Was eine Frauenärztin dazu sagt
Nie wieder Pille! Influencerin Jessica Roch wirbt für natürliche Verhütung

Schon seit geraumer Zeit wird die Anti-Baby-Pille kritisch diskutiert, Frauen berichten von schwerwiegenden Nebenwirkungen, Libido-Verlust und extremen Stimmungsschwankungen. Jetzt setzt sich auch Influencerin Jessica Roch gegen die Anti-Baby-Pille ein und sagt: Verhütung geht auch anders! Frauenärztin Dr. Dörte Meisel erklärt im Gespräch, was sie von dem Anti-Anti-Babypillen-Hype im Netz hält.
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„Durch das Absetzen der Pille litt ich so sehr wie noch nie in meinem Leben“
Ursprünglich setzte Jessie die Pille wegen psychischer Probleme ab. „Als mir klar wurde, welchen massiven Einfluss diese künstlichen Hormone auf meine Gesundheit nehmen und mir langfristig schaden, war für mich klar, dass ich das nicht mehr wollte“, erzählt sie im Gespräch mit RTL. Haarausfall, Akne, das Ausbleiben der Periode und psychische Probleme – unter all diesen Nebenwirkungen litt Jessica Roch sogar noch nach dem Absetzen. Dafür verantwortlich sei das sogenannte „Post-Pill-Syndrom“ gewesen, so die Influencerin.
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Nun habe sie es geschafft, die Pille ohne Nebenwirkungen abzusetzen und möchte ihr Wissen mit ihren Followerinnen teilen. Denn vor allem mit der richtigen Ernährung könne man den Körper nach dem Absetzen der Pille unterstützen. In ihrem kostenfreien „Pillenfrei-Guide“ stellt Jessie die wichtigsten Tipps und Lebensmittel vor, die ihrem Körper nach der Umstellung geholfen haben.
Periode kann nach Absetzen der Pille ausbleiben
Der Begriff „Post-Pill-Syndrom“ sei bisher nicht medizinisch definiert, erklärt uns Frau Dr. Dörte Meisel im RTL-Interview. Richtig sei aber, dass sich der weibliche Zyklus nach Absetzen der Pille erst wieder einstellen müsse. Das häufigste Symptom sei die „Post-Pill-Amenorrhoe“, also eine lange ausbleibende Regelblutung nach dem Absetzen der Pille, die bis zu sechs Monaten andauern könne. Eine gesunde Ernährung, ein gesundes Körpergewicht und körperliche Fitness seien immer von Vorteil.
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Pille noch immer beliebtestes Verhütungsmittel
Eine Studie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) ergab, dass die Pille mit fast 50 Prozent noch immer das meistgenutzte Verhütungsmittel in Deutschland ist. Der Hauptgrund: Viele halten die tägliche Tablette nach wie vor für die sicherste und zuverlässigste Methode der Verhütung. Fast 40 Prozent der Pillen-Nutzerinnen geben gleichzeitig aber auch an, dass sie glauben, die Pille wirke sich negativ auf Gesundheit und Psyche aus.
Verhütung ganz ohne Hormone
Jessie verhütet seit Jahren problemlos mit der Verhütungsmethode NFP (natürliche Familienplanung), bei der mithilfe der Zeichen des eigenen Körpers die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen unterschieden werden können. Als alternative Verhütungsmittel schlägt sie auf ihrem Instagram-Account auch die Kupferspirale vor. Trotzdem möchte sie niemanden zum Absetzen der Pille überreden – Verhütung sei etwas ganz Individuelles und jede Frau müsse entscheiden, was zu ihr passt.
„Wir Gynäkologen beobachten mit Sorge die zunehmende Ablehnung der hormonellen Verhütung“
Auch wenn Frauenärztin Dr. Dörte Meisel die Beschäftigung mit dem Thema Verhütung in den sozialen Medien grundsätzlich begrüßt, warnt sie vor Verallgemeinerungen. Der Einfluss aus dem Netz durch Instagram und Co. sei erheblich und führe dazu, dass einige Frauen hormonelle Verhütung trotz individueller Vorteile von Beginn an kategorisch ablehnen würden. Nebenwirkungen seien natürlich möglich, aber trotzdem vergleichsweise selten. Leider gebe es zudem bisher kein natürliches Verhütungsmittel, das so sicher wie die hormonelle Verhütung sei – zu der übrigens nicht nur die Antibabypille zählt, sondern auch beispielsweise die Hormonspirale oder der Vaginalring.
Um die Sicherheit des Verhütungsmittels zu vergleichen, werde der sogenannte Pearl-Index benutzt. Der zeige an, wie viele von 100 Frauen in einem Jahr unter Verwendung der jeweiligen Verhütungsmethode schwanger werden. Mit der Methode des Temperaturmessens werden innerhalb von einem Jahr 25 von 100 Frauen schwanger, bei der Pille seien es jedoch nur acht. Bei Jessies Methode NFP wird das Temperaturmessen allerdings noch mit weiteren Methoden kombiniert, was das Erkennen unfruchtbarer Tage und damit die Vorgehensweise deutlich sicherer macht. In Sachen Sicherheit überschätzt sei laut Frau Dr. Meisel übrigens das Kondom, hier treten 15 unerwünschte Schwangerschaften auf.
„Wir haben eine große Auswahl an sicheren Verhütungsmethoden, die wir mit unserer Patientin sehr individuell auswählen können“, ermutigt Frau Dr. Meisel. Und wenn ein Absetzen der Pille gewünscht sei, sei das selbstverständlich jederzeit nach Beendigung eines Blisters möglich. Bei Nebenwirkungen sowohl während der Einnahme der Pille als auch nach dem Absetzen, solle man unbedingt den Frauenarzt aufsuchen, um die Beschwerden abklären zu lassen.