"So viele Probleme hatten wir noch nie.“Traditionsbäcker Ralf Jakob muss um seine Existenz kämpfen
Sie haben eine absolute Pechsträhne – die Bäckereien. Die Branche steckt so tief in der Krise wie kaum eine andere. Erst fehlte Personal und jetzt kommen noch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise dazu. Die Existenzen vieler Traditionsbetriebe stehen damit auf dem Spiel – so auch in Heppenheim. Hier musste eine Bäckerei nach 120 Jahren schließen und auch Bäckermeister Ralf Jakob ist am verzweifeln.
Spezialität seit 90 Jahren
Ralf Jakob aus Bensheim kennt die Situation nur zu gut, denn er ist Bäcker- und Konditormeister und betreibt einen Familienbetrieb in dritter Generation. Das Bensemer – also das Bensheimer Brot – ist eine Spezialität des Hauses und wird seit 90 Jahren hier gebacken. Dass die Branche mal so hart werden könnte, hätte er nicht gedacht: „Ich habe eigentlich gedacht, ich biege auf die Zielgerade und könnte alles ein bisschen auslaufen lassen. Jetzt müssen wir noch mal Gas geben, weil so viele Probleme hatten wir noch nie.“
Die erhöhten Gas- und Energiepreise dürften jedem inzwischen bekannt sein, doch Ralf muss gleich drei große Öfen mit Gas beheizen. Das treibt die Kosten natürlich enorm in die Höhe. Aber auch Mehl, Öl und Butter sind deutlich teurer geworden – da müssen leider auch die Kunden mehr Geld auf die Theke legen: "Wir hatten jetzt eine Erhöhung, die eigentlich ganz gut aufgenommen wurde. Es gab viel Verständnis. Aber wenn die Inflation auch bei den Endverbrauchern durchgeht, dann wird es bestimmt schwierig."
Wie geht es nun weiter?
Doch das wohl bekannteste Problem stellt der Personalmangel dar. Neue Mitarbeiter oder Auszubildende lassen sich nur schwer finden – das bestätigt auch die Industrie- und Handelskammer.
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Ein Licht am Ende des Tunnels ist Ralf´s Sohn Dominik, denn der ist frisch gebackener Bäckermeister und wird den Traditionsbetrieb in ein paar Jahren übernehmen. Der Nachwuchs hat frische Ideen und möchte den Beruf mit neuer und moderner Technik attraktiver gestalten. Für den Familienbetrieb heißt es also: durchhalten, damit es das Bensemer auch noch in einigen Jahrzehnten gibt. (hdi/tki)