Historischer Durchbruch

WHO empfiehlt Malaria-Impfstoff für Kinder

Fictitious malaria vaccine
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffes gegen Malaria empfohlen.
Getty Images/iStockphoto, Manjurul

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vermeldet einen historischen Durchbruch in der Malariabekämpfung durch einen neuen Impfstoff. Am Mittwoch begutachtete ein unabhängiger Expertenausschuss in Genf vielversprechende Ergebnisse aus Pilotversuchen mit dem Impfstoff RTS,S in drei afrikanischen Ländern. Das Ergebnis: Die Expertinnen und Experten sind von der Wirksamkeit und Sicherheit überzeugt. Die WHO empfiehlt nun erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffes gegen Malaria.

30 Prozent weniger tödliche Krankheitsverläufe

Das Vakzin RTS,S solle an Kinder in Afrika südlich der Sahara und in anderen Malaria-Regionen verabreicht werden, hieß es am Mittwoch von der UN-Behörde in Genf. „Dies ist ein historischer Moment“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zusammen mit bisherigen Präventionsmaßnahmen könnten nun jährlich Zehntausende junge Leben gerettet werden.

Die Empfehlung beruht auf Pilotversuchen mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi. Unter den jungen Geimpften sind tödliche Krankheitsverläufe laut der WHO um 30 Prozent zurückgegangen. Das Vakzin sei sicher, betonte Tedros.

Mehr als 400.000 Tote jährlich durch Malaria-Infektionen

Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen überwiegend in Afrika. Viele Menschen stecken sich mehrmals im Jahr an. 400.000 Menschen sterben im Jahr dadurch, vor allem Kinder unter fünf Jahren. 94 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnen afrikanische Länder.

Malaria wird durch Plasmodium-Parasiten ausgelöst, die durch infizierte Mücken auf Menschen übertragen werden. Infizierte bekommen oft Fieber und Schüttelfrost und leiden an Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen und starker Müdigkeit. Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu, die meisten schwer betroffenen Menschen sterben ohne ärztliche Behandlung. Der Impfstoff wirkt gegen den tödlichsten mehrerer Malaria-Parasiten, Plasmodium falciparum.

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Zehntausende Menschenleben könnten gerettet werden

Vor rund 20 Jahren wurde der Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten intensiviert, unter anderem durch den Einsatz von Moskitonetzen für die Nacht, die mit Insektiziden behandelt sind. Dadurch gingen die Infektionszahlen zurück. Seit ein paar Jahren stagnierten sie aber. Seit 2019 laufen nun Pilotversuche mit dem Impfstoff in Ghana, Kenia und Malawi. Hunderttausende Kinder wurden vor ihrem zweiten Geburtstag bis zu viermal damit geimpft. Im April berichtete die WHO: „Der Schutz, den der RTS,S-Malariaimpfstoff zusätzlich zu den empfohlenen Malariabekämpfungsmaßnahmen bietet, kann Zehntausende Menschenleben im Jahr retten.“

Den Impfstoff entwickelte das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline. Unterstützt wurde das Unternehmen von der Malaria-Impfstoff-Initiative der gemeinnützigen Organisation PATH, die auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Geld erhält. (dpa/npa(dhe)

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