Para-Biathlon-Weltmeisterin Clara Klug
Karriere-Ende wegen Depressionen: "Mir fehlt die Kraft zum Aufstehen"

Doppel-Bronze bei den Paralympics, dreimal WM-Gold im Biathlon, dazu kommen insgesamt dreimal WM-Silber und zweimal WM-Bronze im Biathlon und Langlauf. Clara Klug hat sportlich alles erreicht, was möglich ist – und war am Ende doch unglücklich: „Ich kann mich an keinen Wettkampf erinnern, mit dem ich richtig zufrieden war. Immer dachte ich: Eigentlich habe ich nur Glück gehabt. Und muss jetzt umso mehr beweisen, dass ich das alles verdient habe“. Allein die Kraft fürs Aufstehen habe ihr gefehlt. Der Grund: Sie leidet an schweren Depressionen. Jetzt zieht die 28-Jährige einen Schlussstrich und anderen Mut machen.
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Anfang des Jahres begann das Ende
Wegen mehrerer Stürze verpasste sie eine WM. Weil sie sich bei einer Abfahrt in Östersund im Januar eine Fraktur am Schultergelenk zuzog, fehlte sie auch bei den Paralympics im März in Peking. Das verkraftete Klug nicht und entschied für sich: Jetzt muss Schluss sein. Die Athletin vom PSV München gewann mit ihrem Trainer und Guide Martin Härtl die größten Wettbewerbe, aber die Erfolge waren mehr Last als Lust.
Schon früher litt sie aufgrund der schleichenden Erblindung an psychischen Problemen, die wieder ausbrachen und sich während der Corona-Pandemie noch verschärften. Sie bekam Panikattacken, fühlte sich antriebslos. Je näher die Paralympics in Peking rückten, desto schlimmer wurde die Depression. Als sie ihr großes Ziel verletzungsbedingt verpasste, schottete sie sich ab und zog nun die Notbremse.
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Clara mit ihrem Guide Martin Härtl
Neuanfang als Computerlinguistin
Hilfsangebote aus dem Team-Umfeld habe sie als nicht greifbar und zielgerichtet genug empfunden. „Wenn du eine Depression hast, ist die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sehr hoch“, sagte Klug. Viele Menschen seien mit ihrer Lage in den vergangenen Jahren überfordert gewesen.
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Sie wirbt nun dafür, auf psychische Herausforderungen im Para-Sport stärker einzugehen. „Wir leben 24/7 mit unseren Einschränkungen. In der Sportwelt wird das oft übersehen. Unsere psychische Belastung ist noch mal höher als die im olympischen Leistungssport“, sagte Klug, die wegen ihrer Depressionen erneut in Behandlung ist. Als Computerlinguistin beim bayerischen Landeskriminalamt sucht sie nun eine neue Herausforderung. (jma/dpa)
Hier finden Sie Hilfe bei Suizidgedanken
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge . Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
Für Kinder und Jugendliche steht auch die Nummer gegen Kummer von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr zur Verfügung - die Nummer lautet 116 111.