„Wir waren fassungslos“Eltern glaubten an Infekt! Künstliches Herz rettet Baby Theo das Leben

Plötzlich ging es um Leben und Tod.
Christian Jentsch (41) und Sarah Kreutz (32) aus Bergheim bei Köln erleben am Neujahrstag 2024 den Albtraum aller Eltern: Die vermeintliche Infektion ihres kleinen Sohnes Theo entpuppt sich als schwerer Herzfehler. Jede Minute zählt, Spezialisten im Universitätsklinikum Aachen kämpfen um das Leben des sechs Monate alten Babys – Momente, die seine Eltern nie vergessen werden.
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Theos Eltern gehen zunächst von einem Infekt aus
Sechs Monate ist der kleine Theo alt, als er am Neujahrstag 2024 ins Krankenhaus eingeliefert wird. Seine Eltern, Feuerwehrmann Christian Jentsch und Polizistin Sarah Kreutz, sind in Sorge, rechnen aber zu diesem Zeitpunkt nicht damit, dass ihr Kind in Lebensgefahr schweben könnte.
„Wir sind zunächst von einer Infektion ausgegangen“, erzählt Vater Christian Jentsch im Interview.
Während des kurzen Aufenthalts im St. Marien-Krankenhaus in Düren-Birkesdorf ahnen sie nicht, wie kritisch der Zustand ihres Kindes zu diesem Zeitpunkt bereits ist.
Dann der Schock: Das Röntgenbild zeigt ein massiv vergrößertes Herz. Das Organ hat nicht mehr die Pumpleistung, die ein sechs Monate altes Herz haben sollte. Theo wird sofort in die Aachener Uniklinik verlegt, dort nimmt das Drama seinen Lauf: „Theo hatte Vorhofflattern, eine viel zu hohe Herzfrequenz“, erinnert sich sein Vater. Der Zustand des Kleinen ist kritisch, als Sofortmaßnahme muss sein Herzrhythmus zunächst durch eine sogenannte Kardioversion stabilisiert werden.
Er wird intubiert, weil Atem- und Multiorganversagen drohen.
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Im Video: Kunstherz! Not-OP rettet 27-Jährigem das Leben
Berlin Heart rettet Theos Leben: „Wir haben viel geweint“
„Wir waren fassungslos“, beschreibt Christian Jentsch seine Gefühle und die seiner Frau zu diesem Zeitpunkt. „Wir haben viel geweint und mussten die Situation erst einmal für uns selbst begreifen und verarbeiten.“
Die Ärzte entscheiden sich, Theo ein künstliches Herz einzusetzen. Am 2. Januar wird dem Jungen das einzige für Kinder zugelassene Kunstherz der Firma Berlin Heart eingesetzt. Nur mithilfe dieser Maschine kann Theo am Leben erhalten werden. Das künstliche Organ kann Blut durch den Körper pumpen, wenn das eigene Herz dafür zu schwach ist.
„Der Eingriff dauerte rund drei Stunden und verlief ohne Komplikationen“, vermeldet die Uniklinik RWTH Aachen am 26. Januar in einer Pressemitteilung. Seitdem betreut ein Team der Klinik für Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler unter Leitung von Klinikdirektor Professor Dr. med. André Rüffer den kleinen Patienten engmaschig. Inzwischen gibt es gute Nachrichten: Theos Zustand ist stabil.
„Wir sehen jeden Tag, wie gut sich Theo entwickelt“, sagt sein Vater. „Er ist sehr agil, lacht und isst gut.“ Doch Theos Zukunft ist ungewiss. Absehbar ist, dass er Ende Februar oder Anfang März einen Herzkatheter gelegt bekommt. „Dabei wird das Berlin Heart langsam heruntergefahren und dann geschaut, wie sich das Herz entwickelt“, erzählt uns der Vater des Kleinen.
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Erholt sich Theos Herz nicht, dann braucht er ein Spenderherz
Danach kann es in zwei Richtungen weitergehen: Entwickelt sich Theos Herz gut, bleibt das Berlin Heart so lange angeschlossen, wie das eigene Organ Erholung benötigt. „Entwickelt sich das Herz nicht wie gewünscht, werden wir gelistet“, erklärt er.
Gelistet, das bedeutet: auf die Liste für ein Spenderherz gesetzt.
Dann heißt es warten, bis ein passendes Herz für Theo gefunden ist. Und das kann zwei Jahre dauern: „Weil wir in Deutschland Schlusslicht bei der Spendenbereitschaft sind, gibt es auch nicht so viele Transplantationen wie in anderen Ländern“, erklärt uns Jentsch. „In anderen europäischen Ländern ist jeder Organspender – es sei denn, man widerspricht aktiv.“ In Deutschland ist es genau umgekehrt.
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Enorme finanzielle Belastung: Freunde initiieren Spenden-Kampagne
So oft wie möglich wollen die Eltern jetzt bei ihrem Sohn sein. Theos Mutter Sarah Kreutz arbeitet aktuell nicht, kümmert sich viel um Theos dreijährigen Bruder Paul. Vater Christian Jentsch überlegt, seine Arbeitszeit bei der Feuerwehr zu reduzieren.
Das Einkommen des Paares wird also in Zukunft wohl deutlich geringer ausfallen, das wissen auch die Freunde der Familie. Sie haben eine GoFundMe-Spendenkampagne mit dem Titel „Theos Überlebenskampf“ gestartet, um die finanziellen Belastungen abzufedern. Mehr als 100.000 Euro sind bereits zusammengekommen.
„Wir sind sehr, sehr glücklich über diesen Zusammenhalt, über diese Reichweite in dieser Blaulichtfamilie. Über Freunde, Bekannte. Wie oft die Kampagne schon geteilt wurde. Über diverse Social-Media-Kanäle. Damit hätten wir nie gerechnet!“
Auch sonst hat die Familie schon viel wertvolle Unterstützung erfahren: „Wir können im Krankenhaus intern zur Seelsorge gehen, das nutzen wir natürlich“, erzählt Jentsch. „Wir werden von der Roland McDonald Stiftung unterstützt und haben eine Wohnung bekommen, die etwa einen Kilometer vom Krankenhaus entfernt ist.“
So können die Eltern immer schnell im Krankenhaus sein, bei ihrem Theo. Ihrem kleinen, ganz großen Kämpfer.