Philipp sitzt mindestens 15 Jahre im Gefängnis

Stefanies Mann ist ein Killer - trotzdem sind sie ein Paar: "Ich wollte einen Mörder sehen, aber sah meinen Mann"

Stefanies Mann sitzt im Gefängnis. Einmal im Monat besucht sie ihren Philipp im Knast.
Stefanies Mann sitzt im Gefängnis. Einmal im Monat besucht sie ihren Philipp im Knast.
Sagafilm
von Hebah Omar, Nils Reucker, Carolin Heinrich und Denise Kylla

Stefanie ist Mutter von Zwillingen und alleinerziehend. Denn ihr Mann Philipp sitzt im Gefängnis. Als verurteilter Mörder. Und trotzdem bleibt er für Stefanie nicht nur der Vater der Kinder – sondern auch ihre große Liebe. Fünf Jahre lang hat Stefanie ihren Mann nur einmal pro Monat im Gefängnis besuchen können. Doch jetzt scheint es ein kleines Licht am Ende des Tunnels zu geben.

Als Philipp den Mord begeht sind er und Stefanie bereits acht Jahre verheiratet und Eltern von Zwillingen.
Als Philipp den Mord begeht sind er und Stefanie bereits acht Jahre verheiratet und Eltern von Zwillingen.
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Killer bestritt den Mord zuerst vor seiner Ehefrau Stefanie

Philipp ist ein verurteilter Mörder. Seine eigene Oma hat er umgebracht, als es in ihrem Haus zu einem Streit gekommen ist. „Ich habe ihn gefragt, ob er es war“, sagte Stefanie. Damals habe ihr Mann vehement bestritten, der Killer zu sein, doch dann bekam die Mutter einen Anruf vom BKA. Die Ermittler teilten ihr mit, dass Philipp festgenommen worden sei. Er stehe unter Verdacht, seine Großmutter ermordet zu haben. Und tatsächlich: Er gesteht und wird zu mindestens 15 Jahren Haft verurteilt, dann kann er eventuell bei guter Führung auf Bewährung entlassen werden. Stefanie und die Zwillinge stehen vor einem Scherbenhaufen – was sollte jetzt aus der Familie werden? „Ich habe definitiv mit dem Gedanken gespielt, mich scheiden zu lassen“, erzählte sie. Jeder habe ihr gesagt, sie solle Philipp verlassen. Aber: „Ich bin ein Herzmensch.“

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Mit Anfang 20 lernte sie ihren Philipp kennen, 2015 heiratete das Paar, bekam dann zwei Kinder – Zwillinge! Acht Jahre lang waren sie zusammen glücklich. Doch dann wird der vermeintlich harmlose Ehemann zum Mörder.

Seit seiner Inhaftierung habe sie zahlreiche Briefe aus dem Gefängnis bekommen, in denen er erklärt, wie es zum Mord kommen konnte und wie Stefanie und die Kinder ihm Kraft geben würden. Im Interview las die Mutter aus einem der Briefe vor: „Ich liebe euch drei bedingungslos und ihr seid mein Antrieb, die Zeit zu überstehen – egal, wie hart es wird für mich.“ Und weiter: „Ich wollte das nicht, ich bereue es. Ich habe nicht ausgehalten, wie Oma mich angeschrien hat – das erste Mal richtig angeschrien.“

Als Stefanie über ihren Mann und den Mord spricht, kommen ihr immer wieder die Tränen.
Als Stefanie über ihren Mann und den Mord spricht, kommen ihr immer wieder die Tränen.
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Zwillingsmama Stefanie: "(...) man fühlt sich beinahe selbst schon kriminell"

Als Stefanie ihren Mann damals das erste Mal nach der Inhaftierung wiedersah, waren Wochen vergangen. „Man fühlt sich, wenn man das erste Mal dahin geht, beinahe selbst schon kriminell“, erinnert sie sich. „Ich wollte ihn als den Mörder sehen, aber ich habe ihn angesehen und festgestellt, dass es halt mein Mann ist“, sagt Stefanie. Als sie Philipp kurz nach seinem Einzug ins Gefängnis gesehen habe, habe sie einen Entschluss gefasst: Er sei kein Monster, sondern ihr Mann. Daraufhin hätten sich viele von ihr abgewandt, berichtet Stefanie. Doch sie hält zu ihrer großen Liebe.

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Philipp ermordete seine Oma nach einem Streit.
Philipp ermordete seine Oma nach einem Streit.
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Zum Zeitpunkt, als der Vater in den Knast ging, waren seine Kinder gerade mal ein Jahr alt. Sie trafen ihn erst wieder persönlich, als sie vier Jahre alt waren. Warum Stefanie die Kinder jetzt mit ins Gefängnis nimmt? „Du solltest den Kindern den Vater nicht wegnehmen“, habe sie sich gedacht. „Die werden dir das irgendwann so übelnehmen, dass du über ihren Kopf hinweg für sie entschieden hast und ihnen die Entscheidung genommen hast – möchte ich Kontakt zu meinem Papa oder nicht. Unabhängig davon, was er gemacht hat.“

Einmal im Monat darf die Ehefrau ihren Mann nur besuchen und in den Arm nehmen. „Das ist dann ein bisschen Aufladen für die nächsten vier Wochen“, sagt sie. Sie habe sich oft die Frage gestellt, ob die Liebe, die sie in acht Jahren aufgebaut hätten, auch dafür ausreiche, dass sie in den nächsten elf Jahren getrennt sein werden.

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Stefanie steht zu ihrem Wort: "Auf dem Standesamt habe ich 'ja' gesagt und ich halte weiter zu ihm"

Erstaunlich: Nachdem Philipp seine Oma umgebracht hat, zog Stefanie mit den Zwillingen in das Haus, in dem ihr Mann den Mord verübte. „Oma wollte immer, dass das Haus in der Familie bleibt. Sie wollte nicht, dass da jemand anderes einzieht. Und ich habe dann gedacht, dass ich die Entscheidung in Omas Sinne treffe“, sagt die Mutter unter Tränen. Die tote Großmutter habe das Haus schon zu Lebzeiten Philipp überschrieben. Bei Dreharbeiten mit Stefanie klingelt plötzlich das Telefon und der Häftling ist dran. Er beantwortet auch dem Kamerateam Fragen.

„Dass meine Familie so hinter mir steht, das gibt mir sehr viel Kraft“, sagte Philipp am Telefon. „Dass ich weiß, dass ich ein Ziel habe, auf das ich hinarbeiten kann.“ Die meisten Mitinsassen, die die gleiche Strafe verbüßen müssten, hätten keinen familiären Halt. „Ich finde es schön, dass sie den Menschen sieht und nicht nur die Straftat.“

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„Ich habe irgendwann mal gesagt: ‘Ja, definitiv ja’. Das waren meine Worte bei Standesamt. Und deswegen kann ich das nicht einfach wegwerfen.“

Völlig überraschend sei nach fünf Jahren Haft dann eine freudige Nachricht für Stefanie und Philipp gekommen: Sie dürfen sich außerhalb des Gefängnisses sehen. „Wie eine ganz normale Familie ohne Hafthintergrund“, sagt die Mutter.