Igitt!

In diesen Lebensmitteln stecken zerquetschte Läuse - und das ist der Grund

Honig
In Waldhonig können die Ausscheidungen von Blattläusen enthalten sein (Symbolbild).
Han van Vonno, Han van Vonno - Fotolia, Crisp photography

von Sandy Liesen und Anna Kriller

Insekten sind in Lebensmitteln erlaubt. Diese Nachricht hat für viel Aufregung gesorgt. Was aber die wenigsten Menschen wissen: In vielen Lebensmitteln und Produkten stecken sowieso schon gemahlene Läuse – oder sogar deren Ausscheidungen. In welchen Produkten das so ist, wie wir das erkennen und ob das überhaupt schlimm ist, hat uns Ernährungswissenschaftlerin Nora Rieder erklärt – ein Überblick.

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Knallroter Läuse-Farbstoff für Süßigkeiten, Kosmetik und Medikamente

„Echtes Karmin“, oder E 120, ist „ein rotes Pigment, das durch Austrocknen und Kochen von Läusen entsteht“, schreibt die Tierrechtsorganisation Peta auf ihrer Internetseite. Karmin wird in vielen Süßigkeiten und Getränken verwendet, um die knallige rote Farbe zu bekommen. Und es ist auch in Kosmetik, Shampoos und Pharmaprodukten zu finden.

Beispiele: Ketchup, Marmelade, Gummibärchen, roter Lippenstift, Lidschatten, Tabletten und Kapseln.

Wer auf den Farbstoff E 120 bzw. „echtes Karmin“ verzichten möchte, sollte einen Blick auf die Zutatenliste des Produktes werfen. Es gibt nämlich Alternativen: Pflanzliche rote Farbstoffe werden beispielsweise aus der Alkannawurzel oder aus Rote-Bete-Saft gewonnen, heißt es bei Peta weiter. Zusätzlich gibt es aber auch synthetisches Karmin, das man an der Nummer E 124 erkennt.

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Schildlaus
Wer Wert auf rote Farbe bei Getränken und Lebensmitteln legt, könnte auch mal die ein oder andere Laus zu sich genommen haben.
picture alliance / blickwinkel/F, F. Fox

Insekten auf dem Frühstückstisch: Honig aus Blattlaus-Kot

Auch in unserem Honig könnten sich Läuse verstecken, heißt es bei „Tagesschau.de“. Besser gesagt: Die Ausscheidungen von Blattläusen sind in Waldhonig enthalten. Denn die Bienen sammeln für diese Honigsorte keinen Nektar aus Blüten, sondern Honigtau.

Was genau das ist? Honigtau ist nichts anderes als zuckerhaltige Ausscheidungen von Blattläusen.

Die Blattlaus saugt an Pflanzen, um sich von dem Saft zu ernähren. Dieser Saft enthält viel Zucker. Die Blattlaus allerdings braucht nicht den Zucker, sondern die Aminosäuren des Saftes. Den Zucker scheidet sie größtenteils wieder aus. Die Ausscheidungen sammeln sich dann als Honigtau auf den Blättern der Pflanzen. Für den Waldhonig sammelt die Biene keinen Nektar, sondern die Ausscheidungen von Blattläusen.

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Laus-Ausscheidungen für glänzende Kaugummis

Manche Lebensmittel haben eine glänzende Beschichtung. Zum Beispiel: Kaugummidragées, Nüsse, Kaffeebohnen, Schokolinsen oder Schoko-Bonbons. Die Beschichtung darauf ist oft Schellack.

Schellack ist ein Harz, das Schildlaus-Weibchen absondern, um ihre abgelegten Eier zu schützen. Das Harz wird von den Bäumen geerntet, erhitzt, gesäubert und geformt. Anschließend wird es zu Schellack zermalmt und weiterverarbeitet. Die Laus-Ausscheidungen werden auch in Kosmetik wie Nagellack oder Haarspray für den Glanz-Effekt genutzt. Schellack hat die Kennzahl E 904.

Kann es gefährlich für uns sein, Insekten zu essen?

Wirklich gefährlich sind die in Farbstoffen, Honig und Shellack enthaltenen Insekten für uns nicht, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Nora Rieder im Interview mit RTL: „Wer keine Allergie hat, kann Insekten problemlos ausprobieren.“ Menschen, die allerdings gegen Schalen- und Krustentiere sowie Hausstaubmilben allergisch sind, sollten ein wenig aufpassen. Das Problem: Das Allergiepotenzial von Insekten ist bislang wenig erforscht. Eine Verbindung zu den genannten Allergien sei aber wahrscheinlich, so Rieder.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) empfiehlt, täglich nicht mehr als fünf Milligramm Karmin pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen, da Farbstoffe wie Karmin Atemwegsbeschwerden, aber auch Übelkeit, Kopfschmerzen und Hautausschläge auslösen können. Besonders anfällig für Allergien durch E 120 seien Menschen, die unter Asthma leiden oder allergisch auf Aspirin, Benzoe- oder Salicylsäure reagieren.

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EU lässt weitere Insekten zu: Kann es nun passieren, dass wir Insekten essen, ohne es zu wissen?

Neben den schon seit Jahren in Form von Farbstoffen enthaltenen Insektenbestandteilen hat die EU nun weitere Insektenarten in Lebensmitteln zugelassen. Im Zuge der neuen EU-Verordnung kursierten einige Behauptungen, dass wir nun künftig Insekten in etlichen Lebensmitteln finden würden, ohne es zu wissen. Das ist nicht der Fall, wie die EU-Kommission unter anderem bei Twitter betont.

Im Gegenteil: Insekten müssen noch deutlicher auf den Produkten gekennzeichnet sein. „Uns ist nicht bekannt, dass es irgendwie untergemischt wird“, sagt auch Lebensmittelchemiker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die EU-Kommission stellt klar: „Jede und jeder kann selbst entscheiden, ob er oder sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kauft oder nicht.“

Während man die bisher in Farbstoffen und Shellack enthaltenen Insektenbestandteile auf der Zutatenliste unter den oben genannten E-Nummern findet, muss bei den nun in der EU zugelassenen Insekten folgendes in der Zutatenliste stehen: „Acheta domesticus (Hausgrille, Heimchen), gefroren“ oder „Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“.

Verbraucherschützer fordern sogar eine noch deutlichere Kennzeichnung auf der Verpackung „und zwar gut verständlich für alle, zum Beispiel ‘Kekse mit Insekten’ oder ‘Nudeln mit Insekten’“. (mit dpa)