Hoeneß-Prozess: FC-Bayern-Präsident legt Geständnis ab

Uli Hoeneß hat noch viel mehr Steuern hinterzogen als ihm in der Anklage zur Last gelegt wird. Der Präsident des FC Bayern München habe weitere 15 Millionen Euro am Fiskus vorbei geschleust, sagte sein Anwalt Hanns W. Feigen zum Auftakt des Steuerprozesses vor dem Landgericht München. Das sind dann insgesamt 18,5 Millionen Euro und damit deutlich mehr als die 3,5 Millionen Euro, die ihm die Anklage vorgeworfen hat.

Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, kommt am 10.03.2014 als Angeklagter im Landgericht München II (Bayern) in den Gerichtssaal 134. Hoeneß soll im großen Stil Steuern hinterzogen haben. Foto: Sven Hoppe/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt.

"Ich bin froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Ereignis abgeschlossen wird", sagte Hoeneß. Offizieller Gegenstand der Anklage sind die 15 weiteren Millionen Euro nicht. Was diese Aussagen für den Prozess bedeuten, war zunächst nicht abzusehen. Der 62-Jährige gab sich vor Gericht reumütig und bedauerte sein Fehlverhalten. "Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen."

Ein wichtiger Zeuge, der am Nachmittag vor Gericht erscheinen sollte, hat unterdessen die Aussage verweigert. Es handelt sich um den Finanzbeamten, der Hoeneß seinerzeit bei der Selbstanzeige half.

Staatsanwalt Achim von Engel wirft Hoeneß vor, etwas mehr als 33 Millionen Euro an Kapitalerträgen, Spekulationsgewinnen und sonstige Einkünften verschwiegen zu haben. Damit habe er rund 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen (Az: W5 KLs 68 Js 3284/13). Weiterhin habe der Angeschuldigte zu Unrecht Verlustvorträge privater Veräußerungsgeschäfte in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro erhalten, hieß es im Anklagesatz. Damit kann unterm Strich der steuerpflichtige Betrag aus Veräußerungsgewinnen gedrückt werden.

Insgesamt wird Hoeneß beschuldigt, "durch sieben selbstständige Handlungen gegenüber den Finanzbehörden unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht und dadurch Steuern verkürzt zu haben".

"Ich bin kein Sozialschmarotzer"

Eine gute halbe Stunde nach Verhandlungsbeginn setzte Hoeneß seine Brille auf und las von seinem Manuskript. "Hohes Gericht, die mir in der Anklage zur Last gelegten Steuerstraftaten habe ich begangen", sagte er. "Ich bin aber kein Sozialschmarotzer, ich habe 5 Millionen an soziale Einrichtungen gegeben, 50 Millionen Steuern gezahlt. Ich will damit nicht angeben, ich will nur reinen Tisch machen." Zehn Millionen Euro hat er schon beim Finanzamt hinterlegt, zur Aussetzung seines Haftbefehls 5 Millionen Euro gezahlt.

Nach Monaten mit Spekulationen in den Medien über angeblich hohe Millionensummen auf geheimen Schweizer Konten kamen damit in einem der wohl spektakulärsten Steuerprozesse in Deutschland Fakten und Zahlen auf den Tisch. Vom Jahr 2001 an unterhielt Hoeneß ein Konto, von 2004 an waren es zwei Konten. Dort seien im "beträchtlichen Umfang Spekulationsgeschäfte, vor allem Devisentermingeschäfte, abgewickelt" worden, so die Staatsanwaltschaft.

Hoeneß räumte ein, an der Börse "gezockt" zu haben. Er habe dabei nicht wirklich einen Überblick über Gewinne und Verluste gehabt, sagte er. Das könne geschehen, "wenn man zockt und verrückt ist wie ich es damals war".

Die Kernfrage des Verfahrens bleibt: Wird die Wirtschaftskammer am Landgericht München II unter Vorsitz von Richter Rupert Heindl die Selbstanzeige von Hoeneß von Anfang 2013 ganz oder zumindest teilweise als strafbefreiend bewerten? Im schlimmsten Fall droht Hoeneß eine Haftstrafe. Unter Umständen muss er tatsächlich ins Gefängnis, sollte die Strafe zwei Jahre überschreiten. Vier Verhandlungstage sind angesetzt. Wenn nichts dazwischen kommt, soll es am Donnerstag ein Urteil geben.

Einige Experten gehen davon aus, dass Hoeneß' bisher untadeliger Lebenswandel, sein großes soziales Engagement und auch die - wenngleich fehlerhafte - Selbstanzeige strafmildernd wirken. Die Wirtschaftskammer hat damit auch einen Präzedenzfall. Denn bisher gibt es keine Urteile, wie eine missglückte Selbstanzeige eines Prominenten zu bewerten ist.

Auch beim FC Bayern wird gespannt auf den Prozess geschaut. "Das Beste, Uli zu helfen, ist, das Spiel zu gewinnen", sagte Trainer Pep Guardiola. Hoeneß ist nicht nur Präsident des größten und mächtigsten deutschen Sportvereins. Er ist auch Vorsitzender des mit prominenten deutschen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrates der FC Bayern München AG.