Nach Dreifachmord: Zeugen sagen im Prozess gegen Zahnarzt aus
Hartmut F. drohte Ehefrau: „Ich werde dich töten, ich werde die Kinder töten, ich werde euch alle töten“

„Hartmut will mich umbringen“ – das habe die Ehefrau von Hartmut F. am Telefon zu ihrer Schwester gesagt. Wie düster das Familienleben von Hartmut F. war, haben Zeugen beim fünften Prozesstag deutlich gemacht. Auch die Haushaltshilfe erinnert sich vor dem Kieler Landgericht: „Im November hat mir Frau F. gesagt, dass ihr Mann sie geschlagen hat. Sie hat gesagt, dass sie Angst vor ihm hat“. Nachdem am Montag (7. März) weitere Zeuginnen im Dreifachmord-Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Hartmut F. ausgesagt haben, geht am Dienstag (8. März) die Verhandlung in die fünfte Runde. Am 19. Mai 2021 soll der Mann zuerst seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und deren neuen Bekannten in Dänischenhagen mit einer Maschinenpistole erschossen und danach in Kiel einen gemeinsamen Bekannten mit einer halbautomatischen Pistole getötet haben.
Die zwei Gesichter des Hartmut F.
Die 54-jährige Haushaltshilfe kenne die Familie von Hartmut F. seit sieben Jahren, erzählt sie der Richterin. Zwei Mal die Woche habe sie in dem Haus in Dänischenhagen im Haushalt unterstützt. Das Verhalten von Hartmut F. konnte sie nur schwer einschätzen: „Es gab Tage, an denen er total herzlich war, und Tage, an denen man ihn am besten nicht anspricht. Ich habe etwas in seinen Augen gesehen, dass ich mir dachte, ich gehe ihm lieber aus dem Weg“, erzählt sie vor Gericht.
Auch die Schwester der verstorbenen Ehefrau und die Mutter, die sich über einen Anwalt vertreten lässt, betonten immer wieder das Gewaltpotential des Angeklagten: „Meine Schwester hat von Anfang an unter der Ehe gelitten. Ich habe selbst mitbekommen, wie aggressiv Hartmut ist“, so die Schwägerin von Hartmut F.
Haushaltshilfe: "Sie hat mir gesagt, dass er sie tötet"

Im November 2020 sei die Haushaltshilfe zu Familie F. gefahren, um zu arbeiten. „Die Tür hat mir eine Freundin von Frau F. geöffnet. Ich war erstaunt und habe gefragt, ob sie nicht zu Hause ist.“ Die Ehefrau von Hartmut F. sei oben, habe die Freundin gesagt. Die Ehefrau „hat mir gesagt, dass Herr F. sie geschlagen hat. Zuerst gab es einen Wortwechsel zwischen den beiden. Sie hat mir erzählt, dass er sie geschubst hat und sie auf den Boden gefallen ist. Die Lippen waren verletzt, die Nase war geschwollen. Das Auge war abgedeckt“, erinnert sich die Haushaltshilfe.
Ein paar Wochen später, „das war bestimmt nach Neujahr“, habe die Ehefrau die Haushaltshilfe angerufen und gefragt, ob sie zu ihr kommen könne. „Sie hat mir gesagt, dass sie Angst vor ihm hat. Sie hat gesagt, dass er sie tötet.“
Bei dieser Erinnerung an Frau F. kommen der 54-jährigen Haushaltshilfe vor Gericht die Tränen.
Mutter: „Er war gekränkt, weil er seine Leibeigene verloren hat.“
Die Mutter der Ehefrau erscheint selbst nicht im Kieler Landgericht, sie wird von einem Kriminalbeamten vertreten. Er sagt aus, was die Mutter in der Vernehmung gesagt hat. Demnach wollte sich die Ehefrau schon nach Geburt des ersten Kindes von Hartmut F. scheiden lassen. Ihrer Meinung nach sei Hartmut F. narzisstisch, habe eine bi-polare Störung. Zudem habe sich der Zahnarzt öfters aggressiv verhalten – so die Aussage der Mutter: „Vor den Augen der Kinder hat Hartmut einen Fernseher zerstört. Hartmut kam rein von der Arbeit, hat sich darüber aufgeregt, dass die Kinder Fernsehen gucken“ und habe ihn daraufhin mit einer Axt zerstört.
Hartmut F. drohte seinen Kindern, "dann ballere ich euch alle ab"

Die Ehefrau habe immer wieder Scheidungsgedanken gehabt, erinnern sich sowohl die Schwägerin und Schwiegermutter von Hartmut F. „Nach Geburt des jüngsten Kindes hatte sie Scheidungsgedanken, er drohte ihr: Ich werde dich töten, ich werde die Kinder töten, ich werde euch alle töten“, so das Protokoll aus der Vernehmung der Schwiegermutter. Es habe immer wieder Trennungsphasen gegeben, die Hartmut F. wütend gemacht haben. So wütend, dass er sich – so die Aussage der Schwiegermutter – sogar den Kindern gegenüber unverzeihlich geäußert habe: „Wenn ich bald nicht wieder bei euch einziehen darf, macht das eurer Mutter klar, dann ballere ich euch alle ab.“
Ehefrau hatte eine Überwachungskamera installiert
Seitdem habe die Ehefrau von Hartmut F. mit der Angst zu kämpfen gehabt, sie „hat nur dann keine Angst, wenn jemand bei ihr war, also z.B. ihre Kinder, Familie oder Freunde. Sie hat sogar mit ihren zwei kleinen Kindern in einem Bett geschlafen. Sie hat schlecht geschlafen und lag die ganze Nacht wach. Sie hat Geräusche gehört und schreckte dadurch auf“, erzählt die Haushaltshilfe weiter. „Sie hat mir gesagt, dass es draußen eine Kamera [...] gab. Sie hat sie 1,5 Wochen vor ihrem Tod installieren lassen, damit sie weiß, wer sich draußen aufhält.“