„Jahrelange Unterversorgung“
Kinderarztmangel auf dem Land: Kinderärztin schätzt 3000 Kinder in Korbach suchen einen Arzt!
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Von Martina Lewinski, Fabian Scholz und Larissa Pitzen
Ob Impfung oder Untersuchung: Wer in Korbach einen Kinderarzt-Termin möchte, der muss mit langen Wartezeiten rechnen, denn zurzeit gibt es dort nur noch eine Praxis. Gerade im ländlichen Raum wird der Mangel zum Problem. Welche Schritte die Kassenärztliche Vereinigung nun plant, um dem entgegenzuwirken, und was die Politik zu der Situation sagt, erfahren Sie im Video!
Mutter rechnet mit zwei, drei Monaten Wartezeit
„Ich bin total froh, dass wir einen festen Kinderarzt haben, weil ich schon mitbekommen habe, dass hier einige Kinderärzte aufgehört haben“, sagt eine Mutter, die mit ihrer Tochter bei Kinderärztin Dr. Meike Bökemeier einen Untersuchungstermin hat.
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„Wenn wir den Termin verschieben müssten, dann hätten wir bestimmt wieder zwei, drei Monate warten müssen“, sagt sie. Und das ist auf dem Land, gerade in Korbach, momentan keine Seltenheit. Da nun wieder eine Praxis geschlossen hat, gibt es lediglich noch eine Kinderarztpraxis in dem Ort.
Letzte verbliebene Praxis in Korbach
Diese betreibt Dr. Meike Bökemeier in Korbach. „Ich würde schätzen, dass um die 3000 Kinder auf der Suche nach einem Kinderarzt sind.“, sagt sie uns im RTL-Interview. Eine Versorgung, die ihre Praxis nicht allein stemmen kann. Seit die letzte Kinderarztpraxis in Korbach geschlossen hat, hat sich die Situation weiter verschlechtert: „Seitdem haben wir Anfragen von 50 bis 100 am Tag.“
Für die ländlichen Regionen ist Korbach nur ein Beispiel für die kinderärztliche Unterversorgung. „Man findet nicht mehr viele junge Leute, die in Selbstständigkeit aufs Land gehen“, sagt die Kinderärztin. Sie selbst könne das nicht verstehen. Deshalb möchte sie angehende Mediziner dazu anhalten, sich den selbstständigen Beruf auf dem Land einmal anzuschauen. „Ich finde, es war die beste Entscheidung meines Lebens, mich selbstständig zu machen, weil es ein wundervoller Job ist.“
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Gesundheitsdezernent über jahrelange Unterversorgung
Auch das Gesundheitsdezernat des Landkreises Waldeck-Frankenberg kennt das Problem. „Wir haben schon jahrelang eine Unterversorgung im Bereich der Kinderärzte im Landkreis“, sagt Karl-Friedrich Frese (CDU), Gesundheitsdezernent im Gespräch mit RTL. Das Problem sei, dass es zu wenige Fachärzte in der Region gebe. Zuständig für die Versorgung sei die Kassenärztliche Vereinigung. Laut Frese habe es bereits mehrere Versuche gegeben, die Versorgungssituation zu verbessern.