-Stiftung. Für mich stellt sich die Frage: Wovor sollen wir uns gerade nicht fürchten – in einer Welt, in der wir kurz vor einer Energiekrise stehen, Lebensmittel immer teurer werden und Medien uns regelmäßig mit Bildern der Pandemie, dem Krieg und Umweltkatastrophen konfrontieren? In Zeiten wie diesen, in denen wir von einer zur nächsten Hiobsbotschaft swipen, kommt mir die Floskel „Früher war alles besser“ gar nicht mehr so realitätsfremd vor. Ein Kommentar.
Öko-Label für Gas und Atom: So erreichen wir unser Klimaziel nie!
Es sind nicht nur die tiefgreifenden gesellschaftlichen Probleme, die die Last auf unseren Schultern so groß macht. Es ist auch die Art und Weise, wie politische Akteure den Problemen entgegentreten. Statt endlich massiv in erneuerbare Energien zu investieren und klimafreundliche Produktion noch stärker zu subventionieren, setzt die Bundesregierung lieber auf milliardenhohe Aufrüstungsprogramme. Vom EU-Parlament haben Gas und Atom jetzt sogar ein Öko-Label bekommen. Wie bitte?! Fossile Energien und Waffen werden es wohl kaum schaffen, den Klimawandel zu bekämpfen und das im Koalitionsvertrag versprochene 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir den Generationen nach uns eine Zukunft mit vielen Perspektiven bieten können, ganz ohne Klimakrieg. Mit Blick auf die wenig vielversprechenden Aussichten und dem Mangel an durchschlagenden Entlastungsprogrammen würde es mich nicht wundern, wenn der demografische Wandel in den nächsten Jahren an Geschwindigkeit noch stärker zunimmt.
Liebe Politiker, wacht bitte endlich auf - sonst ist es zu spät
Meiner Generation ist bewusst, dass wir Kompromisse eingehen müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen – dazu gehört auch, dass wir unsere persönlichen Bedürfnisse zurückstellen müssen, wenn zum Teil auch schmerzlich. Erst recht wissen wir, dass zwischen Klima- und Energiezielen ein Konflikt besteht. Ich frage mich in Anbetracht der enorm steigenden Kosten nur, ob die junge Generation sich bald gar nichts mehr leisten kann – eine Generation, die geübt darin ist, mit ihrem ohnehin deutlich kleineren Einkommen sparsam zu haushalten.
Die Sorge ist groß, dass der Klimanotstand so sehr relativiert wird, bis es am Ende zu spät ist. Vor dem Hintergrund, wie wenig ernst einige deutsche Entscheidungsträger die gegenwärtigen Gefahren nehmen, scheinen die Ängste mehr als berechtigt. Statt klimafreundlich mit der Bahn kam Friedrich Merz beispielsweise mit dem Privatflieger von Berlin zur Hochzeit unseres Finanzministers Christian Lindner auf Sylt.
Wir fühlen uns machtlos
Als junge Generation müssen wir erleben, wie die Welt immer mehr aus den Fugen gerät: Hitzewellen in Europa, Flutkatastrophen in Deutschland und weitere massivste Unwetterereignisse – beängstigende Vorboten der aktuellen Zeit. Das Gefühl von Machtlosigkeit wird immer größer. Machtlosigkeit, da wir uns mit unseren dringlichen Appellen der „Fridays for Future“-Bewegung nicht ernstgenommen fühlen. Dieses Gefühl wird erst nachlassen, wenn die Politik Klimaziele als Priorität vor das Wirtschaftswachstum stellt und ihren Worten Taten folgen lässt. Denn nur die Bekämpfung des Klimawandels heute garantiert uns ein Leben morgen und einen Planeten, auf dem wir konstruktiv diskutieren können.
