Mehr als 75.000 Tote durchs Rauchen

Wieder viel mehr Raucher in Deutschland: Corona treibt Menschen in die Sucht

Sven Hoppe
Seit der Coronapandemie greifen wieder mehr Menschen in Deutschland zur Zigarette.
deutsche presse agentur

Im Jahr 2020 sind 75.500 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens gestorben. Doch obwohl die negativen Folgen des Tabakkonsums seit Jahrzehnten bekannt sind, steigt die Zahl der Raucher in Deutschland weiter: Jeder Dritte greift mittlerweile regelmäßig zum Glimmstängel, wie die „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) zeigt. Dabei gibt es viele gute Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören.

Steigende Raucherquote ist eine Corona-Spätfolge

Fast 33 Prozent der Menschen über 14 Jahren in Deutschland rauchen. Das geht aus einer repräsentativen Langzeitstudie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) hervorgeht. Vor allem die Corona-Pandemie scheint viele Menschen in die Sucht getrieben zu haben: Vor der Corona-Pandemie (Ende 2019 und Anfang 2020) lag der Anteil der Raucherinnen und Raucher in der Bevölkerung ab 14 Jahren demnach noch bei etwa 26 bis 27 Prozent. Ende 2021 war die Quote dann schon auf 30,9 Prozent gestiegen. Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagt der Epidemiologe und Debra-Leiter Daniel Kotz der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai.

Professor Kotz leitet an der Uni-Klinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt. Wahrscheinlich handele es sich bei der wieder steigenden Raucherquote allgemein um eine Auswirkung der Pandemie. Es sei eine sogenannte Corona-Spätfolge, dass die Leute vermehrt zu Tabakprodukten griffen.

„Einen Zusammenhang mit dem Krieg sehe ich nicht“, sagte der Forscher, gefragt zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Mit Blick auf den Weltnichtrauchertag sagte Kotz: „Da gibt es seitens der Politik viel zu tun, wenn Deutschland 2040 tabakfrei werden möchte.“

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des Weltnichtrauchertags mitgeteilt hatte, starben zuletzt - im Jahr 2020 - rund 75 500 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Die mit Abstand häufigste Todesursache dabei waren Krebserkrankungen.

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5 gute Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören

Vom Glimmstängel loszukommen ist nicht leicht. Das weiß jeder, der es schon einmal erfolglos versucht hat. Doch oft kann die richtige Motivation den Willen stärken und das Durchhalten erleichtern.

Sie sparen bares Geld

Wer bisher täglich eine Schachtel mit rund 20 Zigaretten geraucht hat, und jetzt damit aufhört, kann innerhalb eines Jahres 2.330 Euro sparen. Das zeigt eine Berechnung mit dem Ergebnisrechner, den der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung online zur Verfügung stellt.

Bei der Rechnung kostet eine der 7.282 Zigaretten im Schnitt 32 Cent. Rauchen verbrennt also viel Geld - ein Argument, von der Zigarette loszukommen. Und dabei ist noch nicht einmal eingerechnet, dass Rauchen auf Kosten der eigenen Gesundheit geht.

Risiko für Krankheiten sinkt

Denn: Der Rauch einer Zigarette enthält viele Schadstoffe, die der Körper schnell über die Lunge aufnimmt. Rauchen schädigt nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrum nahezu jedes Organ.

Dadurch gehört Rauchen zu dem wichtigsten vermeidbaren Risikofaktor für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen. Gewöhnt man sich das Rauchen ab, senkt man auch das Risiko für diese Erkrankungen.

Sie werden fitter

Auch die Fitness verbessert sich. Denn: Nach einem Rauchstopp regeneriert sich der Körper. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verbessert sich die Lungenfunktion nach etwa zwei Wochen bis drei Monaten. Auch der Kreislauf stabilisiert sich nach einigen Wochen.

Lebenserwartung steigt

Wer sich vor dem 35. Lebensjahr das Rauchen abgewöhnt, hat Studien zufolge die gleiche Lebenserwartung wie jemand, der nie geraucht hat.

Kostenlose Hilfe beim Ausstieg

Rauchen ist eine Sucht und das Aufhören alles andere als leicht. Doch es gibt kostenlose und unabhängige Hilfsangebote, die Raucherinnen und Raucher beim Ausstieg unterstützen - noch ein Argument für den Rauchstopp.

Infos dazu finden Sie etwa auf dem Portal rauchfrei-info.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Zudem fördern die Krankenkassen einige Angebote zur Rauchentwöhnung.

Beim Aufhören unterstützen kann zum Beispiel eine Kurzberatung in der medizinischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung, informiert die Deutsche Krebshilfe. Aber auch verhaltenstherapeutische Einzel- und Gruppeninterventionen oder medikamentöse Therapien können hilfreich sein. (nri/dpa)

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