Wurden ihre Kinder etwa gestohlen?
Yvonne sucht seit 35 Jahren nach ihren angeblich toten Zwillingen
Sind meine Kinder etwa gar nicht tot?
Seit 35 Jahren quält Yvonne Günther diese Frage: Am 22. Februar 1989 bringt sie in der ehemaligen DDR ihre Zwillinge zur Welt – aber angeblich sind beide Kinder tot. So wird es Yvonne zumindest gesagt. Bis heute zweifelt sie daran: Denn die Dokumente der Klinik sind fehlerhaft und von den sterblichen Überresten ihrer Zwillinge fehlt jede Spur. Yvonnes Verdacht: Man hat ihr die Kinder gestohlen. Warum das kein Einzelfall ist, erklären wir im Video.
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Als Teenager wird Yvonne in mehrere Heime gesteckt
„Durch meine Vorgeschichte denke ich, ich wäre das ideale Opfer gewesen“, erzählt Yvonne im Gespräch mit RTL. Ihre Kindheit sei schön gewesen, doch als sich ihre Eltern trennen, gerät auch Yvonnes Leben aus dem Gleichgewicht. In der Schule wird sie gemobbt, ihre Noten werden schlechter. Immer öfter haut sie ab und sucht ihren Vater. Die Jugendhilfe der DDR greift ein und steckt Yvonne in unterschiedliche Heime und Umerziehungseinrichtungen.
Mit 16 Jahren wird sie schwanger. „Die Schwangerschaft ist top gelaufen, also ich hatte nie Probleme. Ich war auch sieben Wochen im Krankenhaus, wie es üblich ist, bei Zwillingen, wegen Frühgeburten. Da war auch immer alles in Ordnung. Es gab nichts. Das Einzige, was man hatte in der Schwangerschaft, war Eisenmangel. Dafür habe ich Tabletten gekriegt, das war’s“, so Yvonne.
Bei der Entbindung ihrer angeblich toten Kinder hört Yvonne einen Babyschrei
Doch am 22. Februar 1989 ändert sich Yvonnes Leben schlagartig: Sie kommt ins Paul-Gerhard-Stift in Wittenberg. Bei der Ultraschalluntersuchung sagt man ihr plötzlich, dass beide Kinder tot seien. Yvonne steht unter Schock, fängt an zu weinen. Während der Entbindung sieht sie nicht, was passiert – denn ihr Unterleib wird mit einem Vorhang verdeckt. Sie bekommt mit, wie eine Schwester das erste Kind nimmt und verschwindet. Zwei Minuten später kommt das zweite – und genau da hört Yvonne einen Babyschrei!
Yvonne sucht die Gräber ihrer Kinder: „Da war nichts!“
Ihre Kinder wird Yvonne nie sehen: Jahrelang lebt sie mit der Ungewissheit, doch als sie erfährt, wie ungewöhnlich solche Vorgänge sind, schaltet sie einen Anwalt ein. Die Dokumente, die sie von der Klinik erhält, sind fehlerhaft. Was Yvonne aber besonders zu schaffen macht: „Ich war auf dem Friedhof, ich habe geguckt, wo die Gräber sind, ich wollte einfach Ruhe finden. (...) Da war nichts!“
Der damals zuständige Chefarzt hat sich auf RTL-Anfrage nicht geäußert. Von Yvonne auf ihre verschwundenen Kinder angesprochen soll er nur einmal gesagt haben: „Bei uns wurde sowas nie gemacht. Wir sind kirchlich.“
„Entrissen – Die verschwundenen Babys der DDR“ auf RTL+ streamen
Dass Yvonne mit ihrer Theorie Recht haben könnte, beweist der Fall von Regina in der RTL+ Doku „Entrissen – Die verschwundenen Babys der DDR“. Auch Reginas Sohn war als Einjähriger angeblich in einer Klinik verstorben, erst Jahre später haben sich Mutter und Sohn wiedergefunden.
Heute lebt Yvonne im Odenwald. Die Hoffnung will sie nicht aufgeben, auch wenn sie die jahrelange Ungewissheit müde gemacht hat: „Viele Leute sind alt geworden und ich denke mir: Wenn man sowas mit ins Grab nimmt, ist das ja auch nicht schön.“