Weshalb wurde er so lange nicht gefunden?Vermisster Rollstuhlfahrer (26) tot: Drei Tage unentdeckt in Klinik-Toilette

Daniel Maurer
Nach drei Tagen wurde der Rollstuhlfahrer tot auf dem Behinderten-WC entdeckt (Symbolbild).
deutsche presse agentur

Drei Tage dauerte die Suche nach Dominik N. – seit Dienstag ist klar: Der Rollstuhlfahrer aus Irschenberg (Bayern) lebt nicht mehr. Die Polizei hatte mit Hubschraubern und Rettungshunden nach ihm gesucht, doch der 26-Jährige befand sich schon seit Samstag tot auf der Toilette einer Klinik in Agatharied. Für die Familie ist der Vorfall genauso unerträglich wie unerklärlich.

Dominik N. tot in verschlossener Behindertentoilette gefunden

Seit Samstagabend fehlte von Dominik jede Spur, die aufwändige Suche nach ihm lief ins Leere. Dienstag erklärte die Polizei Miesbach: "Am heutigen Dienstagvormittag, 18. Juli 2023, wurde der Vermisste leider nur mehr tot im Gemeindebereich von Hausham gefunden. Die Kriminalpolizeistation Miesbach übernahm die Todesfallermittlungen in der Sache. Hinweise auf eine Beteiligung Dritter oder ein Fremdverschulden gibt es derzeit nicht."

Der Bericht verschweigt laut tz.de, wo die Leiche des Rollstuhlfahrers entdeckt wurde: in einer verschlossenen Behindertentoilette der kbo-Lech-Mangfall-Klinik in Agatharied. Weshalb er dort so lange unentdeckt blieb, ist unklar.

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Vermisster Rollstuhlfahrer aus Irschenberg ging freiwillig in Klinik

Ein Angehöriger des Verstorbenen schilderte den Vorfall auf Facebook, ein weiteres Familienmitglied bestätigte tz.de dessen Darstellung. Demnach begab sich Dominik am Freitag in einer akuten, psychisch extremen Notsituation freiwillig in die Obhut der Klinik. Als er der behandelnden Ärztin am Folgetag offenbar erklärte, es gehe ihm besser, wurde er aus der geschlossenen Abteilung in die offene Station übergeben. Die Familie wusste davon nichts. Um 18 Uhr war Dominik noch beim Abendessen und verschwand anschließend.

Eine öffentliche Suche nach dem Vermissten begann; die Familie quälte sich drei Tage lang mit der Frage, was Dominik widerfahren ist. Bis zur schmerzhaften Gewissheit am Dienstag, und selbst die war nach Angaben der Angehörigen eher ein Zufall: Ein Techniker hatte schon Montag wegen einer Reparatur ins Behinderten-WC gewollt, doch es war abgeschlossen. Als die Toilette am nächsten Tag noch immer verriegelt war, ließ man ihn die Tür öffnen.

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kbo-Lech-Mangfall-Klinik bestätigt Vorfall

Die kbo-Lech-Mangfall-Klinik bestätigt tz.de den von der Familie geschilderten Ablauf zum großen Teil. Eigene Mitarbeiter hätten nach Dominiks Verschwinden die Räume auf den Stationen durchsucht und die Polizei in der gesamten Klinik Suchhunde eingesetzt. Es sei "nicht bekannt", weshalb die Hunde nicht anschlugen, erklärte eine Mitarbeiterin des Klinik-Trägers.

Die Toilette, in der der tote Rollstuhlfahrer entdeckt wurde, befinde sich allerdings außerhalb der Stationen und nahe dem Therapiebereich. Weil dieser Bereich von Patienten an Wochenenden nicht genutzt werde, sei für diesen Zeitraum auch keine Reinigung vorgesehen. (bst)

Hier finden Sie Hilfe in schwierigen Situationen

Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Hier finden Sie eine Übersicht über Hilfsangebote.

Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Telefon-Hotline der Telefonseelsorge 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de.