Psychokrieg zwischen Mercedes und Red Bull

Marko: "Begeben uns nicht auf dieses Niveau"

Red Bull konzentriert sich "auf absolutes Racing"

Erst stichelte man nur, dann wurde es deftig. Toto Wolff solle den „Mund halten“, ätzte Red-Bull-Teamchef Christian Horner zuletzt in Richtung seines Mercedes-Konterparts. Der ließ sich nicht lange bitten, bezeichnete den „Bullen“-Boss als „Schwätzer“. Im Kampf um die Formel-1-WM zwischen Mercedes und Red Bull tobt abseits der Strecke ein regelrechter Psychokrieg – in dem sich der Herausforderer als die souveränere Partei wähnt. Die Silberpfeile seien ob des Drucks im Titelfight dünnhäutiger geworden, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko im RTL-Interview. Wie der Österreicher die psychologische Kriegsführung bewertet, sehen Sie im Video.

Streit um Flexi-Wings "Sturm im Wasserglas"

Von RTL-Reporter Felix Görner auf die „Schwätzer“-Attacke Wolffs angesprochen, antwortete Marko: „Wir begeben uns nicht auf dieses Niveau. Wir konzentrieren uns auf das absolute Racing und wollen da optimalst aufgestellt sein. Diese Nebengeräusche gehen – zumindest an mir – spurlos vorbei.“

Den von Mercedes vom Zaun gebrochenen Streit um die sogenannten Flexi-Wings am Red-Bull-Boliden bezeichnete Marko als „Sturm im Wasserglas“. Dass die Silbernen jetzt auch noch das Boxenstopp-Equipment von Red Bull beanstandet hätten, sei eine weitere „Luftaktion“.

Hintergrund: Mercedes (aber auch Aston Martin und McLaren) werten den biegsamen Heckflügel am RB16B, der auf den Geraden mehr Topspeed und in den Kurven Top-Abtrieb ermöglichen soll, als illegale Konstruktion. Die FIA führt daher seit dem 15. Juni neue Belastungstests der Aero-Teile durch, um zu überprüfen, ob Red Bull einen regelwidrigen Vorteil hat.

Marko: Frankreich wird enge Kiste

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"Werden die Chance nutzen"

Red Bull habe sich auf diese Tests und die neuen Richtlinien eingestellt, sagte Marko, das Team konzentriere sich ansonsten voll auf sich. Trotz des schwierigen Spagats zwischen der Entwicklung des diesjährigen Autos und der Konzentration auf 2022 werde Red Bull alles investieren, um die Mercedes-Titelserie schon 2021 zu brechen. „Wenn man die Chance hat, muss man sie auch nutzen und wir werden sie nutzen“, betonte der Österreicher.

„Unser gesamtes Team ist hochmotiviert. Wir haben lange unter der Mercedes-Dominanz gelitten“, räumte Marko ein. Trotz „massiver Abwerbungsversuche“ eines Mercedes-Kunden (Aston Martin, d. Red.) hätten viele Mitarbeiter ihre Verträge bei Red Bull verlängert. „Es ist ein Zusammenhalt, eine Faszination und eine Leidenschaft, die uns auszeichnen, das ganze Team fiebert und hungert diesem WM-Titel entgegen.“

Perez die erhoffte Waffe im Titelfight

Als heißes Eisen im Titelkampf sieht Marko Baku-Sieger Sergio Perez. Mit dem Mexikaner habe Red Bull neben Verstappen endlich eine zweite Waffe gegen Mercedes in der Hand. Vor allem Perez’ starke Rennpace eröffne in puncto Strategie, „was Over- und Undercut angeht ganz neue Kalkulationen, Möglichkeiten und Spekulationen“, so der 78-Jährige.

Bisher sei es ein Silber-“Privileg“ gewesen, „dass Max gegen zwei starke Mercedes-Piloten mehr oder minder hoffnungslos angefahren ist. Jetzt scheint sich das umzukehren.“

Marko: Bottas noch nicht abschreiben

Laut Marko ist zudem ein weiterer langjähriger Vorteil der Silberpfeile futsch. „Mercedes hatte immer den Vorteil, dass sie von der Motorleistung eine bis eine halbe Sekunde Rückhalt hatten. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, wir haben von Beginn an ein wettbewerbsfähiges Auto auf die Beine gestellt. Jetzt kommt es eben auf die Details an“, frohlockte Marko.

Dass Mercedes zuletzt ungewohnt schwächelte, sei „in der Summe“ das Ergebnis des „Drucks, den wir ausüben“, analysierte Marko. Aber auch die Charakteristik der Stadtkurse in Monte Carlo und Baku habe dem WM-Rivalen nicht in die Karten gespielt. „Zwei solche Rennen können nicht der Maßstab für die ganze Saison sein. Die kommen sicher sehr stark auf normalen Kursen zurück.“ (mar/fgö)