Am ersten Juli endet die Homeoffice-Pflicht
Mehr als die Hälfte will weiter von zu Hause aus arbeiten
Zumindest die Hälfte der Zeit
Teambesprechung per Videoschalte, ein Anruf statt des kurzen Zurufs zum Nachbarschreibtisch - keine Frage: Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt massiv verändert. Doch am ersten Juli endet die Homeoffice-Pflicht für Unternehmen. Heißt: Das Büro ruft – wahrscheinlich. Doch viele wollen nicht mehr zurück - jedenfalls nicht vollständig. Nach einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit mit 1000 Befragten aus ganz Hessen können sich 58 Prozent vorstellen, in Zukunft die Hälfte der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. Der Trend spiegelt sich bundesweit wieder: In Hannover wollen 41 Prozent zumindest die Hälfte der Zeit zu Hause bleiben. Hinzu kommen zehn Prozent, die fast gar nicht mehr ins Büro möchten, wie die DAK in Hannover mitteilte.
Homeoffice als das "neue Normal"
"Das Homeoffice fing für viele als Notlösung an und ist nun ein fester Teil der neuen Arbeitswelt", sagte Sötkin Geitner, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Hessen. "Das Homeoffice ist mittlerweile bei den Arbeitnehmern fest etabliert und für viele ein Zukunftsmodell. Sie haben gemerkt, wie gut es sich in den eigenen vier Wänden arbeiten lässt."
Auch die Unternehmen sind auf den Geschmack gekommen. In vielen Firmen wird das Homeoffice-Angebot dauerhaft bleiben – mit klaren Regeln und Benefits.
Nur elf Prozent haben vorher regelmäßig zu Hause gearbeitet
Die Befragung hatte im Februar stattgefunden, als während der zweiten Corona-Welle mehr als die Hälfte der hessischen Beschäftigten im Homeoffice waren, wie eine Sprecherin sagte. Vor der Pandemie waren in Hessen nur elf Prozent der Beschäftigten mehrmals wöchentlich im Homeoffice. Doch schon in der ersten Corona-Welle hat sich ihr Anteil mehr als vervierfacht: Im April und Mai 2020 war jeder und jede Zweite regelmäßig von zu Hause aus tätig.
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Prima fürs Familienleben
In der Umfrage gaben 88 Prozent der befragten Männer und Frauen an, im Homeoffice ließen sich dafür geeignete Aufgaben genauso gut erledigen wie am Arbeitsplatz in der Firma. Dabei empfanden sich 60 Prozent sogar als produktiver und nahmen die Arbeit als angenehmer wahr als im Büro, wie es hieß. Vor allem der Zeitgewinn durch den Wegfall des Wegs zur Arbeit wurde von 79 Prozent der Befragten geschätzt. 70 Prozent gaben an, dass sich Aufgaben gezielter über den Tag verteilen ließen, während 86 Prozent eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervorhoben.
Viele wurden zu Bewegungsmuffeln
Allerdings gaben 39 Prozent der Beschäftigten mit Kindern unter achtzehn Jahren an, sie seien häufig abgelenkt. Ein weiterer Nachteil: Im Vergleich zum Büro sei die Ausstattung nicht so gut für die Haltung und den Körper. Das Homeoffice hat Geitner zufolge zudem viele Menschen zu Bewegungsmuffeln gemacht. Die Folge seien Gewichtszunahmen und mehr Rückenbeschwerden.
Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sich im Homeoffice weniger bewegen als vor der Pandemie - darunter waren 44 Prozent mit sogar "deutlich weniger Bewegung", hieß es. Insgesamt 35 Prozent berichteten, dass Alltagsaktivitäten wie Spazierengehen, Haus- und Gartenarbeit oder Treppensteigen weniger geworden seien. Nur jeder Zweite gab an, regelmäßig bewusst das Sitzen zu unterbrechen. (dpa/bch)