Arzt erklärt Hoden-Phänomen

Kaum zu glauben! Junge (16) bückt sich nach Golfball - und verliert seinen Hoden

golf ball in grass golf ball in grass LicenseRF 3383836 Copyright: xZoonar.com/IaroslavxDanylchenkox 3383836
Junge (16) bückt sich nach einem Golfball und verliert seinen Hoden. (Symbolfoto)
www.imago-images.de, IMAGO/Zoonar, IMAGO/Zoonar.com/Iaroslav Danylchenko

Wer zum ersten Mal von diesem Hoden-Verschwinden hört, fragt sich sofort, was dahinterstecken könnte! In Utah stand ein Jugendlicher (16) auf dem Golfplatz und bückte sich kurz nach einem Golfball, als er plötzlich einen heftigen Schmerz im Unterleib verspürte. Als er sich aufrichtete, war einer seiner Hoden verschwunden. Er hatte sich IN den Körper zurückgezogen, berichtet Urology Case Reports. Dass das gar nicht so ungewöhnlich ist, wie es klingt und was es mit dem Phänomen auf sich hat, erklärt Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.
Lese-Tipp: Nach "RTL Turmspringen" – Schock für Thorsten Legat: Sein Hoden muss abgenommen werden!

Hoden verschwindet – was steckt dahinter?

Der 16-jährige Jugendliche traute seinen Augen nicht, als er seinen linken Hoden auf dem Golfplatz vermisste. Zuvor hatte er Schmerzen in der Leiste verspürt, die er überhaupt nicht zuordnen konnte, das berichtet Mail Online. Nach einer kurzen Inspektion seines Körpers war für ihn klar, dass sein linker Hoden verschwunden war. Schnell organisierte er sich medizinische Hilfe.

Der Jugendliche wurde in eine Klinik nach Salt Lake City gebracht, wo Chirurgen ihm erst einmal Schmerzmittel verabreichten, bevor sie genau untersuchten, wo sein Hoden hingegangen war.

Nach einem CT-Scan in seinem Unterbauch fanden die Ärzte seinen linken Hoden intakt vor, aber definitiv nicht dort, wo er sein sollte – sondern versteckt weiter oben in einem Kanal, der von seinem Hodensack ausgeht, so steht es in der Zeitschrift Urology Case Reports, die zuerst über den Fall berichtete. Doch worum handelt es sich bei dieser Krankheitsgeschichte? „All das klingt kurioser, als es ist“, erklärt Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.

Dr. Christoph Specht schaut in die Kamera.
Dr. Christoph Specht gibt eine aktuelle Einschätzung ab.
Moritz Jansen, photoMo

Arzt erklärt Phänomen: Hodenhochstand

„Der Hoden wird in der embryonalen Anlage kurz vor der Geburt innen angelegt, der Hoden befindet sich also im Bauchraum und wandert dann nach unten in den Hodensack. Das sollte normalerweise bei der Geburt schon der Fall sein, doch in fünf Prozent der Fälle geschieht das nicht“, erklärt Dr. Specht. „Dann spricht man in der Medizin von einem Hodenhochstand, oder auch von einem sogenannten Pendelhoden.“

Liegt ein solcher Pendelhoden vor, kann der Hoden laut des Mediziners tatsächlich pendeln, geht also nach unten in den Hodensack, kann aber auch sozusagen ins Körbchen zurück, also nach innen wandern und ist dann von außen nicht mehr zu sehen. „Das ist bei einem unvollständigen Absenken des Hodens der Fall“, so der Arzt weiter.

In der Regel sei die Entwicklung des Hodens aber nach dem ersten Lebensjahr abgeschlossen. Während des ersten Lebensjahres – meist in den ersten sechs Lebensmonaten – gleitet der hochstehende Hoden häufig noch von selbst in die richtige Position. Passiert das jedoch nicht und bleibt ein Hodenhochstand bestehen, kann es zu Spätfolgen kommen.

Lese-Tipp: Ausgebliebener bzw. unvollständiger Abstieg des Hodens – Gesundheitslexikon: Hodenhochstand

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Lennart Borchert hatte Hodenkebs - GZSZ-Star möchte aufklären

„Entwicklung eines Hodenkarzinoms bei Hodenhochstand deutlich erhöht“

„Die Behandlung wurde bei dem 16-Jährigen wohl versäumt. Die Therapie ist aber wichtig, weil im Hoden die Samenzellen produziert werden und sie eine bestimmte Temperatur brauchen, die aber im Körperinneren viel zu hoch wäre. Ein dauernder Hodenhochstand wäre bei beiden Hoden mit Unfruchtbarkeit verbunden und das will man natürlich nicht.“ Außerdem sei die Entwicklung eines Hodenkarzinoms „deutlich erhöht, bei einem innenliegenden Hoden“, warnt der Mediziner.

Umso wichtiger sei die Behandlung, zum Beispiel wie bei dem 16-jährigen Jugendlichen aus den USA, mit einer Operation. Eine Ergänzung und Alternative kann auch die hormonelle Behandlung sein, bei der die Testosteronproduktion angeregt wird. Der Erfolg der Behandlung hängt von der Position des Hodens bei der Diagnosestellung ab. Jungen mit einem Hodenhochstand sollten laut Dr. Specht schon bis zum Ende des ersten Lebensjahres behandelt werden. Zu dieser Empfehlung kommt auch eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. Warum die frühzeitige Behandlung bei dem 16-Jährigen nicht stattgefunden hat, ist bisher unklar. (mjä)