Zwei Braunschweig Spieler bereits mit Kreuzen vor Haus bedroht

„Dieses Spiel ist ganz sicher ein Hochrisikospiel": Das Wochenende der Nord-Derby-Kracher

Trotz Kontrollen: Immer wieder schafft es Pyrotechnik in die Fanblöcken, wie hier in den von Eintracht Braunschweig.
Trotz Kontrollen: Immer wieder schafft es Pyrotechnik in die Fanblöcken, wie hier in den von Eintracht Braunschweig.
dka, dpa, Daniel Karmann

Für Bundesligafans gibt es nichts größeres als Derbys. So viel Emotion, so viel Leidenschaft, so wenig Luft zwischen frenetischem Jubel und tiefem Fan-Frust. Am Wochenende (18 und 19. März) schlägt das nordische Derby-Herz gleich zweimal höher. Der Hamburger SV trifft auf Holstein Kiel, Eintracht Braunschweig empfängt Hannover 96. Doch bevor die Spiele überhaupt losgehen, ermittelt bereits die Polizei wegen Bedrohung gegen zwei Profi-Spieler.

Hamburg gegen Kiel - zuletzt knappe Kiste

Das Hamburger Volksparkstadion ist für das Spiel gegen die Mannschaft aus Kiel natürlich bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Das Hamburger Volksparkstadion ist für das Spiel gegen die Mannschaft aus Kiel natürlich bis auf den letzten Platz ausverkauft.
dpa, Christian Charisius

127-mal sind die Hamburger bisher gegen Kiel aufgelaufen: 78 Mal gingen die Rothosen des HSV als Sieger vom Platz, nur 26 Mal die Störche, wie die Kieler gerne auch genannt werden. Die Ausgangslage vor dem kleinen Nordderby am Samstagmittag (18. März) um 13.00 Uhr scheint also einigermaßen klar? Eher nicht. Gingen allein die fünf letzten Spiele doch immer denkbar knapp aus, zuletzt gewann der HSV im September 2022 mit 2:3. So liegen die Städte mit 98 Kilometern Entfernung also nicht nur geographisch, sondern auch fußballerisch immer wieder sehr nah beieinander.

Die Rivalität der Fans ist da nur logisch und hat quasi Tradition. Die Holsteiner empfehlen auf ihrer Website „aus Sicherheitsgründen während der An- und Abreise auf das Tragen von Fanutensilien zu verzichten.“ Gerade weil die Trennung der beiden Fangruppen nicht immer gewährleistet werden kann und Krawalle, speziell auch bei Derby-Spielen, immer wieder vorkommen. So ist die Hamburger Polizei auch vor diesem Aufeinandertreffen in Habachtstellung. Florian Abbenseth, Pressesprecher der Polizei Hamburg zu RTL: „Oberstes Ziel ist die strikte Trennung der Fangruppierungen.“ Die Polizei gehe mit einem „satten“, mittleren Kräfteansatz in den Einsatz.

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Es muss der "Knotenplatzer" her!

Lewis Holtby spielte 138-mal für den HSV, jetzt ist er bei der Kieler Konkurrenz.
Lewis Holtby spielte 138-mal für den HSV, jetzt ist er bei der Kieler Konkurrenz.
www.imago-images.de, IMAGO/Eibner, IMAGO/Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn

Die Strategie von Kieler und Ex-HSV’ler Lewis Holtby für das Spiel steht auf jeden Fall fest: „Das ist ein Nordderby. Das ist ein Spiel, bei dem du Kampf, Leidenschaft und alles raushauen musst“, sagt er der Deutschen Presseagentur. „Da geht es nicht um Schönspielerei, da geht es um Effizienz.“ Er erhoffe sich einen „Knotenplatzer“ und, dass sich seine Spieler „gegen die Top-Mannschaft in Hamburg drei Punkte holen.“ Die muss auf ihren Chef-Trainer Tim Walter verzichten, der nach seiner Roten Karte im Auswärtsspiel beim Karlsruher SC am gestrigen Sonntag (12. März) vom DFB-Kontrollausschuss für ein Pflichtspiel gesperrt wurde.

Er sei aber überzeugt, dass seine Jungs ein Spiel auch ohne ihn hinbekommen würden, so Walter auf der HSV-Pressekonferenz vor dem 25. Spieltag. Das Vertrauen in die Mannschaft ist spürbar groß. Auf die Frage eines RTL-Reporters, ob seine Mannschaft denn am Ende der Saison aufsteigen würde, sagte er nur: „Definitiv.“

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Eintracht Spieler durch Kreuze und Schmierereien bedroht

Die Vorfreude auf das zweite Nord-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 wird am Donnerstagmorgen (16. März) getrübt. So wurden laut Polizei vor der Haustür zweier Spieler von Eintracht Braunschweig blau/gelbe Holzkreuze mit dem Datum des Spieltags aufgestellt. Außerdem sollen Schmierereien den Boden bedeckt haben. „Was hier heute Nacht passiert ist, damit wurden alle Grenzen deutlich überschritten. Was hat das noch mit Rivalität vor einem Derby zu tun?", so Eintracht-Geschäftsführer Wolfram Benz in einer Pressemitteilung vor dem Spiel. Es sei völlig inakzeptabel, Spieler und ihre Familien zu bedrohen. „Solche Aktionen sind einfach nur beschämend."

Auch auf der Internetseite des Vereins schreibt 96-Prokurist Christian Katz: „Hannover 96 verurteilt Vorfälle dieser Art. Hier werden eindeutig Grenzen überschritten. „Wir hoffen auf eine schnelle Identifizierung der Täter und werden die Ermittlungen der Polizei in dem uns möglichen Maße unterstützen.“

Braunschweig gegen Hannover - Fantrennung hat für Polizei oberste Priorität

Eintracht Braunschweig und Hannover 96 treffen am Sonntag (19. März) um 13.30 Uhr aufeinander. Sportlich ist es für beide Teams eine Gratwanderung. Hannover holte aus den letzten sieben Spielen nur drei Punkte, scheint den Abstiegsrängen näher als einer Aufstiegschance. Für die Braunschweiger scheint es aktuell noch dunkler auszusehen, sie stehen aktuell auf Tabellenplatz 17.

Umso heißer könnte es werden, wenn die ohnehin schon verfeindeten Fanlager aufeinandertreffen, so Jonas Brockfeld, Pressesprecher der Polizei Braunschweig zu RTL: „Wir sind auf alles vorbereitet.“ Generell unterscheide man bei der Kategorisierung von Fußballspielen immer zwischen grün, gelb und roten Spielen und „dieses Spiel ist ganz sicher ein rotes, ein Hochrisikospiel.“

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Die Fantrennung der beiden Lager habe genau wie bei den Beamten in Hamburg deshalb oberste Priorität. Zusätzlich hat die Polizeidirektion Hannover für das Spiel am Sonntagmittag auch eine Allgemeinverfügung herausgegeben. So wird es zu bestimmten Zeiten „ein temporäres Mitführverbot von Glasflaschen / Glasbehältnissen, Getränkedosen, pyrotechnischen Gegenständen“ oder auch Vermummungsgegenständen geben. Es wird auf jeden Fall ein spannendes Wochenende – hoffentlich nur im sportlichen Sinne… (dpa/kum)