Insider: Hoeneß bunkerte 400 Millionen Euro in der Schweiz

In der Hoeneß-Affäre tauchen neue Fragen auf: Das wahre Ausmaß der Steuerhinterziehung sei beim Prozess gegen den damaligen Bayern-Präsidenten vergangene Woche nicht erfasst worden. Das sagt der 'Stern'-Informant, der die Affäre vor gut einem Jahr ins Rollen brachte.

Uli Hoeness beim letzten Prozesstag der Steuerhinterziehungsverhandlung gegen Uli Hoeneß vor der 5. Strafkammer des Landgerichts München II. München, 13.03.2014 Foto:xD.xBedrosianx/xFuturexImageUli Hoeneß the last The trial the  against Uli Hoeneß before the 5 Criminal Division the District Court Munich II Munich 13 03 2014 Photo XD
Neue Vorwürfe gegen Uli Hoeneß

400 Millionen Euro soll Hoeneß in der Schweiz zeitweilig liegen gehabt haben, große Geldmengen aber rechtzeitig auf andere Banken wie die Credit Suisse transferiert haben. Hoeneß selbst bestreitet das. Bei Besuchen seiner Vontobel-Bank in Zürich habe er des Öfteren auch mal Würstchen oder Bayern-Tickets mitgebracht.

Auch Bayern-Spieler hätten Konten in der Schweiz. In der neuen Ausgabe erklärt der 'Stern'-Informant auch, warum er sein Wissen über Hoeneß Gelder verraten hat: "Sein öffentliches Schimpfen auf Spekulanten, (...) dabei ist er selbst ein Geschäftemacher, arrogant und selbstherrlich. Solche Verlogenheit kann ich nicht leiden."

Allein vom Bayern-Trikotsponsor Telekom habe Hoeneß Aktien im Wert von 40 Millionen Euro besessen, behauptet der Informant weiter. Auch Spieler des FC Bayern hätten bei der Vontobel-Bank Millionen-Konten. Es bleiben also noch einige Fragen offen im eilig abgeschlossenen Fall Uli Hoeneß.

Sein Konto bei der Bank Vontobel ist nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft kein Konto des Vereins. "Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um ein FC-Bayern-Konto handelt", so Sprecher Ken Heidenreich laut der' Süddeutschen Zeitung'.

Fonds auf Kosten des Steuerzahlers?

Ins Visier des Magazins sind auch der frühere AWD-Chef Carsten Maschmeyer und andere deutsche Prominente geraten. Sie sollen zwischen 2010 und 2011 Millionen in Fonds gesteckt haben, die Geschäfte zulasten der deutschen Steuerzahler betrieben. Das lief über Konten in der Schweiz, so der 'Stern'.

Die Fonds der Luxemburger Firma Sheridan hätten anfangs hohe Renditen gebracht. Nun aber müssten Maschmeyer und manche seiner Mit-Investoren um die hohen Einlagen bangen. Das Geld soll über die Schweizer Privatbank Sarasin angelegt worden sein. Die Fonds hätten mit den Millionen aus Deutschland auch sogenannte Cum-Ex-Geschäfte betrieben.

Solche Deals waren wegen einer Gesetzeslücke lange möglich. Von 2007 an konnten Banken in Deutschland diese Art von Geschäfte nur noch schwer betreiben. Deshalb wurden Mithilfe von Partnern im Ausland rund um Hauptversammlungstage deutscher Konzerne gigantische Aktienmengen gehandelt. Banken, Fonds und Broker nutzten trickreich zwischenstaatliche Steuerabkommen aus und ergatterten Steuerbescheinigungen. Der deutsche Fiskus erstattete daraufhin Steuern in Milliardenhöhe, die vorher niemals gezahlt worden waren.

Unterlagen, die dem 'Stern' vorliegen, zeigen, dass Maschmeyer einmal fünf Millionen Euro investiert habe, ein weiteres Mal über ein "Familienkonto" zehn Millionen und dann 40 Millionen Euro. In den 40 Millionen hätte auch Geld von seiner Verlobten, der Schauspielerin Veronica Ferres, und von seinem Freund Mirko Slomka, der momentan den Hamburger SV trainiert, gesteckt.

Über ein jeweils eigenes Konto in der Schweiz hätten auch der Fleischunternehmer und Schalke-Boss Clemens Tönnies und der Hamburger Prominenten-Anwalt Matthias Prinz in Sheridan-Fonds investiert. Tönnies habe über eine Firma, deren Gesellschafter er und seine beiden Kinder sind, fast eine Million Euro eingesetzt. Der Medienanwalt Prinz soll fast fünf Millionen Euro in einen Sheridan-Fonds gesteckt haben.

Während Maschmeyer anfangs Gewinne von 23 Prozent und dann von 8,9 Prozent gemacht haben soll, soll ihm das 40-Millionen-Investment mit Veronica Ferres und Mirko Slomka als Unter-Beteiligten Probleme bereitet haben.

Maschmeyer soll laut dem Bericht bei seinem Kundenbetreuer und beim Bank-Vorstand Eric Sarasin, mit dem er nach eigener Aussage befreundet ist, um die Millionen gekämpft haben. Der Ex-AWD-Chef und sein Medienanwalt Prinz sagten gegenüber dem 'Stern', die Bank habe ihnen versichert, dass es keine Anlage zulasten des deutschen Steuerzahlers sei. Nun will er gegen Sarasin klagen. Der HSV-Trainer Slomka ließ mitteilen, die Bank habe ihm "ausdrücklich bestätigt, dass diese Anlage absolut sicher, seriös und steuerlich unbedenklich sei". Schalke-Boss Tönnies wiederum erklärte, er habe bis heute "keinerlei steuerliche Vorteile erzielt".