Wie geht es jetzt weiter?
9-Euro-Ticket: Verschiedene Nachfolgemodelle stehen zur Diskussion
Die letzten drei Monate war Bahnfahren so günstig wie noch nie – mit dem 9-Euro-Ticket. Doch damit ist ab September Schluss, denn das Angebot läuft aus. Bisher wurde das Ticket super angenommen, doch kam es durch das hohe Aufkommen teilweise zu überfüllten Zügen, Verspätungen oder Ausfällen. Wegen der hohen Nachfrage bei der Deutschen Bahn und den öffentlichen Verkehrsmitteln steht die große Frage im Raum: Wie geht es jetzt weiter?
Ein Experiment oder ein langfristiges Angebot?
Seit Juni 2022 kann das 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn erworben und für regionalen Verkehr eingesetzt werden. Wer möchte, könnte sogar in den Norden Deutschlands fahren, allerdings muss hier einiges an Zeit eingeplant werden: „Leider ist immer so ein bisschen die Angst mitgefahren. Komme ich da rein, habe ich einen Sitzplatz – also das perfekte Angebot ist es nicht", erzählt uns eine Passagierin.
Lese-Tipp: Senat für bundesweite Nachfolgeregelung für 9-Euro-Ticket
Trotz der überfüllten Züge und Verspätungen zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden, dass die Anzahl der Fahrten zwischen 30 und 300 Kilometer im Juni 2022 im Vergleich zum Juni 2019 um 42 Prozent gestiegen sind. Auch Fahrgäste, die das Ticket bis jetzt noch nicht genutzt haben, springen im letzten Monat noch auf den Zug auf: „Also ich nutze das tatsächlich heute zum ersten Mal und ich war jetzt im Regionalexpress. Das war ganz gut. Ich war positiv überrascht. Es war nicht zu voll – ist natürlich schön mit dem 9-Euro-Ticket so günstig fahren zu können", sagt eine Frankfurterin.
Wer finanziert ein Nachfolgemodell?
Ideen für mögliche Nachfolgemodelle gibt es bereits und sind sehr vielfältig: „Man diskutiert über ein 69-Euro-Ticket, über ein 49-Euro-Ticket, über ein 29-Euro-Ticket und man diskutiert wieder über das 365-Euro-Ticket", so Knut Ringat vom Rhein-Main-Verkehrsverbund.
Für eine mögliche Finanzierung müssen sich die Minister zusammenfinden, denn die Umsetzung ist noch unklar: „Es braucht eine Anschlussregelung und deswegen sollte es eine Sonderverkehrsministerkonferenz geben. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe für Bund und Länder, Anschlussfinanzierungen zu ermöglichen", so Landesabgeordneter Tobias Eckert (SPD).
Finanzminister Christian Lindner (FDP) möchte das 9-Euro-Ticket nicht weiter zahlen. Er sei von einer „Gratismentalität“ nicht überzeugt. Eine Aussage, die nicht nur bei der SPD in Wiesbaden für Kritik sorgt. „Die FDP muss sich intern klar werden, wie sie das 9-Euro-Ticket bewerten. Herr Wissing sagt, es ist ein großer Erfolg und Herr Lindner will es nicht bezahlen. Ich glaube, da hat die FDP noch Hausaufgaben für die nächsten Tage", so Tobias Eckert.
Auf dem Land muss etwas getan werden!
Ein großes Problem stellt außerdem der Ausbau des ÖPNV dar. Da sieht es gerade in ländlichen Regionen sehr mau aus. "Also bei uns zu Hause fährt vielleicht alle zwei Stunden ein Bus in irgendeine Richtung. Die Haltestellen sollten auf den kleinen Orten ein bisschen ausgeweitet werden. Das wäre gut!", so eine Bahnkundin. Wie es nach diesem Monat weitergeht, ist also immer noch unklar. (hdi/dgö)