Nasser Mohamed erhält bereits viele Todesdrohungen
Homosexueller aus Katar: "Ich mache mir Sorgen, dass ich nach der WM noch mehr gefährdet sein könnte"
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Diese Worte machen fassungslos! Dass es für Homosexuelle in Katar gefährlich ist, ist spätestens seit den brisanten Aussagen des WM-Botschafters Khalid Salman weltweit bekannt: Der Ex-Nationalspieler hatte Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet. Doch nun ist mehr als klar: Auch die WM ändert an den Menschenrechtsverletzungen nichts. Das berichtet Nasser Mohamed, der erste und bislang einzige öffentlich homosexuell lebende Katerer, im Interview mit RTL/ntv.
Verschlimmert sich die Lage nach dem Turnier noch weiter?
Mohamed berichtet von gezielten Anfeindungen, die sein Leben bedrohen. Diese bekomme er schon, seitdem er sich geoutet habe, seit dem Anpfiff des Eröffnungsspiels habe sich die Situation aber noch verschlimmert: „Seit dem Beginn der WM habe ich konkrete Todesdrohungen erhalten.“ Dass sich die Lage für die Menschen der LGBTQ+-Community nach dem Turnier verbessert, daran glaubt er nicht – eher im Gegenteil. „Ich mache mir Sorgen, dass ich nach der WM, wenn dem ganzen Thema die letzte Aufmerksamkeit geschenkt wird, noch mehr gefährdet sein könnte.“
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Mohamed, der derzeit in San Francisco lebt, betont, dass mit der schwindenden Aufmerksamkeit nach der WM zudem eine allgemeine Zunahme der Repressionen zu befürchten sei: „Die homophobe autoritäre Diktatur in Katar denkt nicht, dass unsere LGBT-Rechte Menschenrechte sind. Sie lassen sich provozieren und warten nur darauf, bis die WM vorbei ist, um sich auf uns zu stürzen und genau das macht mir Sorgen.“
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Nach außen wirkt es jedoch mittlerweile so, dass der autoritäre Staat ein wenig eingeknickt ist. Denn seit dem zweiten Spieltag dürfen Fans auf den Tribünen der WM-Stadien auch die Regenbogenfarben zeigen. Für Mohamed führt dieser Schritt aber definitiv nicht zu einem Umdenken. Die Tatsache, dass die Regierung nun bereit sei, Besuchern Privilegien zu gewähren, habe „keinerlei Auswirkung auf die lokale LGBT-Gemeinschaft. Im Gegenteil: Es isoliert uns sogar noch mehr.“
Die Kritik an Katar ist groß
Der WM-Gastgeber wird wegen massiver Menschenrechtsverletzung und dem Umgang mit der LGBTIQ-Gemeinschaft stark kritisiert. Auch bei der Endrunde hatte es wiederholt Einschränkungen zum Beispiel in Bezug auf die „One Love“-Armbinde einiger Kapitäne von Teilnehmerländern, darunter auch für DFB-Spielführer Manuel Neuer, gegeben. (jlu/sid)