Selbst das Kühlschranklicht ist verbotenFamilie aus Hannover darf Freitags auf keinen Fall den Lichtschalter benutzen
Ita Afanasev fällt ein, dass sie am Freitagabend vergessen hat, den Ofen auszuschalten. Obwohl die Frau vor dem Backofen steht und diesen ausschalten könnte, darf sie es nicht. Ein Nachbar muss zur Hilfe kommen, um den Ausschalter zur betätigen. Denn die Familie Afanasev aus Hannover lebt streng nach den jüdischen Regeln. Weshalb sie dafür zwei Spülmaschinen, Bestecksets und Öfen braucht, erfahren sie im Video.
Das Toilettenpapier muss vorgeschnitten werden

Der Schabbat beginnt wöchentlich am Sonnenuntergang am Freitag und endet bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag. An diesem jüdischen Ruhetag darf keine Elektrizität genutzt werden und nicht gearbeitet werden. Hausarbeit, Reisen, Schreiben und Elektronik sind für diese Zeit verboten. Selbst das Licht im Kühlschrank, welches angeht, wenn man den Kühlschrank öffnet, muss blockiert werden. Auch der Gang ins Badezimmer wird vorbereitet: „Es gehört dazu, dass wir an Schabbat unser Toilettenpapier vorbereiten, weil wir an Schabbat nichts zerreißen“, sagt Ehemann Rav Shlomo Afanasev. Daher schneidet sich die Familie das Toilettenpapier vor oder nutzt Kosmetiktücher. Und wenn trotz den Vorbereitungen etwas schief geht, muss eben ein Nachbar helfen, der nicht jüdischen Glaubens ist.
"Kamele sind nicht koscher"

Die Tradition sieht vor, dass an Schabbat drei Mahlzeiten mit Brot und Wein serviert werden. In einer jüdischen Küche muss alles koscher, also erlaubt, sein. Rav Shlomo Afanasev widmet sich jeden Freitagnachmittag dem Schabbat-Essen. Der 41-Jährige ist der Gemeinderabbiner der jüdischen Gemeinde Hannover und ist ein sogenannter Halacha-Experte. Er kennt die Speisegesetze gut: „Die Tora gibt ein paar Merkmale von koscherem Tier. Das muss eine gespaltene Hufe sein und das Tier muss ein Wiederkäuer sein. Also Kuh, Ziege, ein Lamm sind koscher. Ein Pferd, Kamele sind nicht koscher.“ Lebensmittel wie Getreide, Gemüse und Früchte gelten als neutral. Bei Fisch gilt: „Alles was im Wasser lebt und Schuppen hat, ist automatisch koscher.“
Bier und Chips
Der Schabbat ist für die Familie eine besondere Zeit: „Es ist schon mit viel Vorbereitung verbunden, aber das ist etwas, was wir für uns gewählt haben. Es ist Teil unseres Lebens, wir glauben daran. Deswegen ist es für uns nicht schwierig oder anstrengend“, sagt Mutter Ita. Die Familie kauft ihre Lebensmittel gerne in einem koscheren Laden in der jüdischen Gemeinde in Hannover. Außerdem ist der Koscher-Stempel ein eindeutiges Indiz. Der Stempel gibt an, dass ein Produkt nach den jüdischen Gesetzen hergestellt wurde. Und der Gemeinderabbiner verrät: „Bier und Kartoffelchips sind koscher!“